Beim BVB läuft's aktuell nicht rund. Sky Experte Christoph Metzelder schätzt im Gespräch mit skysport.de die Lage bei Borussia Dortmund ein. Woran hakt's? Wie entwickelt sich das Rennen um die Meisterschaft? Und wie kann gegen Tottenham doch noch das Wunder gelingen?
skysport.de: Christoph, was läuft im Moment schlecht beim BVB?
Christoph Metzelder: Dieses Junge, Wilde, Unbekümmerte - was eine große Stärke des BVB in der Hinrunde war - kehrt sich jetzt ein bisschen ins Negative um. Gerade Hakimi, einer der überragenden Spieler dieser Saison, hat gegen Tottenham und auch jetzt gegen Augsburg Fehler gemacht. Der ist überall auf dem Platz unterwegs und hat sehr viel Vorwärtsdrang. Aber seine eigentliche Aufgabe in der Defensive vernachlässigt er im Moment. Wenn ich aus den Auswärtsspielen gegen die unteren vier Mannschaften der Liga nur zwei Punkte hole, ist relativ deutlich, woran es liegt. Es liegt nicht an der Qualität der Mannschaft, sondern an der Erfahrung und der nötigen Konzentration, die ich gerade in solchen Partien zwingend benötige. Du wirst nicht Meister, wenn du zweimal Bayern München schlägst, sondern wenn du in Augsburg, Nürnberg oder Hannover nichts liegen lässt.
skysport.de: Wie entwickelt sich das Meisterrennen weiter, wird Dortmund jetzt einbrechen oder bleibt es bis zum Ende spannend?
Metzelder: Ich habe schon Ende des Jahres gesagt, dass die Bayern noch mal in Schlagweite kommen werden und das ist nun die Prüfung für Borussia Dortmund, mit diesem Druck umzugehen. Es ist nicht untypisch, dass ich im Laufe einer Saison auch mal für drei oder vier Wochen nicht die Ergebnisse einfahre. Das Entscheidende ist: Wie komme ich da raus? Manifestiert sich das bei Dortmund, wird klar sein, dass sie überholt werden - denn die Bayern werden nicht mehr viele Punkte abgeben. Oder kommen sie da wieder raus? Das ist jetzt eine entscheidende Situation. Gerade Spieler wie Roman Bürki, Marco Reus, Thomas Delaney oder Axel Witsel sind gefordert, die Trendwende zu schaffen.
skysport.de: Woran müssen die Dortmunder genau arbeiten, damit sie da wieder rauskommen?
Metzelder: Erstens kriegen sie zu viele und zu einfache Gegentore. Dann ist Dortmund zwar die Mannschaft mit der besten Chancenverwertung in der Liga - aber auch das ist im Moment ein Problem für sie. In der Hinrunde hatten sie in vielen Spielen diesen Killerinstinkt und das Momentum. Da haben sie auch enge Spiele noch für sich entschieden. Auch das kehrt sich gerade ein bisschen um. Und Paco Alcacer ist im Moment bei weitem nicht der Faktor, wie in der Hinrunde. Und sie benötigen einen Spieler, der die engen Partien mit seinen Toren entscheidet.
skysport.de: Was bedeutet das für das Champions-League-Rückspiel gegen Tottenham Hotspur?
Metzelder: Wenn ich mir die Aufgabe gegen Tottenham anschaue, dann ist das fast ein Widerspruch: Vorne Risiko und trotzdem hinten zu Null spielen - sie müssen da eine gute Balance finden. Es braucht eine super Chancenverwertung und hinten müssen sie alles verteidigen, was kommt. Und das ist in der momentanen Verfassung eher schwierig.
skysport.de: Was macht denn gegen die Spurs trotzdem Hoffnung, dass es noch klappen könnte?
Metzelder: Sie werden natürlich ein Wunder bemühen. Aber Wunder passieren meistens nicht auf Ansage, sondern einfach so. Die Viererkette des BVB an der Mittellinie gegen Son, Eriksen bekommt den Ball - solche Situationen werden sie super verteidigen müssen. Sie brauchen gegen Tottenham in jeder Situation volle Konzentration - und eine magische Nacht.
skysport.de: Inwiefern kann Marco Reus zum entscheidenden Faktor gegen Tottenham werden?
Metzelder: Marco Reus bestimmt den Rhythmus. Er kann die Jungs vorne und das Wilde um sich herum etwas lenken. Das hat in den letzten Wochen einfach gefehlt. Gerade bei diesem Spiel in Tottenham: Wenn du 0:1 zurückliegst, muss man so ein Ergebnis am Ende auch mal verteidigen und als Ausgangsposition mit ins Rückspiel nehmen. Da hatte ich schon das Gefühl, dass auf den zentralen Positionen die Leute gefehlt haben, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.
skysport.de: Abschließend, was ist dein Tipp für das Spiel am Dienstag?
Metzelder: Ich sage, es gibt ein 2:2.