Matthäus zu Schalke: Torwart-Wechsel hätte Aus für Tedesco sein können

Matthäus-Kolumne: "So sehe ich das"

Von Lothar Matthäus, Fußball Experte

Image: Exklusiv bei Sky: Die Kolumne von Lothar Matthäus. 

Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen der Fußballwelt auf skysport.de. Diese Woche spricht er über den Torwartwechsel auf Schalke und die Zehner-Position beim FC Bayern.

Mitten in der Schalker Krise und zum Start der Rückrunde hat Schalke-Trainer Domenico Tedesco seinen Kapitän und Torwart Ralf Fährmann zur Nummer zwei degradiert.

Bei Schalke 04 ist es Mode geworden, Gesichter des Clubs auszusortieren. Höwedes, Naldo und nun wurde mit Ralf Fährmann der zweite Kapitän rasiert. Das ist ein Spiel mit dem Feuer. Mit der Verbannung von Fährmann auf die Bank ist der Trainer "All in" gegangen. Auch einen schwächelnden Kapitän setzt man nicht einfach auf die Bank, siehe Manuel Neuer bei der WM 2018.

Der Deadline Day live auf Sky – im TV und Stream

Bis zum 31. Januar können sich Europas Top-Teams mit Spielern verstärken - dann schließt das Transferfester. Sky berichtet wie immer vom großen Transfer-Finale! Alle Infos.

Tedesco ist ein großes Risiko eingegangen und hat vorerst gewonnen. Ob das nachhaltig die richtige Entscheidung war, werden die nächsten Spiele zeigen. Nübel hat gut gespielt, zweimal exzellent pariert und war so maßgeblich am glücklichen 2:1-Sieg gegen den VfL Wolfsburg beteiligt.

Dieser Inhalt kann auf dieser Seite leider nicht angezeigt werden
Komplette Version hier anschauen

Wäre dies allerdings schiefgegangen, wäre Tedesco heute möglicherweise nicht mehr Trainer von Schalke 04.

Dieser Inhalt kann auf dieser Seite leider nicht angezeigt werden
Komplette Version hier anschauen

Für Sky Experte Dietmar Hamann kann der Torwart-Wechsel auf Schalke eine Signalwirkung für die Mannschaft sein (Videolänge: 45 Sek.).

Nübel-Entscheidung erinnert an Neuer-Situation

Er selbst hat im Sky Interview zugegeben, dass diese sportlich und politisch hoch sensible Entscheidung mit allen Entscheidungsträgern des Vereins emotional diskutiert wurde. Allein dies zeigt die Tragweite dieser Entscheidung. Es waren mit Sicherheit nicht alle einverstanden und es hätte Tedescos Aus bedeuten können, wenn Nübel eine Niederlage verantwortet hätte.

Auch wenn ein Kapitän keinen Freifahrtschein besitzt, so darf er sich aufgrund seines Amtes und seiner Wichtigkeit doch ein bisschen mehr erlauben als andere Spieler. Fährmann hat in den letzten Wochen und Monaten nicht den sichersten Eindruck gemacht.

Mehr dazu

Mit Nübel haben die Schalker einen jungen und sehr talentierten Torhüter in der Hinterhand. Die Situation erinnert mich ein bisschen daran, als Mirko Slomka sich 2006 für Manuel Neuer und gegen Frank Rost im Schalker Tor entschieden hat. Wer weiß, vielleicht ist das der Beginn einer großartigen Torhüter-Karriere.

Domenico Tedesco äußert sich zum Torwartwechsel auf Schalke

Bayern-Tendenz zeigt weiter nach oben

Die extrem riskante Entscheidung des Schalker Cheftrainers hat der Mannschaft Glück gebracht und sie sind mit dem ersehnten und eminent wichtigen Sieg in die Rückrunde gestartet. Es bleibt spannend und wie immer emotional auf Schalke.

Bei den Bayern zeigt die Tendenz weiterhin nach oben. Der überzeugende 3:1-Erfolg beim schwierigen Spiel in Hoffenheim war mehr als verdient. Match-Winner war ein ehemaliges Gesicht von Schalke 04, nämlich Leon Goretzka. Kovac hat ihn als sogenannten Zehner aufgestellt. Der offensive Mann im zentralen Mittelfeld. Aber wer ist eigentlich in diesem Bayern-Kader der wahre, der richtige Zehner?

