Lothar Matthäus: Dem BVB fehlt ein Leader

Kolumne "So sehe ich das"

Von Lothar Matthäus, Fußball Experte

Image: Exklusiv bei Sky: Die Kolumne von Lothar Matthäus. 

Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen aus der Bundesliga und der Fußballwelt auf skysport.de. In der Champions-League-Woche beschäftigt er sich mit der sportlichen Krise von Borussia Dortmund und der öffentlichen Kritik an dem System von Peter Bosz.

Ein Trainer muss ein System finden, welches perfekt zu den Qualitäten seiner Spieler passt. Er muss es ja nicht öffentlich zugeben, aber er sollte nicht zu lange zu stur bleiben.

Beim BVB unter Peter Bosz, kommt es jetzt genau darauf an. Die Bosse halten sich öffentlich mit Kritik am Trainer zurück. Verständlicherweise.

Bosz bringt System-Kritik in Rage

Nach der zweiten Saisonniederlage bei Hannover 96 wehrte sich der Dortmund-Trainer am Sky Mikro gegen die Kritik an seiner Spielweise.

Intern werden sie spätestens nach der Niederlage in Hannover die Fehler mit Bosz zusammen besprochen haben. Die Abstände zwischen Torwart Bürki, der leider auch nicht immer der erhoffte Stabilisator ist, und der Viererkette sind viel zu groß.

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Doppel-Sechs sorgt für mehr Stabilität

Ein Trainer auf diesem Niveau, sollte so schlau sein und sich manchmal eines Besseren belehren lassen. Wie wäre es mit einer Doppel-Sechs, damit für mehr Stabilität gesorgt ist?

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Die Konter-Tore in Hannover und in Frankfurt sind nicht überraschend. Schon beim Supercup-Finale gegen die Bayern vor der Saison wurde offensichtlich, dass Dortmund mit diesem System gegen aggressive Mannschaften viele Probleme bekommen wird. Sie haben keinen Messi oder Ronaldo der diese Defensiv-Schwächen durch individuelle Klasse immer ausbügeln kann.

Hamann: Bosz muss sein System anpassen

Bosz muss jetzt was ändern

Es führt kein Weg daran vorbei, dass Trainer Bosz etwas ändern muss. Ich hätte mir gewünscht, dass er spätestens nach dem 6:1 gegen Gladbach diese Defizite erkennt und korrigiert. Für mich wäre es der richtige Zeitpunkt gewesen, gerade nach einem erfolgreichen Spiel auf defensive Defizite hinzuweisen, da Gladbach viele klare Torchancen hatte.

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Viele Gegner haben sich jetzt schon perfekt auf das BVB-Spiel eingestellt, es entschlüsselt. Die Spieler sind weder schnell genug, noch so robust wie nötig, um verlorene Bälle schnell wieder zu erobern und so keine Gefahr entstehen zu lassen.

Bosz und der Fluch der Zeit

Woche der Wahrheit für Peter Bosz und Borussia Dortmund. Zum Artikel.

Die Vertreter der Holland-Schule, also des 4-3-3, glauben an das eine, wahre System. Aber selbst ein Pep Guardiola war sich nicht zu schade und hat je nach Bedarf umgestellt. Auch er hat teilweise mit einer Dreierkette agiert, um im Mittelfeld Überzahl zu schaffen und so mehr Kontrolle bei Ballverlusten zu bekommen.

Selbst ein mehrfacher Champions-League-Sieger und deutscher Meister wie Jupp Heynckes, kümmert sich bei Bayern als Erstes um die Stabilisierung der Defensive.

Aubameyang ist kein Leader

Auch die Verletzungssituation darf für Bosz und den BVB keine Ausrede sein. Nach dem Dembele-Verkauf hatte man eine gute finanzielle Situation, um sich spezifisch zu verstärken. Dem BVB fehlt es an Leader-Qualität auf dem Feld.

Das wird vor allem bei engen und kampfbetonten Spielen wie in Hannover sichtbar. Sahin hatte in den letzten Jahren viele Verletzungssorgen, Weigl ist dafür zu jung. Aubameyang ist ein überragender Spieler, aber keine Führungspersönlichkeit. Götze ist kein Anführer. Außer Sokratis sehe ich kaum einen, der für diese Rolle in Frage kommt. Von der Körpersprache fehlt dem BVB ein Javi Martinez oder ein Joshua Kimmich.

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Im Grunde muss der BVB im Winter nachrüsten. Aber dann einen Spieler zu bekommen, der dem BVB wirklich weiterhilft, wird schwierig. Auf Sicht braucht Dortmund höhere Qualität in einigen Mannschaftsteilen. Bis dahin muss der Trainer sein System oder dessen Auslegung auf dem Platz justieren.

Was im Winter jedoch klappen könnte, wäre der Transfer von Kevin Trapp aus Paris. Er sitzt dort auf der Bank und Dortmund hätte mit ihm mindestens einen Konkurrenzkampf im Tor, von dem auch Bürki profitiert.