Lothar Matthäus spricht in seiner Kolumne über die mögliche Vertragsverlängerung von Florian Wirtz bei Bayer Leverkusen sowie über die aktuelle Lage beim BVB.
Wäre ich an der Stelle von Florian Wirtz, würde ich bis zur WM 2026 in Leverkusen bleiben. Sollte er also verlängern, würde das für mich absolut Sinn ergeben. Einen großen Wechsel durchzuführen, bringt immer einigen Wirbel mit sich, der nicht spurlos an einem vorbeigeht. Bei Bayer ist Wirtz in seinem gewohnten, beschützten Umfeld und könnte sich optimal auf die WM einstellen.
Bei Real Madrid, Manchester City & Co. herrscht eine andere Medienwelt und da steigt der Druck, während er bei Bayer auch beschützt wird, wenn er mal nicht so gut spielt. Kylian Mbappe ist das beste Beispiel, der als König von Paris in Madrid im letzten halben Jahr ein wenig untergegangen ist.
Zudem hat Wirtz mit Leverkusen einen Verein, der zu den Top-10 in Europa gehört und jede Mannschaft schlagen kann. Ich finde, die Bundesliga wird gerade in unserem Land oft zu klein gemacht, sie hat auch ihre Strahlkraft und womöglich jetzt drei Teams im direkten CL-Achtelfinale. Die Bundesliga ist stärker als ihr oft nachgesagt wird und so muss Wirtz nicht zwangsweise wechseln, um auf einem höheren Niveau spielen zu können.
Wirtz' Ziel ist der WM-Titel 2026
Ich glaube, dass in Wirtz' Umfeld sein Zukunftsplan sachlich und fachlich sehr gut durchdacht wird. Er ist ein intelligenter Junge, das Management macht die Familie und da sieht man schon, dass er geerdet ist. Sportlich könnte er ganz sicher jedem Verein der Welt helfen und ich schätze, er weiß genau, was er will und wird bedacht eine Entscheidung treffen. Erst einmal will er aber ein Unterschiedsspieler für die Nationalmannschaft sein und mit seiner Qualität den WM-Titel 2026 erringen.
Natürlich würden auch die Bayern Wirtz gerne in ihren eigenen Reihen sehen, als oberste Priorität ist beim FCB aber erst einmal die Verlängerung der Verträge der aktuellen Säulen angesiedelt - in erster Linie natürlich Jamal Musiala und Joshua Kimmich, danach kommen die Transfers. Die Zeit wird zeigen, ob Wirtz gerne zu den Münchnern gehen will, die meiner Ansicht nach auch auf Augenhöhe mit Leverkusen sind, oder ob er andere Pläne hat.
BVB erneut Jäger statt Gejagter
Während sich Bayern und Leverkusen darum kümmern, mit ihren Stars zu verlängern, hat der BVB ganz andere Sorgen.Nach dem Remis gegen die TSG ist Dortmund auf Rang acht in der Tabelle abgerutscht und fünf Punkte weg von den CL-Plätzen. Ob Dortmund tatsächlich die CL verpasst, ist für mich noch zu früh zu sagen. Klar sind die Top-4 ein bisschen weg, aber ich denke, der BVB wird besser werden und noch einen Lauf hinlegen.
Zurzeit ist der Klub weder tabellarisch noch spielerisch da, wo er sein will. Der Kader ist dennoch gut und mit dem muss man gegen Hoffenheim gewinnen trotz der vielen Verletzten.
Im Prinzip ist die Saison vergleichbar mit der letzten: Frühes Pokal-Aus, ein Auf und Ab in der Bundesliga, dafür aber gute CL-Leistungen. Und auch ein weiterer Punkt wiederholt sich: Die Dortmunder sind wieder einmal nicht die Gejagten, sondern die Jäger. Als man Meister werden wollte, war man hinter den Bayern und jetzt, wo die CL das Ziel ist, hängt man auch wieder hinterher. Sie kennen aber zumindest die Situation und haben das Minimalziel in den letzten Jahren immer erreicht.
Natürlich steht Nuri Sahin schon unter großem Druck, aber der BVB hat sich gemeinsam für ihn entschieden und dann muss man davon ausgehen, dass so ein junger Trainer nicht alles richtig machen kann. Da fehlt es vielleicht an Erfahrung, aber man muss ihm auch Zeit geben.
Sahin weiß natürlich selbst, dass der Tabellenplatz nicht das ist, was man in Dortmund erwartet hat, aber ich würde an Dortmunder Stelle nicht darüber nachdenken, sondern ihm den Rücken stärken.
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