Leroy Sane zeigt beim DFB Emotionen - sieht dafür in Österreich die Rote Karte

Leidenschaft im falschen Moment

Image: Leroy Sane (l.) flog wegen einer Tätlichkeit an Österreichs Phillipp Mwenemit Rot vom Platz.

Die deutsche Nationalmannschaft ist auf der Suche nach Emotionen. Nun sorgte Leroy Sane gegen Österreich für solche, sah dafür allerdings nach seiner Tätlichkeit an Phillipp Mwene die Rote Karte. Ein Ausdruck von Leidenschaft im falschen Moment.

Inmitten des blutleeren Auftritts der deutschen Nationalmannschaft in Österreich (0:2) zeigte Leroy Sane plötzlich große Emotionen. Endlich - würde man meinen - setzt ein deutscher Spieler ein richtiges Zeichen. Nach dem Motto: Ich lasse mir nicht mehr alles gefallen!

Doch es war ein Ausdruck von Leidenschaft im falschen Moment. Denn mit seiner Tätlichkeit, zu der sich der Star des FC Bayern nach seinem Foul an Österreich- und Mainz-Profi Phillipp Mwene mit anschließendem Wortgefecht hatte hinreißen lassen, hat er seine Mannschaft nicht aufgerüttelt, sondern ihr einen Bärendienst erwiesen.

Die Noten der DFB-Stars gegen Österreich

KEVIN TRAPP: Die Nummer drei durfte in Abwesenheit von Marc-Andre ter Stegen und Manuel Neuer erneut ran. Mehrere starke Paraden. Beim 0:1 auf dem falschen Fuß erwischt, beim 0:2 per Heber bezwungen. - Note: 3
JONATHAN TAH: Rückte anstelle von Henrichs nach rechts in die Kette und sollte Stabilität bringen, was nicht gelang. Störte Torschütze Sabitzer vor dem 0:1 nicht. - Note: 5
ANTONIO RÜDIGER: Begann mit einem Fehler und setzte so den Ton für eine lange schwache Leistung. Ließ vor dem 0:1 seinen Posten verwaisen. Beim 0:2 von Gregoritsch übertölpelt. - Note: 6
MATS HUMMELS: Wieder voll fit und prompt in der Startelf. Nahm im defensiven Dreierverbund die zentrale Rolle ein, brachte aber auch keine Ruhe und Sicherheit. - Note: 5
KAI HAVERTZ: Zum zweiten Mal in Folge als hybrider "Linker" aufgeboten. Sein defensives Kopfballspiel verhinderte mehrmals Schlimmeres, nach vorne aber hilflos. In Unterzahl in gewohnter Rolle rechts vorne nicht besser. - Note: 4
ILKAY GÜNDOGAN: Der Kapitän mühte sich als Anführer und Organisator, konnte das chaotische deutsche Spiel aber nie an sich reißen. Keinerlei Initiative nach vorne. - Note: 5
LEON GORETZKA: Durfte für seinen Münchner Kollegen Kimmich ran und haute auch giftig dazwischen. Ließ sich häufig in die Abwehrkette fallen, scheint aber auch nicht der ideale Gündogan-Partner. - Note: 4
LEROY SANE: Hatte auf der rechten Seite Tah statt Henrichs hinter sich. Freier spielte er nicht. Seltene technische Fehler, Frustfoul. Schwächte das Team mit seinem ersten Platzverweis nach einer Tätlichkeit gegen Mwene. - Note: 6
JULIAN BRANDT: Hatte eine sehr freie Rolle in der Offensive und zog oft von rechts in die Mitte. Bei Gegenangriffen als Helfer hinten rechts für Tah, in beiden Welten aber nicht zuhause. - Note: 6
SERGE GNABRY: Durfte für Florian Wirtz ran, fand auf der linken Seite aber nie zu einer echten Partnerschaft mit Havertz. Probierte es verzweifelt aus der Distanz, auch dies ungefährlich. - Note: 5
NICLAS FÜLLKRUG: Hielt sich wie unter Julian Nagelsmann inzwischen üblich mitunter an der linken Außenlinie auf. Auch deshalb zu selten in der Box, wo er seine Stärken hat. In dieser Systematik verschenkt. - Note: 5
THOMAS MÜLLER: Ersetzte Füllkrug mit Wiederbeginn und trat vor allem als Organisator sowie Motivator auf - es reagierte nur keiner. In seiner eigentlichen Funktion als Angreifer harmlos. - Note: 4
BENJAMIN HENRICHS: Kam in Unterzahl für Brandt (52.) und rückte für Havertz nach hinten links. Schaltete sich nach vorne ein, bewirkte aber nicht viel. - Note: 4
JOSHUA KIMMICH: Löste Gündogan ab (61.), konnte das wacklige Mittelfeld mit dem ungewohnten Partner Andrich aber auch nicht festigen. Vergab die späte Chance zum 1:2, verhinderte aber das 0:3 vor der Linie. - Note: 4
ROBERT ANDRICH: Der Leverkusener debütierte, als er Goretzka ablöste (61.) und führte sich mit einem Fehlpass ein, der fast zum 0:2 geführt hätte. - Note: 5
FLORIAN WIRTZ: Eigentlich in super Form, als Joker für Gnabry (61.) aber ähnlich wirkungslos. - Note: 4
MARVIN DUCKSCH: Der Bremer kam in der Schlussphase für Havertz (77.) zu seinem zweiten Länderspiel. - ohne Note

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Entschuldigung ans Team

Der zuletzt formstarke Sane sollte eigentlich einer derjenigen sein, die das verunsicherte und nach Identität suchende DFB-Team mit ihrer Leistung mitreißen. Stattdessen trug der Flügelspieler einen nicht unerheblichen Teil dazu bei, dass Deutschland im vierten Spiel unter dem neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann zum dritten Mal nicht gewinnen konnte.

"Das Spiel geht heute auf mich. Das nehme ich komplett auf meine Kappe. Da muss ich mich besser beherrschen", zeigte sich Sane nach dem Abpfiff in Wien reumütig und ging mit sich hart ins Gericht: "Ich habe die Mannschaft im Stich gelassen."

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Die deutsche Mannschaft war nach einer Roten Karte gegen Leroy Sane wegen einer Tätlichkeit ab der 49. Minute in Unterzahl. Nach dem Spiel zeigt der Nationalspieler Reue und entschuldigt sich.

Während Nagelsmann seinen Schützling noch ein wenig für die Aktion in Schutz nahm ("Man muss auch sehen, was Mwene macht. Er reißt nach dem Foul das Bein hoch und geht dann auf Leroy los."), merkte DFB-Sportdirektor Rudi Völler kritisch an, dass man "die Leidenschaft im richtigen Moment zeigen" müsse.

Letzten Testspiele vor EM wohl ohne Sane

In rund sieben Monaten soll Sane bei der Heim-EM eine tragende Rolle spielen, wenn die deutsche Mannschaft (endlich) für Fußball-Euphorie im eigenen Land sorgen will.

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Zwar steht die Dauer seiner Sperre noch aus, doch aller Voraussicht nach wird der 27-Jährige die letzten beiden DFB-Testspiele im März 2024 aufgrund der Roten Karte verpassen. Da wird sich ihm wohl nicht mehr die Möglichkeit bieten, vor der EM auf dem Platz noch einen Ausdruck von Leidenschaft im richtigen Moment zu zeigen.

Mehr zum Autor Luca Sixtus

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