Florian Neuhaus startete in dieser Saison bei Borussia Mönchengladbach richtig durch. Der zentrale Mittelfeldspieler empfahl sich mit guten Leistungen nicht nur für das DFB-Team, sondern auch für europäische Topklubs wie den FC Bayern. Sky Sport wirft einen Blick auf die Zahlen und analysiert, inwiefern der 23-Jährige den FCB bereichern würde.
Ausgerechnet gegen den FC Bayern München erzielte Florian Neuhaus am vergangenen Spieltag in der 49. Spielminute mit einem sehenswerten Schlenzer den 3:2-Siegtreffer für Gladbach. Gegen den Verein, der nach Sky Informationen ein mögliches Sommer-Wechselziel des zentralen Mittelfeldspielers ist.
Bielefeld: Neuhaus-Wechsel zu Bayern "macht am meisten Sinn"
"Florian Neuhaus will zu einem Top-Team, und am besten auch schon im kommenden Sommer", berichtet Sky Transfer-Experte Marc Behrenbeck bei "Transfer Update - die Show" und ergänzt: "Nach unseren Infos hat Neuhaus eine Ausstiegsklausel bei Borussia Mönchengladbach. Allerdings ist die relativ hoch und über seinem Marktwert (Anm. d. Red.: 39 Millionen Euro*), denn sie wurde vor Corona verhandelt, als er seinen Vertrag verlängert hatte."
Als möglicher Abnehmer gilt der FC Bayern, der nachweislich das Ziel verfolgt, die besten deutschen Auswahl-Kicker in seinen Reihen zu wissen. "Bayern macht am meisten Sinn", verdeutlicht Sky Transfer-Experte Max Bielefeld. "Die Planung der Bayern im Mittelfeld müssen wir abwarten, aber Fakt ist, dass Corentin Tolisso nicht so überzeugt, wie man sich das vorgestellt hatte. Deswegen könnte da eine Lücke im Sommer auftreten, die er perfekt schließen könnte."
Doch wäre Neuhaus dazu wirklich in der Lage? Um dies zu untersuchen, vergleicht Sky Sport den Gladbacher mit den Bayern-Profis Leon Goretzka, Joshua Kimmich und Corentin Tolisso, die beim deutschen Rekordmeister wie Neuhaus bei den Fohlen im zentralen Mittelfeld zum Einsatz kommen.
Neuhaus deutlich torgefährlicher als Tolisso
Ein Blick auf die harten Fakten - Tore und Assists - liefert bereits eine erste Erkenntnis. Neuhaus ist nicht nur ein Spieler, der seinem Team im Hintergrund hilft, sondern auch mit zahlreichen Scorerpunkten vorangeht und so Gladbach bereits den einen oder anderen Punkt beschert hat.
In wettbewerbsübergreifend 22 Spielen kommt Neuhaus auf neun Torbeteiligungen (fünf Treffer, vier Vorlagen) und kann in diesem Bereich grob in einer Kategorie mit Goretzka (fünf Treffer, drei Vorlagen in 17 Spielen) und Joshua Kimmich (vier Treffer, neun Vorlagen in 14 Spielen) angesiedelt werden. Im Vergleich zu Bayerns Tolisso (zwei Tore, null Assists in 15 Spielen) ist Neuhaus allerdings deutlich torgefährlicher und hat im Hinblick auf das Scoring einen größeren Einfluss auf seine Mannschaft.
Neuhaus als Initiator
Ähnlich verhält es sich beim Kreieren von Chancen - entweder als Abschlussspieler oder als letzter Vorbereiter. In diesem Bereich lässt Neuhaus nicht nur Tolisso hinter sich, sondern weist auch bessere Zahlen als Goretzka auf. Lediglich bei den Torschussvorlagen reiht er sich hinter Kimmich ein. Neuhaus verfügt somit über einen großen Offensivdrang, den er effektiv zu nutzen weiß.
Der Offensivgeist und Neuhaus' generell mutiges Spiel zeigt sich auch in der Kategorie Dribblings, die der 23-Jährige gegenüber seinen Bayern-Kontrahenten anführt.
