Kolumne: Matthäus über BVB, Bayern, Bellingham, Aytekin Musiala

Matthäus: Einige Bayern wollen sich nicht quälen

Von Lothar Matthäus, Fußball Experte

Image: ''So sehe ich das'' - die Sky Kolumne von Lothar Matthäus.

In seiner Kolumne "So sehe ich das" blickt Sky Experte Lothar Matthäus auf den Klassiker zwischen Borussia Dortmund und Bayern München zurück und bewertet die Entscheidung von Deniz Aytekin, Jude Bellingham nicht vom Platz zu schicken. Die Bayern-Spieler nimmt er in die Pflicht.

Sechs Bundesligaspiele, ein Sieg: das ist nicht Bayern-like! Und zu allem Überfluss haben sie auch noch in so einem wichtigen Spiel eine 2:0-Führung hergegeben. Die Bayern haben zu wenig gemacht. Sie vergessen in den ersten 70 Minuten nachzulegen und das entscheidende Tor zu schießen. Es waren vier, fünf Möglichkeiten dafür da und sie spielen wieder mal nicht konsequent zu Ende.

Genau wie in den letzten Wochen muss man sagen, die Bayern hätten die Partie nach Hause fahren müssen. So war es schon gegen Gladbach oder bei Union Berlin. Auch dort haben sie einfach ihre Chance nicht verwertet. In Dortmund haben sie nicht auf das dritte Tor gespielt, obwohl der BVB bis zur 70. Minute nicht wirklich stark war.

In den letzten 20 Minuten wollten sie dann nur noch das Ergebnis verwalten. Dortmund hat es letztlich gut gemacht, perfekt eingewechselt und am Ende den nötigen Druck ausgeübt. Aufgrund der Energieleistung, die Dortmund gezeigt hat, war das ein gerechtes Unentschieden. Es war natürlich ein gefühlter Sieg für Borussia Dortmund nach so einem Spielverlauf.

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Auch Sane hätte vom Platz gemusst

Zur Schiedsrichterleistung: Ein Tritt ins Gesicht sollte mindestens eine Gelbe Karte nach sich ziehen. Und ich denke, nichts anderes war es von Bellingham an Davies. Der Fuß hatte da oben nichts zu suchen. Gelb hätte gereicht, um Bellingham vom Platz zu stellen. Der BVB hätte dann ab der 40. Minute mit einem Mann weniger gegen die Bayern spielen müssen. Und das wäre wahrscheinlich spielentscheidend gewesen.

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Deniz Aytekin bezieht zu Jude Bellingham klare Stellung.

Mit den Aussagen nach dem Spiel getätigt hat sich Aytekin keinen Gefallen getan. Foul ist Foul, Fingerspitzengefühl und Absicht hin oder her. Ich sehe das ganz objektiv und neutral. Auch Leroy Sane hätte vom Platz gemusst.

Ich gestehe unserem Top-Schiedsrichter Fehler zu, das ist ganz normal. Er bleibt auch weiterhin der Beste. Aber ich sehe hier keinen Platz für einen Ermessensspielraum, denn die Situationen waren klar. Ob das Spiel entschieden worden wäre durch ein Platzverweis von Bellingham, sei mal dahingestellt. Aber zumindest wäre es ein Vorteil für Bayern gewesen.

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Wenn man weiter denkt, war es auch ein großer Nachteil für die Bayern, das Alphonso Davies mit seiner Geschwindigkeit nicht mehr auf dem Platz stand.

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Terzic hat sehr gut gewechselt

Wo haben die Dortmunder den Ausgleich eingewechselt? Auf rechts mit Wolf und Adeyemi und deren Schnelligkeit. Stanisic hat sich permanent irritieren lassen. Es war eine ungewohnte Position für ihn, weil er sonst immer rechts oder in der Mitte verteidigt hat.

Diese Einwechslungen war sehr gut gemacht vom Dortmunder Trainer. Die richtige Einstellung in den letzten 20 Minuten und der Wille, dieses Spiel unbedingt gewinnen zu wollen, habe ich bei Bayern nicht gesehen. Ich finde übrigens, dass die Konstellation im Sturm der Dortmunder mit Modeste und Moukoko absolut ein Modell sein könnte, dass sie in Zukunft öfter spielen. Einer kräftig, kopfballstark, der andere klein, wendig, technisch versiert.

