Sieben Spiele, 19 Punkte, 18 Tore! In der erst zweiten Saison nach dem Aufstieg überrascht der Provinzklub FC Girona als Tabellenführer der spanischen LaLiga - thront vor dem direkten Duell mit Real Madrid an der Spitze. Wie konnte es dazu kommen?
"27.09.2023 Geschichte", schrieb der Klub aus der 100.000-Einwohner-Provinz am Montagabend nach dem 2:1-Sieg beim Gelben U-Boot in Villarreal bei X, vormals Twitter. Mit Recht, schließlich hat Girona in der erst zweiten Saison nach dem Aufstieg die Tabellenführung erobert. Zum ersten Mal seit 1952/53 (Espanyol Barcelona nach dem 22. Spieltag) steht eine andere katalanische Mannschaft als der FC Barcelona auf Rang eins.
Sky Sport fasst die Gründe für den sensationellen Aufschwung zusammen.
Ex-Bayern Flop und Barca-Sorgenkind halten die Abwehr zusammen
Erfahrung und Talent! Das ist das Erfolgsrezept der Defensivabteilung der Elf von Trainer Michel. So avancierte Barca-Sorgenkind und -Leihgabe Eric Garcia am Mittwochabend mit seinem Treffer zum 2:0 zum Matchwinner. Doch auch hinten hält er den Laden gemeinsam mit dem erfahrenen David Lopez und vor Ex-Spurs-Keeper Paulo Gazzaniga zusammen. Nach zahlreichen Patzern beim FC Barcelona soll er sich nun rund 100 Kilometer nördlich stabilisieren. Ein erfolgreiches Engagement - Stand jetzt: In Girona zählt der Verteidiger mit "einer der besten Spieleröffnung der Welt" (Zitat Michel) zu den Defensivstützen.
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Selbiges trifft auch auf Daley Blind zu: Der Niederländer, der in der vergangenen Spielzeit beim FC Bayern gespielt hat, ist gegen das Gelbe U-Boot zwar nur als Joker zum Einsatz gekommen, gilt sonst aber als essenzieller Stammspieler auf der Linksverteidigerposition: Vor dem Gastspiel in Villarreal stand er in allen sechs Partien über die volle Distanz auf dem Platz und überzeugte. Zum Vergleich: In München kam er insgesamt auf gerade einmal fünf Einsätze (157 Minuten).
Tore der besten Offensive der Liga auf vielen Schultern verteilt
Doch auch offensiv sorgt die Michel-Elf für begeisternden Fußball. Mit 18 Toren stellt Girona zusammen mit dem FC Barcelona die beste Offensive der Liga - mit elf (!) verschiedenen Torschützen (europäische Spitze). Im 4-1-4-1-System glänzen mit Stürmer Artem Dovbyk (drei Tore, zwei Assists) und Rechtsaußen Viktor Tsygankov (ein Tor, zwei Assists) zwei ukrainische Angreifer, dazu überragt der erst 19-jährige Brasilianer Savio auf dem linken Flügel (zwei Tore, vier Assists). Die Leihgabe aus Troyes dürfte spätestens jetzt bei den Scoutingabteilungen der Top-Klubs auf dem Zettel stehen…
Zugriff auf den City-Pool & mehr als ein Hauch von Guardiola
Fußball-Romantik? Ja, aber mit Abstrichen, schließlich ist der Klub Teil der City Football Group (CFG). 2017 erwarb die CFG gemeinsam mit der von Pere Guardiola (Bruder von Pep Guardiola) etablierten Girona Football Group jeweils 44,3 Prozent der Anteile. Ein großer Einfluss, der allerdings nicht nur auf den LaLiga-Klub beschränkt ist. So ist die Gruppe des Scheichs Mansour Bin Zayed Al Nahyan auch am New York City FC, Troyes, Melbourne und natürlich Manchester City beteiligt. Ein internationales Netzwerk mit einer großen Expertise, Finanzkraft und einer großen Auswahl an Spielern, die regelmäßig hin und her geschoben und gegenseitig geparkt werden können. Der Red-Bull-Kosmos lässt grüßen.
Von diesem Pool profitiert auch der kleine LaLiga-Klub Jahr für Jahr. So ist beispielsweise Mittelfeldmotor Yangel Herrera von den Cityzens geholt worden. Auch Abwehr-Juwel Yan Couto fand den Weg in die idyllische Provinz-Stadt über Manchester. Und apropos Guardiola: Der Bruder von Pep Guardiola und Mitinhaber der Berateragentur Sports Entertainment Group (SEG) leitet als Vorstandsvorsitzender die Geschicke des LaLiga-Klubs und lässt natürlich regelmäßig die Kontakte spielen - beispielsweise bei Blind, der von der SEG beraten wird.
Duell mit Real Madrid steht vor der Tür
Der Erfolg von Girona kommt also nicht von ungefähr - überraschend ist die Tabellenführung aber allemal. Auswärtssiege in Sevilla (2:1) und Villarreal (2:1), dazu Spektakel in Granada (4:2) und gegen Mallorca (5:3) sind alles andere als selbstverständlich.
Dennoch - so viel gehört zur ganzen Wahrheit dazu - steht das direkte Duell mit einem der "großen Drei" noch aus. Das wird sich allerdings ändern, wenn Girona Real Madrid am Samstag zum "Tanz um die Tabellenführung" bittet.
Ein Topspiel im Estadi Municipal de Montilivi (13.500 Zuschauer), das vor der Saison wohl niemand auf dem Zettel gehabt hat…
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