Goretzka steht für den FCB-Umbruch

Im Grunde gibt es den klassischen Zehner heute weder bei Bayern noch bei den anderen Top-Klubs nicht mehr. Ich hatte zwar die Rückennummer zehn, hab die klassische Rolle dieses Spielmachers aber auch nicht ausgefüllt. Mein Bereich war eher der Platz zwischen beiden Strafräumen.

Zu meiner Anfangszeit waren die "Zehner" Felix Magath, Hansi Müller, Zico oder Maradona. Leon ist im Grunde und von seinem Wesen her ein Achter mit Zug zum Tor. Er steht für den Umbruch in diesem Verein und auch deshalb hat man ihn verpflichtet. Er geht weite Wege, weiß aber auch wie und wo man sich um Strafraum bewegt.

Das Achtelfinale der UEFA Champions League auf Sky

Alle Informationen rund um das Achtelfinale und welche Spiele du auf Sky siehst, erfährst Du hier.

James ist der einzige Zehner bei Bayern

Wenn überhaupt, dann bringt bei Bayern nur James Rodriguez die technischen Fähigkeiten und das Auge eines Zehners mit. Das beweist die Vorarbeit auf Thomas Müller vor dem 3:1 in Hoffenheim. Er ist vom Ballgefühl, der Passfähigkeit, dem Instinkt für den richtigen Moment des Abspiels, der Zehner beim FC Bayern. Offensichtlich hat er aber nicht das allerbeste Verhältnis zum Trainer und fällt oft durch zu viel Egoismus auf.

