Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner neuen Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen aus der Bundesliga und der Fußballwelt auf skysport.de. Diese Woche nimmt er Schalke-Coach Domenico Tedesco und dessen erste große Umkrempel-Aktion unter die Lupe.
Domenico Tedesco gefällt mir richtig gut. Er ist ehrlich, ruhig, respektvoll und hat eine klare Meinung. Er ist einer wie Julian Nagelsmann von Hoffenheim. Einer, dem nahezu die gesamte Mannschaft vertraut.
Er hat es geschafft, dass seine Schalker gegen Leipzig hochdiszipliniert gespielt haben, vor allem in der Defensive. Ich kann mich an nur zwei Chancen von RB erinnern.
Vorbildliche Reaktion nach Auftakt-Sieg
Seine große Stärke scheint, dass er mit Spielern auf Augenhöhe spricht. Dass er ihnen unaufgeregt seine Ideen vermittelt. Besonders gut hat mir sein bescheidenes Auftreten nach dem Sieg zum Bundesliga-Auftakt gefallen. Tedesco hat sich nicht feiern lassen, sondern besonnen das Spiel analysiert.
Ich habe schon vor der Saison eine gewagte Prognose prognostiziert, nämlich Rang vier für Schalke. Auch dank Tedesco.
Kein Platz für Höwedes und Meyer
Ich kann den Trainer sogar verstehen, dass er sich für einen neuen Kapitän entschieden hat. Schließlich muss ein Kapitän auf dem Platz stehen. Die Dreier-Kette mit Naldo, Thilo Kehrer und Matija Nastasic hat hervorragend funktioniert. Der Franzose Benjamin Stambouli kommt auch noch zurück und kann dort ebenfalls spielen, so dass es für Benedikt Höwedes sehr schwer werden wird, einen Platz in der Startformation zu finden.
Da Schalke nicht international spielt, wird es auch keine große Rotation geben. Da der Ex-Kapitän aber Bestandteil der deutschen Nationalmannschaft ist, braucht er mit Blick auf die Weltmeisterschaft kommendes Jahr Einsätze. Daher rechne ich bei ihm mit einem Wechsel.
Auch Max Meyer wird sich bis Ende der Wechselfrist noch viele Gedanken machen. Ich sehe ihn nur als klassischen Zehner. Diese Position gibt es bei Schalke nicht mehr. Das wird ihm ebenfalls wegen der bevorstehenden WM zu denken geben.
Kapitänsbinde für Fährmann nachvollziehbar
Dass Tedesco mit Ralf Fährmann einen Torwart zum Kapitän ernannt hat, kann ich in diesem Fall verstehen. Eigentlich finde ich, dass der Spielführer auf dem Platz stehen muss. Abgesehen von Manuel Neuer, der ja quasi als Feldspieler ohnehin oft nahe der Mittellinie steht.
Weil Fährmann aber ein Schalker Junge ist, der schon die U17 und U19 der Knappen durchlaufen hat und vergangene Saison einer der Leistungsträger war, ist die Entscheidung völlig okay. Bisher waren also alle Entscheidungen von Tedesco ziemlich nachvollziehbar.