Matthäus zu Schalke: Torwart-Wechsel hätte Aus für Tedesco sein können
Matthäus-Kolumne: "So sehe ich das"
Von Lothar Matthäus, Fußball Experte
Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen der Fußballwelt auf skysport.de. Diese Woche spricht er über den Torwartwechsel auf Schalke und die Zehner-Position beim FC Bayern.
Mitten in der Schalker Krise und zum Start der Rückrunde hat Schalke-Trainer Domenico Tedesco seinen Kapitän und Torwart Ralf Fährmann zur Nummer zwei degradiert.
Bei Schalke 04 ist es Mode geworden, Gesichter des Clubs auszusortieren. Höwedes, Naldo und nun wurde mit Ralf Fährmann der zweite Kapitän rasiert. Das ist ein Spiel mit dem Feuer. Mit der Verbannung von Fährmann auf die Bank ist der Trainer "All in" gegangen. Auch einen schwächelnden Kapitän setzt man nicht einfach auf die Bank, siehe Manuel Neuer bei der WM 2018.
Auch wenn ein Kapitän keinen Freifahrtschein besitzt, so darf er sich aufgrund seines Amtes und seiner Wichtigkeit doch ein bisschen mehr erlauben als andere Spieler. Fährmann hat in den letzten Wochen und Monaten nicht den sichersten Eindruck gemacht.
Mit Nübel haben die Schalker einen jungen und sehr talentierten Torhüter in der Hinterhand. Die Situation erinnert mich ein bisschen daran, als Mirko Slomka sich 2006 für Manuel Neuer und gegen Frank Rost im Schalker Tor entschieden hat. Wer weiß, vielleicht ist das der Beginn einer großartigen Torhüter-Karriere.
Domenico Tedesco äußert sich zum Torwartwechsel auf Schalke
Bayern-Tendenz zeigt weiter nach oben
Die extrem riskante Entscheidung des Schalker Cheftrainers hat der Mannschaft Glück gebracht und sie sind mit dem ersehnten und eminent wichtigen Sieg in die Rückrunde gestartet. Es bleibt spannend und wie immer emotional auf Schalke.
Bei den Bayern zeigt die Tendenz weiterhin nach oben. Der überzeugende 3:1-Erfolg beim schwierigen Spiel in Hoffenheim war mehr als verdient. Match-Winner war ein ehemaliges Gesicht von Schalke 04, nämlich Leon Goretzka. Kovac hat ihn als sogenannten Zehner aufgestellt. Der offensive Mann im zentralen Mittelfeld. Aber wer ist eigentlich in diesem Bayern-Kader der wahre, der richtige Zehner?
Goretzka steht für den FCB-Umbruch
Im Grunde gibt es den klassischen Zehner heute weder bei Bayern noch bei den anderen Top-Klubs nicht mehr. Ich hatte zwar die Rückennummer zehn, hab die klassische Rolle dieses Spielmachers aber auch nicht ausgefüllt. Mein Bereich war eher der Platz zwischen beiden Strafräumen.
Zu meiner Anfangszeit waren die "Zehner" Felix Magath, Hansi Müller, Zico oder Maradona. Leon ist im Grunde und von seinem Wesen her ein Achter mit Zug zum Tor. Er steht für den Umbruch in diesem Verein und auch deshalb hat man ihn verpflichtet. Er geht weite Wege, weiß aber auch wie und wo man sich um Strafraum bewegt.
Wenn überhaupt, dann bringt bei Bayern nur James Rodriguez die technischen Fähigkeiten und das Auge eines Zehners mit. Das beweist die Vorarbeit auf Thomas Müller vor dem 3:1 in Hoffenheim. Er ist vom Ballgefühl, der Passfähigkeit, dem Instinkt für den richtigen Moment des Abspiels, der Zehner beim FC Bayern. Offensichtlich hat er aber nicht das allerbeste Verhältnis zum Trainer und fällt oft durch zu viel Egoismus auf.
Für Kovac ist es ein Luxus, je nach Gegner den einen oder den anderen zu bevorzugen. Gegen schnelle, konterstarke Gegner kann Kovac wie in Hoffenheim den körperliche starken Javi Martinez auf die Sechs stellen und zwischen Goretzka, Müller, James oder Thiago als "Zehner" frei wählen.