Neuhaus mit Aufholbedarf bei der Passquote
Neuhaus' mutige Spielweise hat allerdings nicht nur positive Effekte. Die Passquote des Ex-Löwen leidet darunter - besonders in der gegnerischen Hälfte. Dort kommen "nur" 79 Prozent seiner Zuspiele zum Mitspieler. Dieser Wert ist zwar generell immer noch hoch, im Verhältnis zu den Bayern-Profis aber geringer.
Allerdings muss hier auch noch berücksichtigt werden, dass das sehr auf Ballbesitz und -sicherheit angelegte Spiel des deutschen Rekordmeisters automatisch auch eine höhere Passerfolgsquote mit sich bringt. Gladbach und Neuhaus hingegen finden sich hin und wieder auch in Duellen wieder, in denen die Fohlen verstärkter auf Konter setzen, dadurch ein riskanteres Spiel nach vorne aufweisen und so auch mehr Fehlpässe produzieren.
Neuhaus: Kreativspieler mit Defensivqualitäten
Nichtsdestrotz beweisen die bisherigen Zahlen, dass Neuhaus besonders in der Offensive über entsprechende Fähigkeiten und ein großes Potential verfügt. Doch auch defensiv weiß der Gladbacher zu überzeugen. So übernahm Neuhaus beispielsweise beim Sieg gegen Bayern eine deutlich defensivere Rolle als gewohnt und erfüllte diese mit guten Zweikampfwerten (60 Prozent gewonnen) und Ballgewinnen (sieben - Fohlen-Bestwert):
Auch auf die gesamte bisherige Saison gesehen, bestätigen sich diese Eindrücke aus dem Bayern-Spiel. Mit 55 Prozent gewonnener Privat-Duelle steht Neuhaus Goretzka und Kimmich in Nichts nach. Speziell bei den Luftzweikämpfen setzt der 23-Jährige sich deutlich von Kimmich und Tolisso ab.
Neuhaus agiert situativ und nach Gegner
Es zeigt sich also, dass Neuhaus ein klassischer Box-to-Box-Spieler ist, der sowohl nach vorne als auch nach hinten seine Qualitäten hat und diese je nach Bedarf situativ einzusetzen weiß. Wie in den beiden Heatmaps zu sehen ist, steht Neuhaus gegen spiel- und offensivstarke Kontrahenten wie zuletzt gegen den FC Bayern deutlich defensiver und hat seinen hauptsächlichen Wirkungsradius in der eigenen Hälfte. Dabei hat er aber ein gutes Gespür, wann er sich mit nach vorne einschalten muss - wie bei seinem Siegtreffer zum 3:2.
Gegen spielerisch unterlegene Mannschaften, die sich überwiegend auf die Defensive konzentrieren - wie hier im Beispiel beim 1:0-Sieg gegen Arminia Bielefeld - agiert Neuhaus deutlich offensiver und zeigt sich nahezu überall zentral zwischen den beiden Strafräumen.
Damit ist Neuhaus ein anderer Spielertyp wie Tolisso, der häufig auch auf die Außenbahn zieht - wie im Beispiel gegen Mainz (5:2) zu sehen. Gegen die Rheinhessen war der Franzose immer wieder auf der linken Seite zu finden.
Neuhaus als perfekte Ergänzung zu Kimmich und Goretzka
Zudem ist erkennbar, dass Goretzka und Kimmich im Bayern-System festere Positionen einnehmen, als dies bei Neuhaus in Gladbach der Fall ist. Bei beiden sind klarere Wirkungskreise entweder im defensiven oder im offensiven Mittelfeld zu erkennen.
Neuhaus ist somit eine Art "freier Spieler", der sowohl defensiv als auch offensiv seine Stärken hat und so gut als zentrale Ergänzung zu Kimmich oder Goretzka wirken kann. Der FC Bayern könnte daher auch noch flexibler auf den jeweiligen Gegner reagieren, bei einer defensiveren Ausrichtung beispielsweise mit Kimmich/Neuhaus agieren und bei einer offensiveren Grundordnung mit Goretzka/Neuhaus auflaufen.
Der Input, den Neuhaus in das Bayern-Spiel einbringen könnte, wäre in vielen Bereichen gegeben. Die Zahlen belegen dies ...