Oliver Baumann: Packt bei der Flanke von Kimmich (26.) blitzschnell zu, behält auch beim Kuddelmuddel mit Hummels und Lewy (28.) die Übersicht. Ist bei den Gegentreffern schuldlos – NOTE: 3
Stefan Posch: Drängt im Zweikampf den pfeilschnellen Coman ab (24.), luchst ihm auch vor dem Sechzehner souverän den Ball ab (32.). Löscht zwei Brände zu Beginn der zweiten Hälfte. Sieht Gelb nach einem Foul an Goretzka (64.) – NOTE: 3
Kevin Vogt: Behindert sich bei Müllers Chance (19.) gegenseitig mit Schulz, kassiert Gelb, nachdem er Lewy zu Boden reißt (26.). Steht bei Goretzkas Tor nur daneben (34.), agiet in der zweiten Hälfte als Sechser. Muss in der 65. runter – NOTE: 5
Benjamin Hübner: Spitzelt den Ball im ersten Durchgang immer wieder aus der Gefahrenzone, blockt Alabas Schuss (28.). Schläft allerdings beim entscheidenden Gegentreffer von Lewandowski (87.) – NOTE: 4
Pavel Kaderabek: Hat rechts hinten mit Coman gut zu tun, verliert jeweils das Laufduell gegen den Franzosen vor Lewandowskis Chance (10.) und beim Schuss von Goretzka (13.) – NOTE: 4
Nico Schulz: Rettet den Ball vor Lewandowski (14.), sorgt mit seinen Flanken aber nicht für die gewünschte Torgefahr. Vernascht in der zweiten Hälfte Alaba und erzielt so den 1:2-Anschluss (59.) – erstes Saisontor für den Nationalspieler – NOTE: 3
Kerem Demirbay: Bügelt den Ballverlust von Bittencourt wieder aus. Ansonsten zu harmlos, gewinnt 20 Prozent seiner Zweikämpfe. Brandgefährlicher Nachschuss nach Joelintons geblocktem Schuss (53.), muss danach runter – NOTE: 4
Leonardo Bittencourt: Schläft einmal gegen Kimmich, beschäftigt den FCB-Star aber oft. Harmoniert mit Demirbay in der Schaltzentrale. Macht immer wieder das Spiel in die Tiefe schnell, im Abschluss hapert es aber – NOTE: 3
Joelinton: Leitet einen Konter in der eigenen Hälfte ein (8.), räumt Martinez bei seinem Torschuss ab (40.). Dreht nach der Pause auf, scheitert mit einem satten Schuss an Neuer (53.). Leitet den Konter vor Schulz‘ Tor ein (59.) – NOTE: 4
Andrej Kramaric: Hat nach drei Minuten die erste Torchance für die TSG auf dem Kopf. Ansonsten zu zögerlich im Abschluss - Chance verpufft. Pechvogel vor der Pause: Sein geblockter Torschuss leitet den Konter vorm zweiten Gegentor ein - NOTE: 4
Ishak Belfodil: Setzt Süle anfangs unter Druck, spielt sonst unterm Radar. Sein Schuss vor der Pause wird zur Ecke gerettet. Drückt in der zweiten Hälfte mehr aufs Tempo, seinen Torschuss muss Süle retten (71.) – NOTE: 4
Florian Grillitsch: Kommt in der 56. Minute für Kapitän Vogt. Kaum auf dem Platz sieht der Hoffenheimer den gelben Karton: Er tritt Thiago auf den Fuß. Sonst unauffällig – NOTE: 4
Dennis Geiger: Kommt in der 56. Minute für Demirbay ins Spiel. Glänzt bei seinen 19 Ballaktionen mit einer Passquote von knapp 92 Prozent. Ansonsten kann der Youngster nicht viel bewirken - NOTE: 4
Adam Szalai: Kommt in der 79. Minute für Joelinton. Hat das 2:2 auf dem Kopf (83.) – ohne Note.
Manuel Neuer: In der ersten Halbzeit überhaupt nicht gefordert. Beim Tor von Nico Schulz machtlos. Pariert in der 83. Minute den Kopfball von Adam Szalai herausragend – NOTE: 2
Mats Hummels: Bekommt den Vorrang vor Jerome Boateng und weiß seine Chance zu nutzten. In der Defensive mit einer soliden Leistung, schaltet sich aber auch immer wieder in die Offensive mit ein und hat sogar das 1:0 auf dem Fuß – NOTE: 3
Niklas Süle: Bekommt in der ersten Halbzeit nicht viel zu tun, gerät dann aber zu Beginn des zweiten Durchgangs etwas ins Schwimmen. Kommt beim Anschlusstreffer von Nico Schulz zu spät – NOTE: 3
Joshua Kimmich: Mal wieder als Rechtsverteidiger unterwegs. Agiert in der Defensive stabil, nach vorne jedoch mit weniger Durchschlagskraft als sein Pendant auf der linken Seite – NOTE: 3
David Alaba: Sorgt zusammen mit Kingsley Coman über die linke Seite für viel Alarm. Bereitet mit einer Flanke das 2:0 von Leon Goretzka vor – NOTE: 3
Javi Martinez: Erfüllt seine Rolle als Abräumer vor der Abwehr solide, belebt aber auch mit dem ein oder anderen Vorstoß das Offensivspiel der Bayern – NOTE: 3
Thiago: Agiert neben Javi Martinez auf der Sechs. Nach vorne unauffällig, nach hinten immer wieder mit Ungenauigkeiten, so zum Beispiel bei seinem Ballverlust vor der Torchance von Hoffenheims Joelinton - NOTE: 4
Kingsley Coman: Läuft auf der linken Außenbahn ein ums andere Mal seinen Gegenspielern davon und sorgt mit seinen Hereingaben immer wieder für Gefahr. Leitet das 1:0 durch Leon Goretzka mit seiner Flanke ein - NOTE: 2
Leon Goretzka: Mit seinem Doppelpack der Garant für den Bayern-Sieg. Beim ersten Treffer noch etwas glücklich, beim zweiten dann technisch stark. Mit sechs Torschüssen der gefährlichste Angreifer der Bayern – NOTE: 1
Thomas Müller: Muss auf dem ungeliebten rechten Flügel agieren. Arbeitet viel und tauscht vor allem mit Leon Goretzka immer wieder Positionen. Im Strafraum ohne Glück, bereitet aber das 3:1 durch Robert Lewandowski vor – NOTE: 3
Robert Lewandowski: Lässt zu Beginn beim Torschuss die letzte Konsequenz vermissen. Vergibt vor dem 1:0 von Leon Goretzka frei vor TSG-Keeper Oliver Baumann. Muss in der 87. Minute nach der Vorlage von Thomas Müller nur noch einschieben – NOTE: 3
Serge Gnabry: Kommt in der 73. Minute während der Drangphase der Hoffenheimer in die Partie und kann dem Offensive-Spiel der Bayern nicht mehr den erhofften Schwung verleihen - NOTE: 3:
James Rodriguez: Wird in der 78. Minute eingewechselt und leitet mit einem schönen Heber auf Thomas Müller das 3:1 der Bayern ein - ohne Note.
Jerome Boateng: Kommt in der 90. Minute für Javi Martinez - ohne Note.

Für Kovac ist es ein Luxus, je nach Gegner den einen oder den anderen zu bevorzugen. Gegen schnelle, konterstarke Gegner kann Kovac wie in Hoffenheim den körperliche starken Javi Martinez auf die Sechs stellen und zwischen Goretzka, Müller, James oder Thiago als "Zehner" frei wählen.

Mehr zum Autor Lothar Matthäus