Sky Experte Lothar Matthäus ordnet in seiner Kolumne "So sehe ich das" den peinlichen Pokal-Auftritt der Bayern ein - und widerspricht Uli Hoeneß.
Die Saison geht jetzt endlich wieder so richtig los und es warten viele spannende Themen und Fragen auf alle Fußball-Fans. Neben dem FC Bayern ist natürlich immer die Entwicklung beim BVB von großem Interesse. Uli Hoeneß hat am Sonntag Wontorra - der Fußball-Talk durchblicken lassen, dass er gespannt sei, ob in Dortmund mit Michael Zorc, Sebastian Kehl und Matthias Sammer nicht zu viele „Berater" mit an Bord wären. Zudem ist ja auch noch Aki Watzke in der Verantwortung.
Ich sehe die neue Dortmunder Konstellation überhaupt nicht problematisch. Im Gegenteil. Nach den eher durchwachsenen beiden letzten Jahren, haben sich Zorc und Watzke zusammengesetzt und an neuen Lösungen gearbeitet.
Sammer und Kehl sind BVB-Legenden
Mit Matthias Sammer und Sebastian Kehl sind jetzt zwei BVB-Legenden, die den Verein kennen und mit ihm höchst erfolgreich waren, wieder an Bord. Das kann ich nur befürworten. Wenn jeder seine Aufgaben erledigt, finde ich das, Stand jetzt, richtig gut. Und bei Bayern sind es auch nicht viel weniger Menschen, die gestalten und bestimmen. Neben Uli und Karl-Heinz ist Salihamidzic als Sportdirektor da. Alles erfolgreiche Ex-Spieler des Vereins - und das funktioniert bestens.
Auch über die 50+1-Regelung haben sich Hoeneß und Wonti unterhalten. Der Bayern-Präsident sagte dazu: "Wir waren dafür, die 50+1-Regel abzuschaffen. Überall in Europa ist es so. Ich habe nie verstanden, warum Borussia Dortmund dagegen war. Mir scheint es da so zu sein, dass man die Konkurrenz schwach halten will. Das ist aber falsch. Wo es die Möglichkeit gibt, etwas zu verbessern, da sollte man es tun."
Müssen uns für neue Geldeinnahmequellen öffnen
Ich bin der Meinung, dass man die 50+1-Regelung so gestalten sollte, dass unsere Liga nicht jedem unseriösen Investor Tür und Tor öffnet. Wenn wir in Deutschland international aber nicht komplett abrutschen wollen, dann sollten wir doch mal etwas ändern und uns für neue Geldeinnahmequellen öffnen. Zudem glaube ich nicht, dass die Dortmunder davor Angst haben müssten, ihren gefühlten zweiten Platz in Deutschland zu verlieren.
Denn dieser Klub wäre für Investoren interessanter als es beispielsweise Mainz oder Augsburg sind. Wenn man einen Vorteil hat, kann man diesen schließlich auch weiter ausbauen. Auch Dortmund würde international ein ganz anders Wörtchen mitreden können, wenn sie ein Vielfaches investieren könnten. Das wäre am Ende auch für Bayern gut, denn dann würden sie in der Liga mehr gefordert und wären auf die großen Spiele in Europa besser vorbereitet, weil sie auch in Deutschland an ihre Grenzen gehen müssten und nicht erst im Champions-League-Halbfinale so richtig gefordert werden.
Traue Bayern den Champions-League-Titel zu
Ich traue den Bayern übrigens genauso wie die 28% der User bei der Umfrage auf skysport.de den Champions-League-Titel zu. Sie sind nicht DER Favorit, aber sie können es mit all den großen Klubs, die viel mehr investieren, immer aufnehmen. Alle haben Respekt vor dem was Bayern in diesem Wettbewerb schon immer geleistet hat. Der Kader ist hervorragend besetzt mit dem besten Torwart der Welt, tollen deutschen Nationalspielern, die hoffentlich wieder zu alter Form finden und dazu einige internationale Stars wie Weltmeister Tolisso, James oder Lewandowski.
Sie können es schaffen. Dafür müssen und werden sie aber auch ein anderes Gesicht zeigen müssen, als beim peinlichen 1:0-Sieg im Pokal in Drochtersen. Es ist auch nicht damit getan, wenn man jetzt sagt, dass nur das Weiterkommen zählt. Ich hab mich selbst gegen Vestenbergsgreuth blamiert. Aber mit so einer Leistung wird es nicht nur gegen Hoffenheim am Freitag problematisch. Das weiß Niko Kovac und das wird er seinem Team mit Sicherheit deutlich klarmachen.
Frankfurt ist auf dem Boden der Realität angekommen
Zum Schluss noch ein Wort zu Eintracht Frankfurt. Die Eintracht ist nach dem Sieg im DFB-Pokal in der letzten Saison ziemlich hart auf dem Boden der Realität angekommen. Die Gründe liegen auf der Hand. In den letzten zwei Jahren hat einfach alles geklappt und Frankfurt hat am Limit gespielt.
Das Erreichte war alles andere als normal. Jetzt kommt ein neuer Trainer mit einer neuen Idee. Neue Spieler die in ein nicht gewachsenes Gebilde stoßen und viele Leistungsträger sowie der Trainer sind gegangen. Das ist für Adi Hütter eine extrem schwere Aufgabe nach den Erfolgen und den Erwartungen aus der Ära Kovac. Wenn sie nicht schnell in die Erfolgsspur finden, wird das eine ganz schwierige Saison für Eintracht Frankfurt. Auch, weil die Eintracht jetzt mit der Teilnahme an der Europa League einer ganz anderen Belastung ausgesetzt ist.
Mehr zum Autor Lothar Matthäus