Kobel irgendwann sicher einer für Bayern

Sky Experte Lothar Matthäus über die Meisterchancen des BVB

Von der spielerischen Qualität her gibt es bei Dortmund nicht viel zu kritisieren. Die Transfers, die sie im Sommer getätigt haben, waren sehr gut. Adeyemi, Schlotterbeck, Süle sind tolle Verstärkungen und ich hoffe für die Borussen, dass ihr Stammtorhüter Gregor Kobel bald zurückkommt. Der hätte den einen oder anderen vielleicht gegen die Bayern gehalten.

Mit Kobel hat der BVB vor zwei Jahren einen richtig guten Torhüter geholt und den braucht man, wenn man Deutscher Meister werden will. Bei den Gegentoren der Bayern war schon auch der Schlussmann einigermaßen involviert. Die Abwehrspieler vor Kobel können einigermaßen beruhigt sein. Sie wissen, dass er auch unmögliche halten kann. Das war bei mir früher auch so, wenn ich wusste, dass Oliver Kahn hinter mir steht. Das ist eine ganz wichtige Sicherheit für das ganze Team. Kobel ist einer der besten Torhüter der Bundesliga. Irgendwann mal ist er sicherlich auch einer für Bayern München.

Süle hat das Zeug zum Stamm-Verteidiger bei der WM

Diskutiert wird ja gerne über Niklas Süle. Wenn er seinen Rhythmus hat, dann ist er bei der WM Stamm-Verteidiger. Er hat die Qualität und Geschwindigkeit. Auch wenn es nicht immer so aussieht, liegt sein Top-Speed bei über 35 km/h. Er setzt seinen Körper sehr geschickt im Zweikampf-Verhalten ein und das weiß auch Hansi Flick.

Am Anfang hat es etwas gehakt, die Verletzung und der Wechsel nach Dortmund mussten erstmal verarbeitet werden. Wenn es für ihn in den nächsten fünf Wochen weiterhin so gut läuft und der BVB erfolgreich Spiele bestreitet, bin ich davon überzeugt, dass er mit Antonio Rüdiger unsere WM-Verteidigung in Katar ist.

Nagelsmann ist auf einem guten Weg

Karl-Heinz Rummenigge hat Julian Nagelsmann als großes Talent bezeichnet. Das hört sich immer etwas klein und komisch an. Musiala ist aber auch ein Talent und spielt Weltklasse.

Julian Nagelsmann hat in Hoffenheim und Leipzig gezeigt was er kann. Klar ist das bei Bayern etwas anderes. Da ist der Druck so groß wie bei keinem anderen Verein und auch die Medienlandschaft ist eine ganz andere Hausnummer. Hier kann aus dem Talent schnell ein reifer Trainer werden. Julian ist auf einem guten Weg. Er muss jetzt eben auch viel umstellen, ohne Torjäger spielen und das dauert eben seine Zeit.

Einige Bayern-Spieler nicht bereit, alles zu geben?

Sky Experte Lothar Matthäus nimmt die Bayern-Spieler in die Pflicht

Vielleicht sind einige Spieler dieses Jahr auch nicht bereit, in der Liga alles zu geben, weil sie schon so oft Deutscher Meister worden sind. Dieses Quälen, wie es nötig ist wenn man in Augsburg zurückliegt oder in Dortmund trotz Führung weiter Gas geben muss. Dieser Fight ist aktuell beim FC Bayern nicht mehr jederzeit spürbar.

Deshalb hinkt sie in der Bundesliga ihren Ansprüchen hinterher. Sie glänzen bisher in der Champions League, aber nicht in der Meisterschaft. Das kann sich jederzeit ändern, aber dafür müssen die Spieler anfangen, Woche für Woche ihr ganzes Potenzial abzurufen. Es wäre langsam an der Zeit.

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Vielleicht hätte Bayern den Wiesn-Besuch absagen sollen

Apropos Musiala. Der nächste positive Corona-Fall bei Bayern. Vielleicht hätte man den Wiesn-Besuch dieses Jahr absagen sollen. Das ist langsam eine wirkliche Schwächung für das Team.

Jeder weiß, dass nach dem Oktoberfest eine Grippe-Welle in München grassiert und hinzu kommt jetzt Corona. Da ist jeder in dieser Stadt gefährdeter für Ansteckungen und das kann in dieser Saisonphase problematisch werden, zumal auch noch die sportlichen Ausfälle hinzukommen. Im Nachhinein hätten der Klub und die Spieler lieber auf das Fest verzichten sollen.

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