Sky Experte Lothar Matthäus blickt in seiner Kolumne "So sehe ich das" auf die Personalien Arturo Vidal und Jerome Boateng, Niko Kovac und die Kaderplanung von Borussia Dortmund. Zudem spricht er über das Transferfenster in der Premier League, das schon bald schließt.
Wenn nach Arturo Vidal auch noch Jerome Boateng gehen würde, hätten zwei Persönlichkeiten den FC Bayern verlassen . Ich persönlich sehe keinen zweiten Vidal in der Mannschaft. Vidal war immer einer meiner Lieblingsspieler, weil er mich an mich selbst erinnert. Es war schon verwunderlich, dass er gegangen ist. Ich persönlich hätte gerne mit ihm verlängert.
Vidals Abgang ist ein Verlust
Diesen Spielstil findet man nicht mehr häufig. Die Aggressivität, die Qualität in der Offensive, aber auch die Arbeit nach hinten, Zeichen zu setzen. Der Abgang ist meiner Meinung nach schon ein Verlust. Allerdings wäre der Vertrag nächstes Jahr ausgelaufen. Dieses Jahr konnte man noch eine Ablöse kassieren. Zudem ist er 31 Jahre alt. Da haben die Bayern abgewogen: Eigentlich ein wichtiger Spieler, andererseits konnte man jetzt noch etwa 30 Millionen Euro einnehmen.
Langfristig hätten sie ohnehin nicht mehr mit ihm geplant, weil er doch ein gewisses Alter erreicht hat, und auf seiner Position als Sechser beziehungsweise Achter mit Leon Goretzka und Corentin Tolisso junge Spieler haben, deren Weg ein Vidal versperrt hätte. Das war sicher ausschlaggebend, dass man Vidal hat ziehen lassen. Einerseits ist sein Weggang schade, andererseits ist es der zukunftsorientierte, richtige Weg.
"Wenn Boateng geht, müssten die Bayern nochmal zuschlagen"
Was einen Wechsel von Jerome Boateng angeht, sähe es auf der Innenverteidigerposition ein wenig mau aus. Derzeit gibt es mit Boateng, Mats Hummels und Niklas Süle nur drei gelernte Innenverteidiger im Kader. Javi Martinez ist für mich kein echter Innenverteidiger, er ist ein Sechser. Auch Joshua Kimmich und David Alaba sind keine gelernten Innenverteidiger. Ich bin überzeugt, dass die Bayern Boateng bei einem passenden Angebot gehen lassen, aber dann müssten sie auf dieser Position nochmal auf dem Transfermarkt zuschlagen.
Da kommt sicher auch der Name Benjamin Pavard wieder ins Spiel - das wäre naheliegend. Über Pavard und die Bayern ist schon viel geschrieben worden. Im Falle eines Boateng-Abschieds würde der Name sicher wieder aus der Schublade geholt werden. Ansonsten sehe ich keinen Nachbesserungsbedarf im Kader, alles Positionen sind doppelt besetzt.
Bayern gehört zum Favoritenkreis auf CL-Titel
Niko Kovac geht als Bayern-Trainer seinen Weg, er hat keine Angst vor großen Namen. Er hat seine Vorstellungen, seine Ideen - wer da mitzieht, der wird's gut bei Niko haben. Wer nicht mitzieht, wird einen schweren Stand haben. Niko hat eine klare Meinung. Er wird Entscheidungen treffen - es wird auch Härtefälle geben. Der Spieler hat seine Meinung zu akzeptieren, so ist Niko immer aufgetreten: klar, deutlich, bestimmend, aber auch ehrlich und offen. Das sind die Merkmale, die Niko auszeichnen.
Insgesamt sehe ich eine Mannschaft, die, wenn sie in einen Lauf kommt und die Saison verletzungsfrei durchspielen kann, zu den fünf, sechs Teams gehört, die die Champions League gewinnen können. Allerdings ist es kein Muss für die Münchner. Man sieht andere Mannschaften, die nachgerüstet haben - vor allem auch mit welchen finanziellen Mitteln.
Gute Neuzugänge beim BVB
Bei Borussia Dortmund sehe ich gute Verstärkungen. Axel Witsel ist sicher ein wichtiger Faktor, weil mit ihm mehr Persönlichkeit in den Dortmunder Kader kommt. Gerade auf dieser Position war man sehr flach besetzt. Sahin hatte Probleme, Weigl ist verletzt - er ist ein guter Spieler, aber keine große Persönlichkeit. Bei Dortmund haben die Leitwölfe, die Drecksäcke gefehlt. Mit Witsel bekommt man ganz sicher wieder jemanden, der dazwischenhaut und Persönlichkeit ausstrahlt. Der Kader ist gut zusammengestellt, aber für die Meisterschaft wird es nicht reichen. Da müsste bei den Bayern schon viel schief laufen. Die Münchner sind abermals der Favorit, aber nicht mehr mit dem Abstand der vergangenen Jahre.
Am kommenden Donnerstag schließt bereits das Transferfenster in der Premier League. Darin sehe ich für die Bundesliga einen Vorteil. Man kann noch Spieler aus der Premier League verpflichten, die Engländer können aber keine Spieler mehr aus Deutschland holen. Die Bundesligisten können etwa zwei Wochen planen und Spieler verpflichten, man weiß aber, die finanzstärkste Liga hat keine Möglichkeit mehr, Spieler aus der Bundesliga zu holen