Peter Gagelmann im Interview über Handspielregel und Lösungen

Schiedsrichter-Experte im Interview

Von Peter Gagelmann, Fußball Experte @skyPGagelmann

Image: Sky Schiedsrichterexperte Peter Gagelmann spricht über die umstrittene Handspielregel

Auch am Wochenende wurde viel über die Handspiel-Regel diskutiert. Peter Gagelmann sagt im Interview mit skysport.de, wo man bei der Thematik den Hebel ansetzen muss und erklärt, warum er nichts von der Auslegung 'Hand ist Hand' hält.

skysport.de: Derzeit wird viel über die Handspielregel diskutiert. Warum bekommt man in der Thematik einfach keine Ruhe rein?

Peter Gagelmann: Es gab am Wochenende einige Szenen, die leider falsch beurteilt wurden. In dieser Saison hatten wir schon einige Handelfmeter, die überflüssig waren. Die Szene in München (Handspiel von Boateng, Anm. d. Red.) wurde zum Beispiel einfach falsch eingeschätzt. Das war ein Fehler und das wurde auch schon klar gesagt. Das Problem ist, dass es im Fußball Bewegungsabläufe gibt, in denen die Hände vom Körper abgespreizt sind. Manchmal hängt der Arm auch nur runter wie bei Götze im Spiel in Bremen und wenn man selbst bei solchen Situationen sagt, dass es Strafstoß geben muss, dann haben wir eine Diskussion erreicht, die wir uns im Fußball nicht wünschen.

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skysport.de: Haben Sie einen Lösungsansatz? Wie kann man die Situation verbessern?

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Gagelmann: Ich bin ja selbst Fußball-Fan und als solcher möchte ich nicht, dass ein Spiel durch einen fragwürdigen Strafstoß entschieden wird. Ein Elfmeter ist eine spielentscheidende Situation, die großen Einfluss auf ein Spiel und das Resultat nimmt. Eine Strafstoßentscheidung muss daher glasklar und zweifelsfrei sein. Gerade beim Handspiel darf es nicht so sein, dass - wenn der Ball nur an die Hand geht - gleich alle Elfmeter fordern. Das will keiner sehen und das muss auch der Lösungsansatz sein. Im Strafraum dürfen nur glasklare Dinge auch zu einem Elfmeter führen und nicht halbseidene Geschichten. Das ist das Gleiche beim Foulspiel: Eine Berührung ist noch lange kein Foul. Es gibt Situationen, wo eine kleine Berührung ausreicht, aber es kommt leider häufig auch vor, dass Spieler berührt werden und dann meinen, sich fallen lassen zu müssen. Leider häuft sich das auch immer mehr.

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skysport.de: Christoph Kramer forderte zuletzt bei Sky90, dass sich Schiedsrichter jede Handsituation ansehen. Was halten Sie davon?

Gagelmann: Das ist ja genau das Problem. Wenn jede Berührung an der Hand schon fragwürdig ist, hat das nichts mehr mit Fußball zu tun. Wenn wir dann jedes Mal eine Unterbrechung haben, weil sich der Schiedsrichter das ansieht, ist das nicht sinnvoll. In meinen Augen geht man generell falsch an die Sache heran: Man darf nicht bei jeder strittigen Aktion von Handspiel ausgehen und dann nach Argumenten suchen müssen, warum es keins ist. Es müsste genau umgekehrt sein, dann gäbe es auch weniger Strafstöße.

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skysport.de: Könnte der DFB in Zusammenarbeit mit der DFL die Handspielregel in Zukunft so ähnlich auslegen?

Gagelmann: Das ist schwierig. Es wäre auch fatal für Vereine, die auch international spielen und dann in der Bundesliga eine andere Regelung haben. Der DFB muss sich an die internationale Regelauslegung halten. Wir sind natürlich alle gespannt, wie das Ganze in der Praxis aussieht, wenn die Handregel in der neuen Saison modifiziert wird. Ich bin sehr skeptisch, dass wir da eine klarere Regelung finden, da es immer noch zu schwammig ist und zu viel Interpretationsspielraum gibt. Die Leidtragenden sind die Schiedsrichter, die die Regeln umsetzen müssen. Leider ist es derzeit die Tendenz, dass eine leichte Berührung oder Kontakt an der Hand schon als strafbar angesehen wird. Das ist für den Fußball nicht gut, denn die Intension den Ball bewusst zu spielen, sollte meiner Meinung nach immer noch im Vordergrund stehen.

skysport.de: Eine Absicht ist beispielsweise beim Foulspiel nicht relevant. Wäre es nicht auch überlegenswert zu sagen, man lässt diese auch beim Handspiel außen vor und entscheidet - ähnlich wie beim Hockey beim Thema Fuß - dass jedes Handspiel strafbar ist. Egal ob Absicht oder nicht…

Nein, das wäre nicht sinnvoll. Selbst Pinguine müssen ja ihre "Arme" bewegen, um das Gleichgewicht zu halten. Es wäre ja eine Katastrophe, wenn Abwehrspieler mit den Händen auf dem Rücken verteidigen, weil sie Angst haben, dass es Elfmeter gibt. Dann hätten wir in jedem Spiel zwölf Strafstöße und könnten auch gleich nur noch Elfmeterschießen machen. Das wollen weder Fans noch Schiedsrichter. Es wäre zwar umsetzbar, weil man da nur noch schauen muss, ob der Ball an der Hand ist, aber ich stelle in Frage, ob das im Sinne des Fußballs ist.

Das Interview führte Robert Gherda

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