Der Sky Sport Experte nennt auch seinen Spieler der bisherigen Bundesliga-Saison, sagt, wer ihn am meisten überrascht hat und blickt auf die Situation im Kampf gegen den Abstieg.
Der FC Bayern München hat nach 15 Spielen neun Punkte Vorsprung. Als Zwischenzeugnis gebe ich eine Eins und setze sogar noch ein Sternchen dahinter. Das Auftreten, die Disziplin, das Umsetzen der Aufgaben des Trainers, das Miteinander, die Freude auf dem Platz und auch die Präsentation außerhalb des Platzes - all das ist für mich perfekt.
Kane ist viel mehr als ein Torjäger
Der Spieler der bisherigen Bundesliga-Saison ist für mich eindeutig Harry Kane. Er führt nicht nur die Torschützenliste mit 19 Treffern an. Wie er auf dem Platz und außerhalb des Platzes auftritt, das ist ein anderer Kane als der, den man vor zwei Jahren gekauft hat. Er wurde als Torjäger geholt, der die Rolle von Robert Lewandowski ausfüllen sollte, aber Kane ist viel mehr für die Mannschaft. Er ist einer, der mitspielt, mitarbeitet und andere mitreißt.
Seine Titelsammlung hat er erst begonnen. Alle hoffen, dass er dem FC Bayern noch länger erhalten bleibt. Man hat viel von ihm erwartet, aber Kane hat alle Erwartungen übertroffen.
Von Dortmund darf man keinen Zauberfußball erwarten
Die Dortmunder werden von vielen negativ beurteilt, ich sehe es anders. Die Schwarz-Gelben waren nicht so stabil wie die Bayern, aber sie sind Zweiter und stehen auch in der Champions League gut da. Im DFB-Pokal sind sie unglücklich gegen Leverkusen ausgeschieden.
Wenn der BVB in den beiden ausstehenden Hinrunden-Spielen noch vier Zähler holt, könnten es zur Halbzeit 36 sein und am Ende 72. Man darf von Dortmund keinen Zauberfußball erwarten. Der ist bei den Bayern drin, aber nicht beim BVB, der für die bisherige Saison von mir eine Zwei bekommt.
Kovac hat sehr viel dazugelernt
Schlagzeilen wurden zuletzt meistens von Spielern geliefert, wie am Wochenende wieder von Karim Adeyemi. Aber Reibung erzeugt Wärme, und wenn man sich danach in die Augen schauen kann, finde ich das in Ordnung. Bei uns sind früher beim FC Bayern auch viele Dinge in die Öffentlichkeit geraten, und trotzdem waren wir unter dem Strich erfolgreich. Die Spieler und der Verein müssen es nur richtig einschätzen.
Aki Watzke ist nicht mehr am Ruder, Lars Ricken und Sebastian Kehl halten sich zurück, und Niko Kovac moderiert die Dinge mit großer Ruhe und Souveränität. Man sieht, dass er als Trainer auch außerhalb des Platzes sehr viel dazugelernt hat.
Leverkusen und Leipzig können Bayern ärgern
Leverkusen und Leipzig bekommen von mir ebenfalls die Note Zwei. Bei beiden Klubs gab es im vergangenen Sommer viele Veränderungen. Beide haben gute Neuverpflichtungen getätigt, die aber erst noch als Mannschaft zusammenfinden mussten. Beide haben einen neuen Trainer, der meistens einen attraktiven und schnellen Fußball spielen lässt.
In dieser Saison ist die Meisterschaft vergeben, aber ich glaube, dass hinter den Münchnern gerade Leverkusen und Leipzig auf die nächsten Jahre hinaus mit ihren Kadern und ihren Philosophien den großen FC Bayern ärgern können.
Hoffenheim ist die positive Überraschung
Die vier Klubs, die jetzt oben stehen, sind auch die Favoriten auf die Champions-League-Plätze. Dahinter ist Hoffenheim auf Rang fünf die Mannschaft, die tabellarisch gesehen am meisten positiv überrascht hat.
Es gab viele Unstimmigkeiten im und um den Verein, aber der Trainer und die Spieler haben all das, was monatelang für Schlagzeilen gesorgt hat, nicht an sich herangelassen. Sie haben sich auf das Sportliche konzentriert und sind damit gutgefahren. Der Trainer, der in der vergangenen Saison schon fast weg war, konnte zusammen mit der Mannschaft die Vorbereitung absolvieren und zeigt jetzt seine wahren Qualitäten, mit denen er zuvor schon in Österreich erfolgreich war.
Die Klubs ab Platz zehn müssen nach unten schauen
Die Klubs ab Platz zehn müssen in der Tabelle auch nach unten schauen. Zwischen Werder Bremen und dem FC St. Pauli auf Rang 16 liegen nur fünf Punkte. Wenn man aber die Qualität sieht, die in den Mannschaften von Bremen und Mönchengladbach steckt, sollten beide nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Aber sicher sollten sie sich auch nicht sein.
Für Mainz ist noch nichts verloren
Dass Mainz nach 15 Spieltagen nur acht Punkte hat, damit konnte niemand rechnen. Es liegt nicht nur am Weggang von Jonathan Burkardt, dass der FSV auf Platz 18 steht. Ich will auch nicht sagen, dass es an der Doppelbelastung liegt, obwohl der Rhythmus durch die internationalen Spiele ein anderer ist. In der Conference League haben die Mainzer bereits das Achtelfinale erreicht und es ist die richtige Einstellung, sich auf diese Spiele zu freuen.
Ich glaube, dass der Trainerwechsel der Mannschaft guttut. Urs Fischer ist mit seiner Art der richtige Trainer. Er ist kein Feuerwehrmann, aber er weiß, wie er die Spieler anpacken muss. Bei Urs wird nicht Tiki-Taka gespielt, aber im Kader steckt viel Qualität. Es gibt Spieler, die alles können und welche, die kämpfen. Es ist noch nichts verloren, auch wenn es zurzeit punktemäßig nicht gut aussieht.
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