Sky Experte Lothar Matthäus kommentiert in seiner Kolumne "So sehe ich das" die immer wieder aufkommenden Gerüchte über einen potenziellen Wechsel von Cristiano Ronaldo nach München. Außerdem bewertet er die bisherigen Transfers und blickt auf mögliche Neuzugänge des FCB.
Traditionell befinden wir uns gerade in der Zeit, in der vieles auf dem Transfermarkt passiert und fast täglich Spieler mit Vereinen in Verbindung gebracht werden. So natürlich auch in der Bundesliga und allen voran beim FC Bayern und Borussia Dortmund.
Ein Spieler, der bereits vor Monaten seinen Wechsel von München nach Dortmund bekannt gegeben hat, ist der von mir sehr geschätzte Niklas Süle. Der hat sich jetzt zu den Gründen seines Wechsels zum großen Rivalen und der Kritik an seiner Person geäußert.
Süle bringt die Bayern-DNA mit nach Dortmund
Zwei Aussagen sind bei mir hängengeblieben: Zum Einen hat Niklas angesprochen, dass auch andere Spieler gerne mal etwas deftiges essen und auch ein kalorienhaltiges Getränk zu sich nehmen. Bei den meisten wird dies allerdings nicht kritisiert. Bei Süle ist es so, das er dies offen und ehrlich kommuniziert und auch kein Geheimnis draus macht. Ich weiß, dass es aktuell genügend Spieler in der Bundesliga gibt, die nicht permanent und akkurat auf ihre Ernährung achten. Nur geben die es nicht zu, oder sind für die Öffentlichkeit nicht so interessant. Auch hier würde ich sagen: Punkt für Süle. Ehrlichkeit muss belohnt werden.
Desweiteren hat sich der Nationalspieler zu den Beweggründen für seinen Wechsel geäußert. Der wichtigste ist in meinen Augen, dass er den FC Bayern daran hindern möchte, zum elften Mal in Folge Deutscher Meister zu werden. Hier sieht man eindeutig: da bringt einer die Bayern-DNA mit ins Ruhrgebiet. Und das heißt in diesem Falle nichts anderes, als Titel zu wollen - und zwar sofort!
Könnten den besten BVB der letzten Jahre sehen
Niklas Süle will in seinem ersten Jahr bei Borussia Dortmund Deutscher Meister werden. Ich glaube, die Dortmunder haben sich mit diesem Mann nicht nur sportlich, sondern auch in Sachen Einstellung wunderbar verstärkt. Wenn jetzt auch noch David Raum für die Linksverteidigerposition das schwarz-gelbe Trikot in der neuen Saison anziehen sollte und die Mannschaft von Edin Terzic quasi die Viererkette der Nationalmannschaft aufzubieten hat, dann könnten wir wirklich den besten BVB der letzten Jahre sehen.
Die Transfer-Arbeit von Sebastian Kehl ist eine glatte Eins. Überragend was er auf die Beine gestellt hat. Auf dem Feld, auf der Trainerbank und auch neben dem Platz. Ein neuer Athletik-Trainer, ein großartiger und erfahrener Co-Trainer, ein Chef-Coach der den Club liebt und wahrscheinlich so sehr auf Erfolg brennt wie kein anderer vor ihm und dazu eine ganze Reihe ein richtig guter Fußball. Ich freue mich sehr auf den neuen BVB.
Transfers: starke Performance von Salihamidzic
Kommen wir zum FC Bayern. Auch hier sehe ich bisher eine ganz starke Performance von Hasan Salihamidzic in der Einkaufs- und Verkaufspolitik. Mane ist ein Weltstar, Gravenberch und Mazroui sind sehr vielversprechende junge Fußballer. Nun will Julian Nagelsmann offenbar auch Konrad Laimer von RB Leipzig nach München lotsen. Von der spielerischen Qualität her ohne Frage ein sehr guter Transfer. Ich mag diesen Spieler.
