Sky Kommentator Florian Schmidt-Sommerfeld blickt in seiner Kolumne auf das Geschehen in der Premier League. In der neuen Ausgabe nimmt "Schmiso" Rodri von Manchester City unter die Lupe.
One Rodri to rule them all, one Rodri to fight them,
One Rodri to win the ball, and in the midfield bind them.
Gut, der eine Ring ist vielleicht (noch) eine andere Nummer. Aber die Statistik, die Rodris Bedeutung für die amtierenden Könige Europas untermauert, könnte simpler und imposanter kaum sein: Acht Spiele in Premier- und Champions League mit Rodri: Acht Siege.
City zeigt Schwächen ohne Rodri
Einzige Niederlage in der Liga? Das Spiel ohne den rot-gesperrten Rodri. Das Aus im EFL-Cup? Ebenso. (Okay, im englischen und europäischen Supercup jeweils Elfmeterschießen: ein Sieg und eine Niederlage - obwohl Rodri jeweils dabei war. Muss ein Fehler in der Matrix sein.)
Pep Guardiola denkt sich seit seinem Antritt immer neue taktische Finessen Aus, um seine Mannschaft weiter zu entwickeln, zu perfektionieren. Den Kontrahenten immer neue Aufgaben zu stellen. Erst der auf die Sechs einrückende Außenverteidiger, dann der auf die Sechs einrückende Innenverteidiger (Stones), um nur zwei grundlegende zu nennen.
Aber selbst der Magier Pep stößt bisweilen an seine Grenzen, was die Spieler überhaupt umzusetzen vermögen. John Stones hatte die Rolle des Innenverteidiger-Sechsers perfektioniert - als er fehlte übernahm letzte Saison beispielsweise Akanji. Die Maschine lief weiter gut, aber nicht auf 100% - nach wenigen Minuten war der Versuch (zumindest in diesem Spiel) wieder beendet.
In Guardiolas System nicht zu ersetzen
Ich kann mir gerade keinen Spieler vorstellen, der die Rodri-Position, sprich den einzig dauerhaften Sechser in Peps 4-2-3-1 / 3-2-4-1 so spielen kann. Außer eben dem Einen: Rodri. Er ist immer da. Er hat alles. Er tut einfach alles. Immer anspielbar mit kühlem Kopf und dem richtigen Pass im Sechser-Raum. Weltklasse Chip-Bälle hinter die Kette aus dem Achter-Raum (Führungstor gegen Nottingham) Torgefahr im Zehner-Raum (Siegtor gegen Sheffield oder auch das goldene Tor im CL-Finale).
Gegen den Ball: Konterabsicherung in Person. Ein so wuchtiger Zweikämpfer, der auch noch fast immer richtig steht. Ich sehe in der Premier League aktuell keinen einflussreicheren Spieler auf diesem Niveau. Wie schnell ein System ohne ein perfekt funktionierendes Herzstück der Zentrale zusammenbrechen kann, weiß der große Rivale Liverpool seit dem Leistungsabfall von Fabinho sehr genau. Man Citys Herzstück ist Rodri. Haaland bringt Tore, Alvarez bringt Torgefahr, Grealish bringt Vorlagen (De Bruyne auch bald wieder), die Innenverteidiger bringen Ruhe, Körperlichkeit, Passsicherheit - Rodri bringt ALLES!
Irgendwann kann sogar Pep nicht mehr ohne Leistungsabfall basteln. Im Ligapokal gegen Newcastle war es eine B-Elf, ich nehme Pep ab, dass ihn das Ausscheiden nicht übermäßig schmerzt. Die erste Liga-Niederlage gegen den klaren Underdog aus Wolverhampton dagegen sehr. Der Versuch dabei Rodris Aufgaben auf Nunes und Kovacic zu verteilen - fehlgeschlagen.
Einmal muss Rodri noch zusehen
Eins zu Eins wäre Kalvin Phillips der Ersatz gewesen. Die erste City-Saison des 50-Millionen-Sechsers (aus Leeds) lässt sich wegen ewiger Verletzungsprobleme (Schulter) kaum bewerten. Dass er in seinem zweiten Jahr kein Stück besser in Manchester anzukommen scheint, ist ein schwelendes Problem. Auch wenn Guardiola überall Perfektion erwartet, gilt das defensive Mittelfeld als die anspruchsvollste aller anspruchsvollen Positionen in seinem System. Philipps bekam seine Chance über 90 Minuten gegen Newcastle. Er hat weder Rodris Antizipation, drei Pässe voraus zu denken, noch dessen Physis um brenzlige Situationen dann eben im direkten Duell zu lösen.
Rodri ist am Sonntag im Spiel der Spiele gegen Arsenal ein letztes Mal gesperrt. Guardiola muss im Herz seines Spielsystems tüfteln, ausgerechnet für den perfekten Plan gegen den größten Rivalen der vergangenen Saison. Eine einfache Lösung für das Rodri-Dilemma ist nicht in Sicht. Den einen Ring gibt es eben nur einmal…
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