Lothar Matthäus lobt in seiner Kolumne den Umgang von Trainer Vincent Kompany mit seinen Spielern. Der Sky Experte äußert sich auch zur Situation von Leon Goretzka und zur Verbalattacke von Leverkusens Boss Fernando Carro auf Max Eberl.
Beim FC Bayern herrschte in der jüngeren Vergangenheit viel Unruhe. Ich habe aber die Hoffnung, dass beim Rekordmeister wieder Ruhe einkehren wird. Nachdem Spieler wie Joshua Kimmich, Thomas Müller, Serge Gnabry oder Kingsley Coman, die schon lange im Verein sind und das Bayern-Gen in sich tragen, in der Vergangenheit teilweise geschwächt wurden, stimmt jetzt die Chemie zwischen ihnen und Trainer Vincent Kompany.
Kompany erreicht seine Spieler - anders als Tuchel
Kompany spricht mit den Spielern, er erreicht sie, und das ist sehr wichtig. Ich habe nicht den Eindruck, dass Thomas Tuchel dies bei allen Spielern gelungen war. Ein Trainer hat die Verpflichtung alle Spieler mitzunehmen, so wie man es in der vergangenen Saison bei Xabi Alonso gesehen hat. Alonso hat in Leverkusen den Bus in der Vorbereitung aufgemacht und bis zum Gewinn des Doubles ist niemand ausgestiegen.
Tuchel hat das nicht geschafft und deshalb gab es häufig Unruhe. Auch wenn der FC Bayern immer wieder auch selbst für Schlagzeilen sorgt, ist die Stimmung jetzt besser. Es könnte wieder etwas entstehen. Nicht nur aufgrund der Neuzugänge, sondern auch wegen der vorhandenen Qualität, die in den vergangenen Jahren nicht ausgeschöpft wurde.
Müller ist mehr als eine Option
Thomas Müller ist immer noch mit voller Energie dabei, auch wenn er nicht in jedem Spiel zwei Tore schießen wird wie im Pokal in Ulm. Dennoch sieht man, dass Thomas mehr als eine Option ist. Er ist nach wie vor jemand, der den Unterschied ausmacht. Es ist wichtig, dass es einen gesunden Konkurrenzkampf gibt und dass die Spieler auf allen Positionen merken, dass sie nicht nachlassen dürfen.
In der Mannschaft muss es stimmen. Das ist so, seitdem ich Bayern München kenne. Das war schon zu meiner Zeit unter Udo Lattek so. Der Trainer hat mit uns gesprochen und wir Spieler haben uns wichtig gefühlt. Das hat aber zuletzt gefehlt, nachdem Uli Hoeneß und Kalle Rummenigge aufgehört haben.
Goretzka muss entscheiden, was er macht
Es gibt allerdings auch Profis im aktuellen Bayern-Kader, die keine oder kaum Einsatzzeiten bekommen und die man aufgrund ihrer Vertragssituation und ihres hohen Gehaltes noch abgeben möchte.
Wir wissen, was Leon Goretzka für Bayern München geleistet hat, aber anscheinend vertrauen der Trainer oder die Verantwortlichen auf andere. Ihm wurde vom Verein nahegelegt, sich einen neuen Verein zu suchen.
Wenn Kimmich jetzt wieder im Zentrum spielt, gibt es ein Überangebot im Mittelfeld. Aleksandar Pavlovic will man nicht ganz blockieren, Joao Palhinha ist neu dazugekommen und Konrad Laimer ist auch noch da.
Wenn Goretzka denkt, dass er in München nicht mehr zum Zug kommt, muss er für sich entscheiden, was er macht. Ich finde den Umgang mit ihm, soweit ich es von außen beurteilen kann, fair. Ich habe als Trainer in meiner Zeit bei Rapid Wien vonseiten des Vereins auch Zeichen bekommen, dass einige Spieler einfach zu teuer sind.
Ich glaube nicht, dass Tah nach München wechselt
Der FC Bayern musste auch mit Spielern wie Kimmich, Coman und Gnabry reden, denn diese Spieler haben zu Zeiten von Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic Verträge mit Gehältern zwischen 16 und 18 Millionen brutto bekommen. Der Verein will jetzt die Fehler von damals korrigieren und es stellt sich die Frage, ob man nach den Verkäufen von de Matthijs de Ligt und Noussair Mazraoui noch weitere neue Spieler braucht.
Ich glaube nicht, dass Jonathan Tah in diesem Sommer noch nach München wechseln wird. Man hat zwar noch Zeit bis zum Schluss des Transferfensters, aber durch Aussagen von Bayer-Boss Fernando Carro ist ein Transfer auch nicht gerade einfacher geworden.
Carro hat sich für seine Verbalattacke gegen Max Eberl entschuldigt. Damit ist das Thema eigentlich abgehakt. Wir wissen nicht, was Carro genau gemeint hat, und wir wissen nicht, was Bayer Leverkusen und Bayern München genau besprochen haben. So wie ich aber Fernando Carro kenne, kann ich mir nicht vorstellen, dass er Eberl aus einer Laune heraus oder aus Übermut attackiert hat.
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