Nur wenige hätten zu Saisonbeginn wohl gedacht, dass Neuzugang Konrad Laimer im Champions-League-Halbfinale der Chef im Mittelfeld des FC Bayern sein würde. Doch der Österreicher ist mittlerweile unentbehrlich und heimst Lob von allen Seiten für seine Leistungen ein.
Dass Laimer das nötige Rüstzeug für den FC Bayern hat, bewies der Mittelfeldspieler eigentlich noch bevor sein Transfer nach München überhaupt offiziell war. Am 33. Spieltag der Vorsaison siegte RB Leipzig in der Allianz Arena dank einer herausragenden Vorstellung des 26-Jährigen mit 3:1 und vermasselte den Münchnern fast noch die elfte Meisterschaft in Serie.
Dennoch gab es Unkenrufe, als einige Wochen später der ablösefreie Wechsel des österreichischen Nationalspielers verkündet wurde.
Zunächst oft als Rechtsverteidiger eingesetzt
Fans und Experten waren nicht sicher, ob Laimer an Joshua Kimmich und Leon Goretzka, dem seit Jahren gesetzten Duo auf der Doppel-Sechs vorbeikommen würde. Ein ähnliches Schicksal wie bei Landsmann Marcel Sabitzer schien denkbar. Der 30-Jährige, der aktuell bei Borussia Dortmund richtig aufblüht, ließ sich nach 18 Monaten erst zu Manchester United ausleihen und verließ die Münchner sechs Monate später endgültig Richtung BVB.
Einzig Bayern-Patron Uli Hoeneß schien restlos überzeugt und nannte ihn den "Traum jedes Trainers, weil er so vielseitig einsetzbar ist". Genau diese Variabilität wurde Laimer zu Saisonbeginn aber zum Verhängnis. Er fand sich nämlich meistens als Superjoker erst auf der Bank und durfte oft nur dann von Beginn an spielen, wenn auf der Rechtsverteidiger-Position Bedarf war.
Auf seiner Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld hatte ihm zwischenzeitlich auch Youngster Aleksandar Pavlovic den Rang abgelaufen. Aber Laimer gab weiter immer Vollgas und wurde belohnt. In den beiden Champions-League-Duellen gegen den FC Arsenal war er so etwas wie der persönliche Bewacher von Martin Ödegaard und schaffte es, den Spielmacher der Gunners komplett aus dem Spiel zu nehmen.
Kimmich schwärmt: "Herausragend"
Beim 2:2-Remis im Halbfinalhinspiel der Königsklasse gegen Real setzte der gebürtige Salzburger noch einen drauf und war wahrscheinlich der beste Mann auf dem Platz. Max Eberl schwärmt vom Neuzugang: "Ich fand schon, dass er es gegen Arsenal gegen Ödegaard - sowohl im Hinspiel als auch Rückspiel - sehr gut gemacht hat", beginnt der neue Sportvorstand und lobt: "Er hat herausragende Qualitäten, was die Giftigkeit im Zweikampf und die Laufbereitschaft betrifft. Es ist unfassbar eklig, gegen ihn zu spielen und mit dem Ball ist er immer sicherer geworden. Das war heute eine sehr, sehr gute Leistung."
Kimmich geht noch einen Schritt weiter: "Herausragend" sei die Leistung Laimers gewesen, er habe ein "überragendes Spiel" gemacht: "Nicht nur gegen den Ball, sondern auch mit dem Ball hat er sehr, sehr gute Entscheidungen getroffen, ist auch mal gut angedribbelt und hat gute Pässe zwischen die Linien gespielt. Seine Zweikampfführung war herausragend. Er hat schon einige gute Spiele für uns gemacht, aber das war das mit Abstand Beste."
Vorlage auf Sane
Tatsächlich hatte Laimer einen Sahnetag erwischt (Sky Note 2) und das nicht nur, weil er den Ausgleich von Leroy Sane durch einen dynamischen Antritt im Mittelfeld stark vorbereitete. Er warf sich darüber hinaus in jeden Zweikampf, nervte die Real-Stars ununterbrochen und setzte auch körperlich das ein oder andere Zeichen, obwohl er vor dem Spiel noch fraglich war, nachdem er am vergangenen Samstag gegen Eintracht Frankfurt verletzt ausgewechselt werden musste.
Doch Laimer wurde rechtzeitig fit und betrieb Eigenwerbung. Er war der Chef im Mittelfeld - erst an der Seite von Goretzka und nachdem dieser zur Halbzeit ausgewechselt wurde, ergänzte er sich hervorragend mit Raphael Guerreiro.
Nach dem Spiel gab sich der Hochgelobte aber bescheiden: "Einstecken und Austeilen" sei nun mal seine Spielweise, gab er bei Sky Sport Austria zu Protokoll und ergänzte danach in der Mixed Zone: "Es war sicherlich ein gutes Spiel von mir, aber es ist auch wurscht, denn es bringt nichts. Ich bin eh immer ein Spielertyp, der alles raushaut. Es ist ein Champions-League-Halbfinale, da geht es um alles. Für solche Spiele spielen wir alle Fußball. Es hat einfach Spaß gemacht und wird nächste Woche wieder Spaß machen."
Auch im Rückspiel gesetzt
Dann will Laimer mit den Münchnern ins CL-Endspiel und klar ist: In der aktuellen Form wird Trainer Thomas Tuchel auch in Madrid auf seine Dienste von Beginn an setzen. Laimer hat nämlich spätestens gegen die Königlichen nachgewiesen, dass er das nötige Rüstzeug für den FC Bayern hat...
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