1:2 gegen Bayer Leverkusen, 1:2 bei Borussia Mönchengladbach. Der FC Bayern München kassiert in dieser Bundesliga-Saison erstmals zwei Pleiten in Folge und verliert damit den Anschluss an die Tabellenspitze. Die Gründe für die Misere sind offensichtlich.
Der FC Bayern erlebte im Spitzenspiel gegen Borussia Mönchengladbach nicht nur aufgrund des Endergebnisses ein echtes Albtraum-Deja-vu. Auch das Zustandekommen der Niederlage gegen den Tabellenführer ähnelte der Pleite aus der Vorwoche, als sich der Rekordmeister zuhause gegen Leverkusen ebenfalls mit 1:2 geschlagen geben musste.
Bayern mutiert zum FC Chancenwucher
Der Hauptkritikpunkt, der von allen Beteiligten angesprochen wurde, ist der Chancenwucher. Aus den vergangenen 34 Torchancen in der Bundesliga sprang nur ein mageres Tor heraus - zu wenig für die Ansprüche des FC Bayern.
"Wir haben aus einer sehr guten ersten Halbzeit zu wenig gemacht", hadert Thomas Müller nach der Pleite gegen Gladbach. 13:3 betrug das Torschussverhältnis nach 45 Minuten zugunsten der Bayern, auf der Anzeigetafel leuchtete zur Pause jedoch zweimal die Null auf.
Eine Erklärung für die offensiven Probleme hat Müller jedoch nicht parat. "Ich sehe keine Leichtfertigkeit bei den vergebenen Torchancen. Wir wollen den Ball nicht über die Linie streicheln oder es zu kompliziert machen. Und dass die Spieler vorne die Qualität haben, ist unbestritten."
Lewandowski mit Tor-Flaute
Bestes Beispiel dafür ist Robert Lewandowski. Der Pole erzielte an den ersten elf Spieltagen 16 Treffer. Seit drei Partien wartet der Knipser allerdings auf Saisontor 17. Dass Bayern in diesem Zeitraum zwei Niederlagen kassierte verdeutlicht die Abhängigkeit des Rekordmeisters von Lewandowski. Ein weiteres Indiz dafür: Ohne die Tore des Polen hätten die Münchner ganze neun Punkte weniger auf dem Konto.
Für Sky Experte Dietmar Hamann liegt das aktuelle Problem der Bayern aber nicht ausschließlich in der Offensive und der Torflaute von Lewandowski. "Die vergebenen Möglichkeiten sind eine Sache. Auf der anderen Seite haben sie aber schon 20 Gegentore kassiert. Ich kann mich an Saisons erinnern, in denen sie Meister wurden mit weniger als 20 Gegentoren. Es ist also eine Kombination aus zu vielen Gegentoren in der Defensive und vergebenen Chancen in der Offensive."
Hamann und Neuer vermissen Bayerns Selbstverständnis
Für den FC Bayern gelte nun sowohl vorne als auch hinten, wo den Akteuren durch Unaufmerksamkeiten und fehlende Kompaktheit zu viele Fehler unterliefen, effizienter zu werden. "Das hat die Bayern eigentlich immer ausgezeichnet. Aktuell sind sie verwundbar. Die Selbstsicherheit und das Selbstverständnis sind auch nicht da. Im Moment ist alles etwas fragil", erklärt Hamann.
Auch Kapitän Manuel Neuer hat das bayerische Selbstverständnis vermisst. "Wir hätten nach der Führung so weiterspielen müssen. Wir hätten nicht abwarten dürfen. Wir können gut attackieren, gut anlaufen und uns daraus Chancen kreieren. Das war aber zu viel Abwarten nach der Führung. Deshalb ist Gladbach besser aufgekommen."
Flick: "Situation nicht ganz so schön"
Trainer Hansi Flick analysiert die Pleite der Bayern ähnlich: "Wir haben zumindest über 60 Minuten klar dominiert und viele Torchancen herausgespielt. Leider konnten wir diese aber nicht in Tore ummünzen. Dadurch haben wir Gladbach im Spiel gehalten. Nach dem 1:1 haben wir den Ball zu wenig laufen lassen und das Fußballspielen vergessen. Am Ende wird beim Fußball mit Toren abgeglichen. Das müssen wir besser machen. Wir sind alle sehr, sehr unzufrieden mit der Punktausbeute aus den letzten zwei Spielen. Die Situation ist aktuell nicht ganz so schön."
Ein Blick auf die Tabelle untermauert den Eindruck von Flick: 24 Punkte aus 14 Spielen bedeuten das schlechteste Abschneiden seit der Saison 2010/11. Damals lagen die Münchner mit 23 Zählern auf Rang fünf. In diesem Jahr reicht die aktuelle Punktausbeute gar nur für Platz sieben. Auf Tabellenführer Gladbach sind es bereits sieben Zähler Rückstand - die Herbstmeisterschaft bei noch drei ausstehenden Spielen erscheint damit nahezu unerreichbar.
Bis zur Winterpause Zähler auf Spitze gutmachen
Der FC Bayern und Flick finden sich damit in einer ungewohnten Situation wieder. Doch in München behält man nach Außen hin die Ruhe - zumindest der neue Cheftrainer, der sofort die neue Marschroute für die restlichen Spiele ausgegeben hat.
"Wir müssen jetzt schauen, dass wir die letzten drei Spiele bis zur Winterpause punkten und den einen oder anderen Zähler noch gut machen."
Die erste Gelegenheit dazu haben die Bayern am kommenden Samstag (ab 14 Uhr LIVE und EXKLUSIV in der Original Sky Konferenz auf Sky Sport Bundesliga 1 HD) gegen den SV Werder Bremen. Die weiteren Gegner heißen: SC Freiburg (A) und VfL Wolfsburg (H).
Wollen die Bayern den Abstand bis zum Winter verkürzen, müssen Lewandowski und Co. den Chancenwucher aber schleunigst abstellen.