Die erste Saisonniederlage gegen Hoffenheim war beim obligatorischen Wiesn-Besuch des FC Bayern für die Stimmung sicher nicht förderlich, bei zwei FCB-Stars war die Laune allerdings so richtig im Keller.
Mit angespannter Miene posierte Thomas Müller am Sonntag mit einer Maß Bier in der Hand für die Fotografen und verschwand nur wenige Augenblicke später im Bierzelt.
Bereits am Vortag war dem 30-Jährigen seine Gemütslage deutlich anzumerken gewesen. Müller hatte sich nach der 1:2-Pleite gegen Hoffenheim mit einem knappen "nothing to say" aus der Mixed-Zone der Allianz Arena verabschiedet. "Das zeigt schon, dass er angefressen war", sagt Sky Reporter Uli Köhler.
Martinez niedergeschlagen wegen Reservistenrolle
Weniger angefressen, dafür fast schon herzzerreißend enttäuscht hatte sich Javi Martinez schon vor dem Duell gegen die TSG gezeigt. Der Mittelfeldspieler saß mit trauriger Miene auf der Ersatzbank und musste von Co-Trainer Hansi Flick getröstet werden. Hasan Salihamidzic vermutete später, dass es die sportliche Situation war, die dem Spanier in diesem Moment so nahe ging: "Ich denke schon. Es ist nicht so, dass ich irgendwas anderes wüsste."
Flick bestätigte am Sonntag gegenüber Spox diese Annahme und äußerte Verständnis: "Dass ein Spieler nicht zufrieden sein kann, wenn er nicht spielt, ist klar. Jeder Profi hat den Anspruch zu spielen. Aber was bei Javi daraus gemacht wurde, ist too much."
Bruchhagen ohne Verständnis für Martinez
Sky Experte Heribert Bruchhagen dagegen hat keinerlei Verständnis für den Spanier: "Martinez hat Tränen in den Augen? Da lache ich mich tot. Ein Lizenzspieler des FC Bayern München, mit 18 Weltstars", kritisierte der 71-Jährige bei Sky90. Und weiter: "Wenn ich da mal nicht spiele mit über 30 Jahren, weil da eine andere Konzeption ist, was gibt es da dann bitte zu weinen? Nichts. Nichts."
Kaum Rotation gegen Hoffenheim
Offensichtlich waren die beiden Bayern-Stars genauso überrascht über ihre Nichtberücksichtigung wie ein Großteil der Fans und Experten. Viele waren davon ausgegangen, dass Trainer Niko Kovac sein Team nach der 7:2-Gala in Tottenham ein wenig durchrotiert, um den Reservisten Spielzeit zu geben. Letztlich ließ sich der Coach aber nur zu einem verletzungsbedingten Wechsel hinreißen.
"Die Mannschaft hat gegen Tottenham toll gespielt", rechtfertigte Kovac seine Entscheidung gegen Müller und erklärte: "Wenn Not am Mann sein sollte, wird er mit Sicherheit auch seine Minuten bekommen."
Eine Aussage, die Müller, sollte sie ihm zu Ohren gekommen sein, sauer aufstoßen dürfte. Denn die Rolle des Notnagels wird ihn kaum zufriedenstellen. Und das zurecht, wie Uli Köhler findet: "Auch wenn er nicht mehr so viele Tore schießt, ist er noch immer ein Herzstück der Mannschaft. Er ist im Spielerrat und er hat einen unbändigen Kampfgeist, der gegen Hoffenheim vielleicht auch geholfen hätte."
Kovac lernt aus seinen Fehlern
In der vergangenen Saison hatte Kovac noch versucht, die Unzufriedenheit in seinem Kader mit Rotation zu bekämpfen - eine Maßnahme, die ihn beinahe seinen Job gekostet hätte. Der 47-Jährige zieht jetzt offenbar die Konsequenzen aus der Herbst-Krise des letzten Jahres und setzt auf einen engeren Kreis an Stammspielern.
"Man kann Kovac gar nicht so richtig dafür kritisieren", sagt Köhler, dennoch sei der Bayern-Coach jetzt vor allem als Moderator gefragt: "Es ist wieder Zündstoff drin. Und wenn dann die Ergebnisse nicht stimmen, dann werden wir auch bald wieder die alten Diskussionen erleben."