Marcel Sabitzer hat Österreich mit einer abermals glänzenden Vorstellung zum Sieg gegen die Niederlande geschossen. Das ÖFB-Team geht damit als Gruppensieger aus der Hammergruppe D hervor. Dabei hat sich der BVB-Star noch im Juni kurz vor einem "mentalen Loch" befunden.
Ein abermaliger Jubelsturm brach am Dienstagabend gegen 19:40 Uhr im Westen des Berliner Olympiastadions aus. Die Fans der Österreicher lagen sich in den Armen, duschten sich gegenseitig mit Bier und konnten ihr Glück ob des Geschehens auf dem Rasen und der Genialität ihres Mittelfeldstars kaum fassen. Mit einem sehenswerten Kracher aus spitzem Winkel hatte Marcel Sabitzer seine Mannschaft soeben zum dritten Mal in Führung gehämmert, den Gruppensieg letztlich besiegelt und eine ganze Nation zum Träumen gebracht.
Der BVB-Star zelebrierte seinen Siegtreffer in für ihn ungewohnter Manier, so rieb er sich mit seinen Händen die Arme, als ob ihm kalt wäre. Auf Sky Nachfrage erklärte er seinen Jubel damit, dass er den Ball einfach "eiskalt verwandelt" habe und die Geste, für die Chelsea-Star "Cold" Palmer in der Premier League berühmt ist, für ihn passend erschien.
Aber auch abseits des Treffers präsentierte sich "Iceman" Sabitzer in überragender Verfassung. Der 30-Jährige dirigierte das Mittelfeld, hatte stets das Auge für den freien Mann und trieb die Oranje-Stars reihenweise in die Verzweiflung. Die Man-of-the-Match-Trophäe der UEFA war die logische Konsequenz.
Im Tal der Tränen
Dabei sah die Welt des "eiskalten" Sabitzer vor nicht einmal vier Wochen noch ganz anders aus. Tränen waren dem brutal enttäuschten Mittelfeld-Ass in Wembley noch über die Wangen gelaufen, als er zusammengekauert nach dem verlorenen CL-Finale ein trauriges Bild abgab. Der BVB-Star hatte anschließend erklärt, Angst zu haben, "in ein mentales Loch zu fallen", weshalb er sich erstmal eine Auszeit nahm und die österreichischen Testspiele zur EM-Vorbereitung ausließ. Eine offensichtlich goldrichtige Entscheidung!
Vom Trauerklos Sabitzer ist nichts mehr zu sehen, stattdessen versprüht der ÖFB-Star mit jeder Pore absolutes Selbstbewusstsein. "Die Mannschaft gibt mir viel Hype und schenkt mir Vertrauen, weshalb ich befreit aufspielen kann. Ich genieße jeden Tag mit der Mannschaft", meinte der Matchwinner auf der PK nach dem Spiel und schickte gleich eine Ansage an die Konkurrenz im Kampf um den EM-Titel:" Wir haben die Qualität, jeden Gegner zu schlagen".
Mehr als ein Geheimfavorit
Bereits im Vorfeld der EM war das deutsche Nachbarland von einigen als Geheimfavorit betitelt worden. Nach Platz eins in der Hammergruppe D mitsamt der drei überzeugender Auftritte und dem glänzend aufgelegten Sabitzer, dürfte Österreich nun endgültig ernsthaft im Rennen um die Nachfolge von Italien sein. Zumal Österreich den vermeintlich leichteren Turnierzweig erwischt hat und erst im Halbfinale mit England auf einen vermeintlichen EM-Favoriten treffen kann. Spanien, Frankreich oder Deutschland würden den ÖFB-Team frühestens im Finale begegnen.
So versprühte auch Innenverteidiger Philipp Lienhart auf Sky Nachfrage in der Mixed-Zone Euphorie, als er auf einen möglichen Triumph bei der Euro angesprochen wurde: "Wenn wir so spielen und auftreten wie heute, ist es möglich." Eine Meinung, der sich auch ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer anschloss, der fröhlich mit einem Österreich-Trikot in der Mixed auftauchte und davon sprach, dass es jetzt "sehr weit gehen kann".
Auch wenn für Sabitzer die Bezeichnung "österreichisches Sommermärchen" noch zu früh kommt, wirkt die Mannschaft von Ralf Rangnick bereit, das Turnier in Deutschland aufzumischen. Definitiv titelreif sind derweil schon die Fans der Österreicher, die ihre Mannschaft lautstark bis spät in die Nacht hinein feierten und Berlin-Charlottenburg für eine Nacht zu einer österreichischen Metropole verwandelten. Nur zu gerne würden die ÖFB-Anhänger dies noch einmal am 14. Juli in Berlin machen - ein Wunsch, der erfüllt werden könnte.
Mehr zum Autor Florian Hartmann
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