Ob er allerdings direkt Stammspieler in dieser Mannschaft wird, wage ich zu bezweifeln. Bis auf Mane kann davon wohl keiner ausgehen. Denn Goretzka und Kimmich werden mit Sicherheit nicht freiwillig Platz für Laimer machen. Und Sabitzer ist für diese Position auch noch da. Sollte auch er nach Roca und Tolisso gehen, hätte Nagelsmann vier Spieler auf zwei Position und einen hochklassigen Konkurrenzkampf im zentralen Mittelfeld. So muss das sein, wenn man alle Titel gewinnen will. Kommt Laimer nach München, hätte man Roca und Tolisso gegen Gravenberch und Laimer getauscht. Ein Verkauf von Sabitzer vorausgesetzt, wäre auch das eine top Transferleistung von Hasan und Co.
Das wäre eine gute Lösung im Fall Lewandowski
Bleiben in meinen Augen noch zwei Baustellen: der Verkauf von Bouna Sarr und eine gute Lösung im Fall Lewandowski. Wenn Brazzo das auch noch gelingt, hat auch er einen überragenden Job in dieser Sommerpause abgeliefert.
Eine gute Lösung im Fall Lewandowski wäre für mich: Entweder Robert bleibt, wie vom Verein kommuniziert oder man verkauft ihn zum Höchstpreis und besorgt richtig guten Ersatz. Könnte das tatsächlich Cristiano Ronaldo sein?
Ronaldo ist immer noch ein überragender Torjäger
Natürlich wäre das kein Transfer mit Blick in die Zukunft. Er ist 37 und würde permanent für Schlagzeilen sorgen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob er in das System von Bayern München passt. Aber er ist immer noch ein überragender Torjäger. Er ist einer der besten Stürmer aller Zeiten und würde sicher um die 30 Tore erzielen. Eine Refinanzierung durch Trikot-Verkäufe und ähnlichem wäre garantiert.
Ronaldo zu Bayern wäre sexy! Zumindest sollte man die Optionen durchdenken und einmal durchspielen. Wenn man bei Bayern der Meinung ist, dass Cristiano Ronaldo körperlich noch in der Lage ist, ein bis zwei Jahre richtig zu helfen und man die für Lewandowski generierte Ablösesumme mehr oder weniger eins zu eins in den portugiesischen Megastar investieren kann würde ich darüber nachdenken.
Leistungsdruck in der Offensive wäre extrem hoch
Wenn er mit einem ähnlichen Gehalt wie dem von Lewandowski "zufrieden" ist, könnte man sich auf den Ronaldo-Hype einlassen. Dann hätte Nagelsmann im zentralen Mittelfeld zwei tolle deutsche Nationalspieler und mit Gravenberch und Laimer richtig gute Backups.
In der Offensive könnten die Bayern mit Mane, Müller, Ronaldo und Coman wahnsinnig viele Tore schießen. Ihre Konkurrenten hießen Gnabry und Sane. Auch hier wären der Konkurrenz- und Leistungsdruck für alle extrem hoch und keiner könnte sich ausruhen. Eventuell verlässt Gnabry den Verein, und dann wäre finanziell alles einigermaßen vernünftig.
De Ligt kann ich mir weniger bei Bayern vorstellen
Aus Italien war zu hören, dass die Bayern ein Auge auf den holländischen Innenverteidiger Matthijs de Ligt geworfen haben soll. Das kann ich mir nun weniger vorstellen. Der kostet ungefähr 100 Millionen Euro.
Es würde mich sehr überraschen, sollte so ein Transfer finanziell stemmbar sein, nachdem man auch in München glaubhaft versichert hat, dass die letzten zwei Jahre mit größten finanziellen Verlusten einhergingen. Zudem sind Upamecano, Hernandez, Pavard und der junge Nianzou im Kader. Da sehe ich noch eher Cristiano Ronaldo als de Ligt an der Säbener Straße.
Mehr zu den Autoren und Autorinnen auf skysport.de
Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.