Manchester United fliegt gegen RB Leipzig aus der Champions League. Vor dem Derby gegen Manchester City muss sich Trainer Ole Gunnar Solskjaer unangenehme Fragen gefallen lassen.
Europa League statt Königsklasse. Das ist die bittere Realität von Manchester United nach dem Champions-League-Knockout bei RB Leipzig. Durch die 2:3-Niederlage steht Ole Gunnar Solskjaer stark unter Beschuss und hat sich vor dem Derby gegen Manchester City am Samstag (LIVE & EXKLUSIV ab 18 Uhr auf Sky Sport 1) einmal mehr vercoacht.
RB nutzt United-Taktik aus
Fragen wirft vor allem Solskjaers Taktik auf. Im Hinspiel gegen Leipzig, als United die Sachsen mit 5:0 aus dem Old Trafford schoss, lies der Norweger ein 4-4-2 mit Raute spielen. In der Red Bull Arena setzte er auf eine Fünferkette in der Abwehr - ein gefundenes Fressen für Julian Nagelsmann und seine Truppe.
Leipzig überrannte die überforderten Gäste in der Anfangsphase ein ums andere Mal. Schlüssel dafür: die Außenverteidiger von RB. Keine zwei Minuten waren gespielt, als Angelino nach tollem Diagonalball von Marcel Sabitzer die Führung erzielte. Ausgerechnet Angelino wird sich United gedacht haben.
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Schließlich ist der Spanier vom Erzrivalen Manchester City an RB ausgeliehen. Tor Nummer zwei folgte einem ähnlichen Muster. Nach einer Flanke von Angelino stand Leipzigs Rechtsverteidiger Amadou Haiadara am zweiten Pfosten mutterseelenallein und konnte einschießen.
Solskjaer hatte mit dieser Taktik des Gegners gerechnet und lief mit seiner Truppe trotzdem ins Verderben. "Wir wussten, dass es mit Angelino und Haidara schwierig wird. Wir standen zu eng zusammen in diesen beiden Momenten", sagte der Coach nach der Partie am Sky Mikro.
"Fürchterlich, fürchterlich geirrt"
Warum aber baute der Norweger trotzdem auf eine Fünferkette? Vermutlich wollte er nach den zuletzt dürftigen Auftritten etwas ändern und lies dieses System wie schon beim 2:1-Sieg in Paris zum Auftakt der Gruppenphase spielen - ein fataler Fehler. Erst zu Beginn der zweiten Halbzeit reagierte United, stellte auf ein 4-2-3-1 um und wurde stärker, zum Ausgleich reichte es trotzdem nicht mehr.
Sky Sports Experte Paul Merson geht wegen des Systemwechsels auf eine Fünferkette hart ins Gericht mit Solskjaer. "Nach seiner Umstellung kam United auf 2:3 ran und es hätte auch 3:3 ausgehen können. Das zeigt dir, dass er sich zu Beginn fürchterlich, fürchterlich geirrt hat."
CL-Ausscheiden mit Ansage
Beim Blick auf den bisherigen Saisonverlauf zeigt sich: Die Pleite in Leipzig kam mit Ansage. Zum vierten Mal in Folge kassierten die Engländer wettbewerbsübergreifend das 0:1. Fünf der sechs Siege in der Premier League kamen nach einem 0:1-Rückstand. An der Einstellung kann es also nicht liegen, eher an einer fehlenden Spielidee, was gegen RB zum Verhängnis wurde. Ein 0:3 lässt sich gegen solch ein Top-Team nicht so einfach umbiegen.
"Ich hoffe, sie werden sich nicht zu sehr auf ihre individuellen Fähigkeiten verlassen wie zuletzt. Wenn du ins Achtelfinale willst, brauchst du eine Mannschaftsleistung. Einzelaktionen können dir ein paar Spiele retten, aber verlass' dich nicht zu sehr darauf", sagte der frühere United-Profi Patrice Evra vor dem Spiel und er hatte recht.
Solskjaer wechselt Fred zu spät aus
Wie soll sich ein Team einspielen, das ständig verändert wird? In drei der letzten vier Spiele - außer gegen Paris Saint-Germain - nahm Solskjaer zur Halbzeit Wechsel vor. Ausgerechnet gegen PSG verpasste es der Coach Fred in der Pause vom Feld zu nehmen, der sich später die Gelb-Rote-Karte abholte.
Dabei wäre mit David de Gea, Paul Pogba, Bruno Fernandes und Marcus Rashford durchaus eine Achse vorhanden, die das Gerüst des United-Spiels bilden könnte. Pogba stand gegen RB nicht in der Startelf, war aber nach seiner Einwechslung in der 61. Minute ein belebendes Element. Er erzielte das 2:3 und ordnete das Spiel.
Eindeutige Botschaft an Raiola
Allerdings sorgt der Franzose momentan vor allem außerhalb des Platzes für Aufsehen. Sein Berater Mino Raiola hatte zuletzt einen Abgang seines Schützlings angekündigt. Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gab Solskjaer Raiola zu verstehen, was er von solchen Aussagen hält. "Desto früher Pogbas Berater begreift, dass es ein Mannschaftssport ist, desto besser."
Ganz anders Pogbas Teamkollege Fernandes. Der Portugiese ist mit 23 Toren und 14 Vorlagen in 39 Spielen einer der wenigen Lichtblicke bei United und bewahrt das Team vor einer noch drastischeren Krise. Doch warum passt das Kollektiv um ihn herum nicht zusammen? Solskjaer will von mannschaftsinternen Problemen nichts wissen. "Das Team ist gut - sie sind eine Einheit und sie halten zusammen", erklärte der Norweger nach dem Leipzig-Spiel bei BT Sport und nahm sich selbst in die Pflicht. "Wir haben als Team nicht gut genug gespielt und das liegt immer in der Verantwortung des Trainers."
Bereits am Samstag bekommt Solskjaer im Duell mit dem Stadtrivalen die Chance, seine Fehler wiedergutzumachen und es den Kritikern zu zeigen. Sollte er das nicht schaffen, dürften frostige Zeiten auf den Norweger warten.