Im EM-Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft kommt es zum Wiedersehen von Manuel Neuer und Alexander Nübel. Geht das gut?
Noch bleibt ihm nur die Zuschauerrolle: Vom Rad im Fitnesszelt am Trainingsplatz sah Neuer am Mittwochmittag bei der dritten EM-Einheit Nübel den Bällen hinterher hechten. Liebend gerne hätte auch Neuer seinen gewohnten Platz zwischen den Pfosten im Lindenstadion von Blankenhain eingenommen. Doch nach seinem Magen-Darm-Infekt war für den 38-Jährigen noch ein dosiertes Programm angesagt.
Dass sich die beiden Torhüter nun im Kreise der Nationalmannschaft auf dem Weg zur Heim-EM treffen, kommt zunächst überraschend. Doch dank Nübels überzeugenden Leistungen beim VfB Stuttgart, mit den Schwaben spielt er in der kommenden Saison in der Champions League, sprang der 27-Jährige noch auf den EM-Zug auf.
Neuer und Nübel: Geht das gut?
Neuer und Nübel: Geht das gut? Er, also Nübel, habe ein "ganz normales Verhältnis" zum Weltmeister von 2014. "Es wird viel geschrieben, was nicht stimmt, ich freue mich, mit ihm zu trainieren", sagte Nübel am Mittwoch auf der Pressekonferenz im Schloss Blankenhain.
Und dennoch: Die Konstellation birgt zumindest mal ein gewisses Konfliktpotenzial. Das Verhältnis der beiden war oftmals als schwierig beschrieben worden. Alles fing an im Januar 2020, als der Wechsel von Nübel zum FC Bayern offiziell gemacht wurde, während der Rekordmeister sich gerade noch über den Wolken auf dem Weg ins Katar-Trainingslager befand.
Es war der damalige Sportdirektor Hasan Salihamidzic, der Nübel seinerzeit versprochen hatte, in nicht allzu ferner Zukunft die Nachfolge von Neuer anzutreten. Pikant und bis dahin einmalig: Um Nübel an diese Aufgabe heranzuführen, sollte er, so versprach ihm Salihamidzic, eine Einsatzgarantie bekommen und zumindest in einigen Wettbewerben auf dem Platz stehen, ehe sich Neuer in seinen baldigen Ruhestand verabschiedet. Das kratzte am Selbstverständnis des fünffachen Welttorhüters.
Es war ein Versprechen, das ohne die Zustimmung von Neuer gegeben wurde. Denn Bayerns Nummer eins dachte gar nicht daran, seine Einsatzzeit mit Nübel zu teilen. So kam der junge Torhüter in seiner ersten Saison in München auf gerade einmal vier Pflichtspieleinsätze und erkannte, dass an Neuer erst mal kein Vorbeikommen sein würde und dessen Karriereende auch nicht in allzu naher Zukunft erfolgen sollte. Die Folge war eine Flucht-Leihe nach Frankreich zur AS Monaco, bevor es ihn nach Stuttgart zog.
Nübel über "Vorbild" Neuer
"Er ist auf jeden Fall noch Vorbild, ganz klar", erklärte der DFB-Newcomer über Neuer und betonte: "Was er für Deutschland geleistet hat, ist unfassbar. Er hat das Torwartspiel auf ein neues Niveau gebracht."
Neuer und Nübel beim DFB: Geht das gut? Die Antwort lautet: Ja!
Klar ist aber auch: Die Konstellation Neuer und Nübel zusammen beim FC Bayern wird es in Zukunft nicht geben. "Manu ist da, Manu ist fit - solange er bei Bayern ist, macht es wenig Sinn, dass ich zurückkomme", machte Nübel deutlich.
Nübel hatte seinen Vertrag beim deutschen Rekordmeister im April bis 2029 verlängert, bis zum Ende der kommenden Saison ist er an den VfB Stuttgart ausgeliehen. Dann läuft das Arbeitspapier von Neuer in München aus, der Weg für Nübel wäre frei - sofern Neuer mit dann 39 Jahren aufhört oder den Verein verlässt.
Mehr zum Autor Fabian Schreiner
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