Die neue Premier-League-Saison steht vor der Tür. Sky Kommentator Toni Tomic blickt in seiner Kolumne auf den Start in England und die Topteams.
Es ist gar nicht so lange her. Dieser Moment Premier League Geschichte. Als Ilkay Gündogan zur richtigen Zeit am richtigen Ort stand. Und Manchester City zum Meister machte. Und jetzt? Fast forward. Die spannendste, schillerndste, teuerste Liga der Welt ist bereit zum kick off.
Zwar mit weniger deutschen Trainern als vergangene Saison, aber mit mehr deutschen Spielern. Stefan Ortega Moreno und Armel Bella-Kotchap bereichern die deutsche Expedition auf der Insel neben den altbewährten German guys. Bye bye hieß es jedoch für Toni Rüdiger.
City wird Substanzverlust spüren
Die Jagd auf Manchester City beginnt. Und es war gerade der Meister, der den vermeintlich spektakulärsten Transfer im Sommer tätigte. Erling Haaland ist aus Dortmund dorthin gewechselt, wo sein Alf-Inge Vater einst wirkte. Der große, bullige Norweger für das feine, durchgetaktete Spiel unter Pep. Ich bin skeptisch, ob sich Haaland schnell wird assimilieren können in einem ausgereiften System, das zuletzt ohne "wahre Nr. 9" nahezu perfekt funktionierte. Tiefe Laufwege des Mittelstürmers waren bislang Hoheitsgebiet der Achter in Peps System, von Gündogan und de Bruyne.
Es wird einiges anders beim Meister, und da wären wir schon bei der entscheidenden Frage. Abgängen von Sterling, Jesus, Zinchenko und Kapitän Fernandinho stehen Neuzugänge wie Haaland, Alvarez (von River Plate) und Phillips (von Leeds) gegenüber. Für mich ein zu großer Substanzverlust im Kader und mit dem Fakt, dass die Neuen Zeit brauchen, um sich an Peps Stil zu gewöhnen. Kein Argument für eine Titelverteidigung.
All eyes on Nunez
Liverpool ohne Mane? Der Beginn vom Ende einer Ära? Dieser Klub hat schon immer bewiesen, dass kein Spieler größer ist als der Klub selbst. Zweifellos vor allem menschlich ein herber Verlust für Jürgen Klopp und sein Team aber mit Darwin Nunez (von Benfica) hat Liverpool nicht nur adäquaten Ersatz geholt. Sondern auch Weichen für die Zukunft gestellt. Ich behaupte: all eyes on Nunez! Er wird der nächste Premier League-Hit!
Gibt es einen, der den Dunstkreis von Man City und Liverpool betreten kann? Ja, mein erster Anwärter und ernstzunehmender Titelherausforderer sind die Tottenham Hotspur. Die Zutaten: ein (nach Erfolg) verrückter Trainer, eine aggressive Transferpolitik, der zweitbeste Mittelstürmer nach Benzema und sein kongenialer Partner, der beste Torschütze der abgelaufenen Saison. Jetzt müssen sie nur noch den Malus "spursy" ablegen. Es nicht zu vergeigen, wenn es darauf ankommt.
Quo vadis Chelsea?
Quo vadis Chelsea? Diese Frage stellen sich alle seit Ende Februar. Chelsea nach Abramovich ist endlich geklärt, aber was kann Chelsea unter dem neuen Besitzer Boehly? Das Herz des Teams ist weg. Der emotionale und sportliche Leader. Toni Rüdiger dirigiert jetzt in Madrid die Abwehr. Andreas Christensen in Barcelona. Auf der Suche nach Ersatz ist man immer noch. Nur Koulibaly (von Napoli) wird nicht reichen. Da wird noch etwas nachkommen. Vielleicht aus Leipzig?
Deshalb rechne ich mit Thomas Tuchels Team auch ganz oben. Auch weil Missverständnis Lukaku Geschichte ist. Die Zukunft in Sturm und Mittelfeld ist englisch. Sterling und Leih-Rückkehrer Gallagher verleihen Chelsea noch mehr Dynamik und Torgefahr.
Arsenal steht für jung, frech und ambitioniert. Mit Gabriel Jesus und Zinchenko (von Man City) haben sie auch Erfahrung geholt. Aus Porto mit Fabio Vieira Stabilität im Mittelfeld, aber wie ist es um die Konstanz der Sakas, Martinellis, Ödegaards oder Smit Rowes bestellt. Für den Titelkampf reicht es (noch) nicht.
Spitze ist United ist enteilt
Für Manchester United reicht es eher auf Jahre hinaus nicht. Die Ligaspitze ist davongeeilt. In sportlicher und ideeller Hinsicht. Das Projekt Solskjaer und Rangnick ist gescheitert. Es versucht sich ein Trainer ohne internationale Top-Liga-Erfahrung. Erik ten Hag will und wird vieles bewegen, aber er braucht Zeit. Immerhin scheint er die Problemfälle Rashford, Martial sowie Sancho und ihre Blockaden früh gelöst zu haben.
Aber Durchschnitt in anderen Mannschaftsteilen ist zu wenig auf dem Weg zu altem Glanz. Das hat auch Cristiano Ronaldo erkannt. Der Solist mit Champions League Ambitionen, der sich zu schade ist, mit seinem Herzensverein Europa League zu spielen. Fortsetzung folgt…
Welcome back Nottingham Forest
Schön, ein Team zurückzubegrüßen, das qua Name schon groß klingt. Welcome back Nottingham Forest! Und gekommen, um endlich zu bleiben. Die Tricky Trees waren auf Shopping Tour und haben sich in der Bundesliga in allen Mannschaftsteilen bedient. Niakhaté (von Mainz), Mangala (vom VfB) und Awoniyi (von Union) sind nur drei der elf Neuzugänge.
Dazu heißen wir zwei alte Bekannte willkommen. Fulham und Bournemouth müssen und wollen gegen das Fahrstuhl-Image ankämpfen. Hier gebe ich eher Fulham den Zuschlag, auch weil sie den deutschen Faktor im Tor stehen haben. Bernd Leno hat den Stadtteil gewechselt, aber nicht das Ziel: die WM in Katar.
Bis dahin heißt es für Euch: Sky Sport Premier League! Erlebt den nächsten Moment Premier League Geschichte. Seid wie Ilkay Gündogan. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort.