Sieben Jahre lang war Kylian Mbappe nun das Gesicht von Paris Saint-Germain. Der Superstar sammelte Titel über Titel, aber der Traum vom Henkelpott bleibt (noch) unerfüllt. Im Sommer endet wohl sein Kapitel in der französischen Hauptstadt.
Kylian Mbappe schloss die Augen und atmete durch, als würde ihn fieses Sodbrennen plagen. Der brutale Schmerz des Scheiterns peinigte den berühmtesten Fußballer Frankreichs, dem spätestens in diesem Moment bewusst wurde, dass er im Trikot von Paris Seint-Germain niemals den Champions-League-Pokal in die Luft recken wird. Und während die Fans ihren Superstar bereits fortwünschten zu Real Madrid, ging Mbappe hart mit sich selbst ins Gericht.
"Ich bin derjenige, der Tore schießen muss. Wenn ich treffe, nehme ich das Rampenlicht an, wenn ich nicht treffe, akzeptiere ich auch den Schatten", sagte der 25-Jährige nach dem bitteren 0:1 (0:0) im Halbfinal-Rückspiel gegen Borussia Dortmund. Versagt. Schon wieder. Das Aus wirkt wie eine Zäsur im Millionenspiel des Glamourklubs, der mit dem Geld aus Katar einst Mbappe (180 Millionen Euro) oder auch Neymar (222 Millionen) einzig und allein kaufte, um diese eine Trophäe zu holen.
CL-Gewinn mit Real?
Jetzt ist Mbappe bald weg - und der Cup ist weiterhin unerreichbar. "Das Ende seines Traums", titelte L'Equipe recht passend, wobei sich Mbappe diesen Traum irgendwann wohl im weißen Trikot Madrids erfüllen wird. Nur nicht in Paris. Dort herrscht im Mai 2024 pure Ernüchterung. "Er soll zu Real gehen", schimpfte ein Fan beim Verlassen des Prinzenparks: "Er soll mit großem Vergnügen gehen."
Und dabei hätte der Weltmeister von 2018 das Drehbuch seines Abschieds selbst vom Drama zur Heldensage umschreiben können. Doch kurz vor Schluss klatschte sein Schuss ans Aluminium, wie es PSG viermal an diesem Tag passieren sollte und schon zweimal beim 0:1 im Hinspiel in Dortmund geschehen war. "Wenn du gut bist, triffst du nicht den Pfosten, sondern machst ihn rein, wir waren da nicht gut genug", lautete Mbappes Urteil.
Denkmal hat Kratzer bekommen
Und so geht es nicht am 1. Juni zum Finale nach Wembley, nicht mit dem Henkelpott bei der Siegerparade über die Champs Elysees. Die Ära Mbappe, die 2017 begonnen hatte, droht unspektakulär auszutrudeln. Mehr noch: Nachdem das Durchsickern seines Real-Wechsels bereits in den Vorwochen für Unruhe gesorgt hatte und Trainer Luis Enrique ihn in der Liga merklich weniger einsetzte, hat sein Denkmal in Paris auf den letzten Metern Kratzer bekommen.
Was bleibt jetzt noch? Meister der Ligue 1 ist PSG schon, am 25. Mai gibt es gegen Olympique Lyon den nationalen Pokal zu gewinnen, aber dafür ruft bei den Geldgebern in Katar niemand seinen Bankberater an. Vereinspräsident Nasser Al-Khelaifi ("Ich bin stolz") versuchte, die Enttäuschung herunterzuspielen: "Wir haben das Halbfinale dreimal in fünf Jahren erreicht. Natürlich ist es nicht unser Ziel, dass dann dort Schluss ist, wir wollen weiter."
Nur beim Corona-Turnier im Finale
Mit diesem Auftrag war Enrique, der auch nicht für einen schmalen Dollar in Paris arbeitet, vor der Saison geholt worden. Am Dienstag versuchte er, das Scheitern seiner zusammengekauften Truppe irgendwie zu moderieren: "Als ich gekommen bin, war das Ziel, so gut es geht um jede Trophäe mitzuspielen. Wenn die Saison vorbei ist, nach dem Pokalfinale, werden wir sehen, was wir erreicht haben."
Auf jeden Fall zu wenig. Und das gilt nicht nur für die aktuelle Saison. Seit dem Katar-Einstieg 2011 reichte es nur 2020 beim Corona-Turnier in Portugal für das Finale, das PSG dann gegen den FC Bayern verlor. Und sonst? Halbfinale 2021 und eben 2024, sonst immer im Achtel- oder Viertelfinale raus. All die Millionen, die sämtliche Mbappes und Neymars kosteten, lassen sich dadurch wohl nicht aufwiegen.
Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.