Niclas Füllkrug trennt sich von seinem Berater - ein Einblick in die Branche

Trotz Haifisch-Image: Auch Agenten haben es nicht immer leicht 

Von Sven Töllner

Image: Gunther Neuhaus ist nicht mehr Spielerberater von Werder-Torjäger Niclas Füllkrug.

Nach 14 Jahren Zusammenarbeit hat sich Niclas Füllkrug von seinem Berater Gunter Neuhaus getrennt. Die Branche genießt oftmals einen schlechten Ruf und auch sonst gibt es einige Schwierigkeiten.

Gunther Neuhaus will sich nicht äußern. Was soll er auch sagen? Gute Wünsche für den weiteren Karriereweg - und nochmals besten Dank für die Zusammenarbeit? Das wäre vermutlich nicht ganz ehrlich, nachdem Niclas Füllkrug seinem Berater nach 14 Jahren den Laufpass gegeben und sich auf dem Höhepunkt seiner eigenen Marktwertentwicklung einer größeren Agentur (ROOF) angeschlossen hat.

Einfach so - von heute auf morgen. Neuhaus wählt den stilsicheren Weg und schweigt. Wie irritiert und enttäuscht der Spieleragent sein muss, lässt sich nur erahnen. Denn sowohl finanziell als auch zwischenmenschlich wurde Neuhaus mutmaßlich kalt erwischt. Füllkrug ist seit seinem WM-Auftritt eine heiße Aktie. Eine millionenschwere Ablöse und ein großer Vertrag stehen in Aussicht. Und üppige Provisionen - für seinen neuen Berater.

Niclas Füllkrug hat eine Beraterfirma. Ein Hinweis, dass der Nationalspieler Werder Bremen bald verlässt? Alles Infos inklusive eines Statements von Clemens Fritz gibt es im Video.

Zusammenarbeit seit 2008

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Der Bremer Torjäger und sein Agent haben sich im Jahr 2008 zur Zusammenarbeit verabredet. Da war Füllkrug 15. Seither hat der bald 30-jährige Angreifer aus der Werder-Jugend heraus eine Karriere gestartet, die über Fürth, Nürnberg und Hannover zurück nach Bremen und von dort in die Nationalelf geführt hat - und die von heftigen Verletzungen geprägt war.

Neuhaus hat seinen Klienten durch Höhen und Tiefen begleitet und ganz sicher gutes Geld mit dessen Beratung und Betreuung verdient. Höchstwahrscheinlich braucht sich um den ehemaligen Sport-Journalisten, der mit seiner Agentur "Think forward" unter anderem auch Bas Dost oder Paul Seguin betreut, in finanzieller Hinsicht niemand Sorgen zu machen. Und doch ist das abrupte Ende der Geschäftsbeziehung zu Füllkrug ein aussagekräftiges Beispiel dafür, dass die vermeintlichen Haifische der Branche nicht selten auf unerwünscht dünnem Eis unterwegs sind.

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Bilderbuch-Ablauf nur selten

Verbindliche Verträge gibt es zwischen Spielern und Beratern nur selten. Der Bilderbuch-Ablauf ist folgender: Der pfiffige Berater erkennt das außergewöhnliche Talent eines jungen Spielers, hilft ihm durch strategisch kluge Schritte in den Profi-Fußball und profitiert über Jahre von dessen stetig steigendem Marktwert - mit dem Ziel eines Tages den vielzitierten großen Vertrag für seinen Schützling abschließen zu können.

Dass die Verbindung tatsächlich eine ganze Karriere lang hält, ist aus der Sicht der Berater allerdings eine Art Va-banque-Spiel. Eine Wette auf die Zukunft, die sie nur zum Teil in ihrem Sinne beeinflussen können. Auch in schlechten Zeiten oder längeren Verletzungsphasen verlässlich an der Seite des Spielers zu stehen, ist eine zugkräftige vertrauensbildende Maßnahme.

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Faktor Beharrlichkeit

Die Beharrlichkeit am Verhandlungstisch ist ein weiteres entscheidendes Kriterium. Die Berater ringen mit den Sportchefs um Klauseln und feilschen um Millionen. Sie besorgen ihrem Spieler im Idealfall den bestmöglichen Vertrag und zeigen ihm überdies, dass sie sich nicht abspeisen lassen. Dass auf sie Verlass ist - auch beim nächsten Mal. Denn wer zu zaghaft pokert, schaut beim folgenden Transfergeschäft möglicherweise von draußen zu.

Eine Konsequenz, die die Berater dabei einpreisen müssen, ist der Hass der Fans - derzeit in Dortmund zu beobachten. Youssoufa Moukokos Verbleib in Dortmund ist an erhebliche finanzielle Aufwendungen geknüpft - was marktgerecht ist, erweist sich auch in diesem Fall wieder mal als Ansichtssache. Die Wut der BVB-Anhänger richtet sich vor allem gegen "die geldgierigen Berater" des 18-jährigen Supertalentes.

Garantie existiert nicht

Gewiefte und beinharte Verhandlungsführung sowie unerschütterliche Treue in schwierigen Karrierephasen sind gleichwohl kein Garant für eine dauerhafte stabile Zusammenarbeit. Der Austausch mit befreundeten Spielern - zum Beispiel bei der Nationalmannschaft - kann vielschichtige Denkprozesse in Bewegung bringen.

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Sicher nicht auszuschließen, dass Niclas Füllkrug sich in den freien Minuten während der WM auch mal mit Kai Havertz, Serge Gnabry oder David Raum (allesamt ROOF-Klienten) darüber ausgetauscht hat, wie grün das Gras unter dem Dach einer anderen Agentur sein kann.

Unsympathisches Image

Natürlich gibt es gute Gründe und ausreichend unappetitliche Vorkommnisse, die der Berater-Gilde eine unerschütterlich unsympathische Reputation eingebracht haben. Ja, die Herrschaften wollen Geld verdienen! Und ganz gewiss verfolgen nicht alle Protagonisten der Branche ihre Ziele mit lauteren Mitteln. Manche Spieler machen es ihren meist per Handschlag mandatierten Verhandlungsführern allerdings auch nicht leicht.

Der als besonnen und seriös geltende Berater-Routinier Jörg Neblung sah sich unlängst dazu genötigt, eine öffentliche Bewertung in ungewöhnlicher Schärfe vorzunehmen. "Jeder Berater bekommt den Spieler, den er verdient. Aber diesen Spieler hat am Ende echt keiner verdient", ließ er via Twitter wissen. Es ging um Freiburgs Mittelfeldspieler Roland Sallai. In der Hoffnung auf ein paar Dollar mehr hatte der ungarische Nationalspieler seit vergangenem Sommer gleich dreimal die Agentur gewechselt.

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