Lothar Matthäus bewertet in seiner Kolumne die Leistungen der deutschen Nationalmannschaft und blickt auf das Bundesliga-Topspiel zwischen dem FC Bayern München und dem VfB Stuttgart( Sa., ab 17.30 Uhr live & exklusiv auf Sky).
Die Leistungen der Nationalmannschaft gegen Bosnien-Herzegowina und die Niederlande haben das bestätigt, was wir schon seit einigen Monaten gesehen haben: Es ist etwas zusammengewachsen, wir sind auf einem guten Weg und machen die nächsten Schritte.
Alle haben Spaß, die Spieler kommen mit der Ausrichtung des Bundestrainers gut zurecht. Man merkt, dass Qualität und Freude zusammenkommen. Deswegen kann man Spiele beherrschen oder kontrollieren und die Begeisterung auf die Zuschauer übertragen.
Stabiles Gerüst ist wichtig für die Nationalelf
Das Wichtigste ist, dass man eine Mannschaft zusammenstellt, die funktioniert. Wenn man ein stabiles Gerüst hat, dann tun sich auch alle, die irgendwann hereingeworfen werden, leichter. So wie Tim Kleindienst in Bosnien und Jamie Leweling oder Angelo Stiller in München.
Durch den Sieg gegen die Niederlande hat Deutschland das Viertelfinale der Nations League erreicht und ist bei der WM-Qualifikation in Topf 1 gesetzt. Früher war das eine Selbstverständlichkeit. Dass man sich heute darüber freut, zeigt, wo wir noch vor ein paar Jahren bei Weltmeisterschaften, Europameisterschaften oder in der Nations League standen.
Die Mannschaft war früher eigentlich vom Potenzial her höher einzuschätzen, aber wir sind gefallen, weil wir vielleicht zu hochnäsig waren, weil wir uns vielleicht überschätzt haben.
Durch den Konkurrenzkampf schaukeln sich die Spieler noch
Jetzt haben wir fünf deutsche Teams in der Champions League, die Spieler können sich auf höchstem Niveau beweisen, davon profitieren auch der Bundestrainer und die Nationalmannschaft. Durch den Konkurrenzkampf schaukeln sich die Spieler selbst hoch im internen Wettkampf, für die nächsten Spiele nominiert zu werden.
Keiner kann sich erlauben, auch nur fünf Prozent nachzulassen. Diese fünf Prozent weniger würden vielleicht schon reichen, damit ein anderer Spieler vorbeizieht. Ein Joshua Kimmich muss sich nicht mehr beweisen, aber er zeigt jede Woche 100 Prozent und geht als Vorbild voran.
Darauf kommt es im Topspiel an
Auf das Topspiel am Samstag zwischen dem FC Bayern und dem VfB Stuttgart dürfen wir uns freuen. Ein einzelnes Duell wird nicht entscheidend sein. Auf beiden Seiten stehen viele Nationalspieler, jeder will sich empfehlen und jeder muss seine Leistung bringen. Die kleinste Unkonzentriertheit, der kleinste Fehler kann den Unterschied ausmachen.
Bayern hat unter Trainer Vincent Kompany immer gut performt, aber vorne zu viele Chancen liegengelassen. Sie wissen, dass sie in einigen Bereichen noch stabiler werden müssen, vor allem in der Abwehr.
Diese Bayern machen Spaß
Doch auch die drei nicht gewonnenen Spiele gegen Leverkusen, Aston Villa und Frankfurt ändern nichts an meiner Meinung. Ich bin voll auf der Seite der Bayern-Verantwortlichen, was ich in der Vergangenheit vielleicht nicht immer war: Diese Mannschaft macht Spaß. Ich habe sie vor der Saison als Favorit gesehen und ich bin aufgrund der bisherigen Leistungen überzeugt, dass Bayern München Deutscher Meister wird.
Die Stuttgarter laufen in dieser Saison noch dem einen oder anderen Punkt hinterher, aber sie haben bisher keinesfalls enttäuscht - auch nicht in der Champions League.
Stuttgart wird selbstbewusst auftreten
Der VfB hat gegen Dortmund 5:1 gewonnen, doch es ging auf und ab, wie zuletzt beim 1:1 gegen Hoffenheim. Aber auch wenn das Ergebnis einmal nicht ist wie gewünscht, die Qualität in der Mannschaft und die Leistung stimmt.
Der VfB wird sich nicht hinten einigeln, sondern nach vorne spielen. Die Stuttgarter haben viel Qualität und werden selbstbewusst auftreten. Natürlich mit einer gewissen Vorsicht, aber ohne Angst. Darum glaube ich, dass wir uns auf ein Offensivspektakel freuen können.
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