Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner neuen Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen aus der Bundesliga und der Fußballwelt auf skysport.de. Dieses Mal blickt Matthäus auf den BVB und verrät, welche Teams ihn enttäuscht haben am 1. Spieltag.
Der 4:1-Sieg von Borussia Dortmund unter der Regie des neuen Trainers Lucien Favre gegen RB Leipzig darf als Indiz dafür gewertet werden, dass der BVB in dieser Saison wieder in die Erfolgsspur zurückkehrt.
Auch der Start unter Peter Bosz war verheißungsvoll und vielversprechend, bis die Mannschaft überraschend schnell in Schwierigkeiten geriet. Ich traue Favre und den Dortmundern in dieser Spielzeit so viel mehr zu. Die Gründe liegen für mich auf der Hand.
Klasse Leistung von Bürki
Zum einen kennt Favre die Bundesliga und zum anderen hat er seine Wunschspieler bekommen. Und mit Reus und Dahoud waren unter anderem zwei Spieler im Team, die den Trainer kennen, respektieren und ihm bedingungslos folgen. Mit beiden hat er bereits in Gladbach hervorragend zusammen gearbeitet.
Es sind jetzt schon bereits wichtige Veränderungen zur Vorsaison zu erkennen. Der auch von mir viel kritisierte Roman Bürki hat gegen Leipzig gezeigt, zu was er im Stande ist, wenn er konzentriert und fokussiert über 90 Minuten das Dortmunder Tor hütet. Das war eine klasse Leistung. So stelle ich mir einen BVB-Torwart vor.
Favre ist ein detailversessener Perfektionist. Jede Kleinigkeit muss sitzen. Egal, ob es die taktischen Vorgaben sind oder die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen. Es ist mit Sicherheit nicht einfach gegen die konterstarken und pfeilschnellen Leipziger 4:1 zu gewinnen. Auch wenn der Sieg zu hoch ausgefallen ist, war er hochverdient.
Götze muss sich dem Trainer beweisen
Dortmund hat wieder Persönlichkeiten, die sie zuletzt so schmerzlich vermisst haben. Natürlich war und ist Kapitän Marco Reus von der Qualität, dem Standing und dem Gewicht in der Mannschaft ihr Anführer.
Für die Balance und die Kompaktheit sind aber vor allem Delaney, Witsel und Dahoud in der Schaltzentrale von enormer Wichtigkeit. Witsel hat bereits in den ersten Spielen voll eingeschlagen, ohne lange mit seinen neuen Mitspielern trainiert zu haben oder die Bundesliga zu kennen. Ein Anführer, der dem BVB gefehlt hat.
Selbst das Fehlen eines klassischen Stürmers scheint kein Problem zu sein. Sollte Favre noch einen bekommen, wäre das mit Sicherheit okay für ihn. Wenn nicht, wird Favre auch mit diesen Spielern erfolgreich durch die Saison gehen. Er hat weder in Gladbach noch bei Hertha mit einer wirklich richtigen Nummern 9 gespielt. Mit Philipp und Reus hat er für seine Spielidee genug Alternativen ganz vorne drin.
Zum Leid von Mario Götze hat Favre auf allen Positionen genügend Auswahl. Vor allem zwischen Sechser und Zehner-Posten hat der Schweizer Cheftrainer mit Witsel, Dahoud, Reus oder Pulisic topfitte Spieler, die alle einen hervorragenden Eindruck hinterlassen haben. Natürlich sind alle Spieler wichtig, wie alle Trainer stets betonen.
Und auch Mario wird seine Einsätze bekommen. Aber Götze möchte mit Sicherheit nicht zwischen Platz und Bank pendeln. Es liegt an ihm, dem Coach zu beweisen, dass er in die erste Elf gehört. Er hat das Zeug dazu, aber es wird nicht leichter für ihn.
Schalke, VfB und Werder enttäuschen
Was mir sonst so am ersten Spieltag aufgefallen ist, sind die drei Teams, die in der letzten Rückrunde so positiv überrascht haben. Bremen, Stuttgart und Schalke.
Als amtierender Vizemeister muss ich ein Spiel beim Relegationsteam bestimmen. Das war nicht das Schalke, dass sich letzte Saison viel Respekt erarbeitet hat. Der VfB war die zweitbeste Mannschaft der Rückserie. Da muss man nach dem Pokal-Aus in Rostock nicht auch in Mainz verlieren. Und vom erfrischenden Werder-Fußball war zu Hause gegen Hannover sehr wenig zu sehen. Von diesen Klubs darf und muss man mehr erwarten.