Pep Guardiola verdrehte die Augen, im Publikum herrschte verblüffte Stille, und Sieger Lionel Messi war gar nicht vor Ort - auch diese nächste große Ehrung wirkte für viele wie eine Farce: Messi ist erneut Weltfußballer, zum achten Mal bereits. Und Erling Haaland geht nach seiner großen Saison mit Manchester City schon wieder leer aus.
Die Gala des Weltverbandes FIFA am Montagabend erinnerte damit stark an die Vergabe des Ballon d'Or, der anderen großen Auszeichnung im Weltfußball, im vergangenen Oktober. Auch damals hatte Weltmeister Messi den Preis abgeräumt, zehn Monate, nachdem er Argentinien in Katar endlich zum großen Titel geführt hatte - und schon damals hätten sich viele Beobachter Haaland ganz oben gewünscht. Eine "Farce" sei das Ergebnis des vergangenen Jahres gewesen, hatte sich etwa Sky Experte Lothar Matthäus echauffiert.
Am Montagabend nun waren weder Messi, mittlerweile bei Inter Miami aktiv, noch Haaland vor Ort, und vielleicht war das besser so. Ein Blick auf Guardiola, Haalands Coach bei Manchester City genügte, um eine Ahnung zu bekommen von der Stimmung im Haaland-Lager. Der Spanier, kurz zuvor als Welttrainer ausgezeichnet, wirkte sehr überrascht.
Haaland hatte in der vergangenen Saison mit City sowohl die Champions League als auch die Premier League und den nationalen Pokal gewonnen. Der 23-Jährige wurde zudem Torschützenkönig der englischen Spitzenliga. Trotz dieser Erfolge war der Ballon d'Or, die andere wichtige Auszeichnung im Weltfußball, im vergangenen Oktober bereits an Messi gegangen - auch der Titel des Weltfußballers ging nun an den Argentinier.
Guardiola ist Welttrainer
Stimmberechtigt bei den Wahlen waren alle Trainer und Kapitäne der Nationalmannschaften sowie Fachjournalisten und Fans. Entscheidend war der Zeitraum vom 19. Dezember 2022 bis 20. August 2023 - da spielte Messi noch bei Paris St. Germain. (Kopf-an-Kopf-Rennen! Spezial-Regel entscheidet Messi-Wahl)
Als beste Fußballerin wurde am Montag in London Aitana Bonmati (25) ausgezeichnet, die mit Spanien im Sommer den WM-Titel gefeiert hatte. Als bester Trainer wurde Haaland-Coach Pep Guardiola geehrt, beste Trainerin wurde die Niederländerin Sarina Wiegman, die das englische Nationalteam im Sommer ins WM-Finale geführt hatte.
Deutsche Profis spielten bei der feierlichen Gala keine Rolle. DFB-Kapitän Ilkay Gündogan, Marc-Andre ter Stegen und Ann-Kathrin Berger hatten es in den Kategorien bester Spieler, bester Torhüter und beste Torhüterin auf die Shortlist geschafft, kamen aber nicht in die Endauswahl.
Matthäus kritisiert Wahl
Zwischen den Preisverleihungen stand die Gala für einen Moment auch im Zeichen von Franz Beckenbauer. "Franz war bei Weitem der beste und wichtigste Spieler in der Geschichte des deutschen Fußballs", sagte der langjährige Wegbegleiter Paul Breitner sichtlich bewegt im Saal. "Er war ein außergewöhnlicher Mensch." Es seine "große Ehre und ein Vergnügen" gewesen, mit Beckenbauer in einem Team zu spielen. Auch der beiden weiteren in der jüngeren Vergangenheit gestorbenen Ikonen, dem Engländer Sir Bobby Charlton und dem Brasilianer Mario Zagallo, wurde gedacht.
Lothar Matthäus kritisierte die Wahl: "Wenn man die Weltmeisterschaft nicht einbezieht, die Messi zum Gewinner des Ballon d'Or gemacht hat, darf Messi dieses Mal nicht der Sieger sein."
Zum Durchklicken: Die Gewinner des The Best FIFA Football Awards 2023
Ederson (Manchester City) und Mary Earps (Manchester United) wurden als beste Torhüter ausgezeichnet.
Der Puskas-Preis für das schönste Tor ging an Guilherme Madruga (Botafogo) für seinen Fallrückzieher aus über 16 Metern.
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