Seit Donnerstag ist es nun offiziell! Der saudi-arabische Public Investment Fund (PIF) übernimmt eine 80-prozentige Mehrheitsbeteiligung an Newcastle United im Wert von rund 350 Millionen Euro. Wie geht es weiter mit Trainer Steve Bruce und dem Vorbesitzer Mike Ashley und was bedeutet das für die Zukunft von Newcastle? Sky Sport liefert die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was ist passiert, damit dieser Deal durchgehen konnte?
Das Wichtigste war die am Dienstag erzielte Einigung zwischen beIN Sports und Saudi-Arabien über das illegale Streaming von Spielen der Premier League in dem Golfstaat. Dies entpuppte sich als Haupthindernis für die Übernahme und ist nun ausgeräumt. Konkret ging es dabei um Folgendes:
Im Rahmen eines diplomatischen Streits wurde dem katarischen Unternehmen beIN die Ausstrahlung von Spielen in Saudi-Arabien in den letzten viereinhalb Jahren untersagt. Seit Bekanntwerden der möglichen Übernahme wollte beIN Sports das Verbot seiner Berichterstattung in Saudi-Arabien rückgängig machen.
In diesem Zusammenhang leitete beIN ein internationales Schiedsverfahren gegen Saudi-Arabien ein und forderte Schadenersatz in Höhe von einer Milliarde Dollar für die Weigerung, Spiele der Premier League in dem Land zu übertragen. Außerdem sollten die Raubkopien von Fußballspielen über illegale Streams in Saudi-Arabien - die auf beoutQ eingerichtet wurden - abgeschaltet werden. Mittlerweile sind die Saudis jedoch auf beIN Sports zugegangen, um die Rechtsstreitigkeiten zu beenden. Der Sender ist in Saudi-Arabien nicht mehr verboten, alle Fragen in diesem Zusammenhang wurden geklärt.
Danach lag es an der Premier League, die Trennung zwischen dem vom PIF unterstützten Konsortium, das Newcastle kaufen will, und dem saudischen Staat zu klären.
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Wer wird das neue Gesicht in Newcastle sein und wie ist es möglich, dass Newcastle nicht vom saudi-arabischen Staat geleitet, der PIF aber vom Kronprinzen Mohamed Bin Salman beaufsichtigt wird?
Amanda Staveley, eine britische Geschäftsfrau, die für ihre guten Beziehungen in den Nahen Osten bekannt ist, wird das Gesicht von Newcastle sein - vor allem in der Öffentlichkeit. Die Premier League und das Konsortium werden sich über die Eigentumsverhältnisse verständigen müssen, aber die Zusammensetzung des Konsortiums wird etwas anders aussehen, als es zu Beginn der Übernahmegespräche den Anschein hatte.
Um dieses Stadium zu erreichen, musste sich die Premier League davon überzeugen, dass der Klub nicht in staatlichem Besitz sein wird, denn darauf hat der Dachverband von Anfang an bestanden - es muss eine Trennung zwischen dem Besitz von Newcastle und dem saudischen Staat geben.
Im Hinblick auf den Deal: Wie besorgniserregend ist die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien?
Es gibt einige Fans, die darüber besorgt sind, doch eine kürzlich durchgeführte Umfrage des Newcastle United Supporters Trust (NUST) ergab, dass 93,8 Prozent der Fans und damit eine absolute Mehrheit die Übernahme befürworten.
Das heißt nicht, dass es keine Bedenken hinsichtlich der Menschenrechte gibt, aber die Fans wollen nach den zahlreichen Protesten und Frustrationen während der Ära Mike Ashley unbedingt eine Veränderung.
Wie sieht es mit der Zukunft von Trainer Steve Bruce aus?
Steve Bruce hat sich mit der Tatsache abgefunden, dass das neue Regime irgendwann seinen eigenen Mann haben will, wie es bei den meisten Übernahmen im Fußball der Fall ist.
Es ist jedoch nicht sicher, dass der Wechsel sofort vollzogen wird, so dass Bruce den Beginn dieser neuen Periode für Newcastle überwachen könnte. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es schwierig, über Namen zu spekulieren, die das Konsortium für eine längerfristige Übernahme in Betracht ziehen könnte.
Früher wollte man Rafa Benitez zurück in den St. James' Park holen, dieser steht derzeit jedoch beim FC Everton unter Vertrag. Allerdings hätte der Spanier bei den Magpies durch die Übernahme mehr finanziellen Spielraum als bei den Toffees. Sky UK Reporter Keith Downie geht jedoch davon aus, dass sich der neue Vorstand anderweitig umsehen werden.
Hat Mike Ashley an anderer Stelle im Fußball eine Zukunft als Eigentümer?
Er wurde bereits mit der Übernahme von Ipswich Town und Birmingham City in Verbindung gebracht, weiß Downie. Ihn würde es nicht überraschen, sollte Ashley zu einem kleineren Klub zurückkehren, der ihm dann als Werbeträger für seine anderen Geschäftsinteressen dient. Eine Rückkehr in ähnlicher Funktion an anderer Stelle ist also gut vorstellbar.
Wie sieht die Zukunft von Newcastle auf dem Spielfeld aus?
Der Staatsfonds von Saudi-Arabien hält 80 Prozent der Anteile an Newcastle. Es geht um viel Geld und sie haben viel Geld auszugeben. Sky UK Reporter Downie ordnet ein: "Sie werden sich natürlich am Financial Fair Play orientieren. Seit sie vor zwei oder drei Jahren an den Verhandlungstisch kamen, wurde uns immer wieder gesagt, dass sie dies schrittweise tun würden. Sie werden nicht sofort mit Geld um sich werfen. Sie wollen in den kommenden Monaten und Jahren schrittweise investieren. Es gibt vieles, was in diesem Verein verbessert werden muss - die Infrastruktur, das Stadion, die Akademie - in all das muss investiert werden, und ich denke, das wird eine ihrer Prioritäten sein."
Eine weitere Priorität wird es sein, Newcastle in dieser Saison in der Premier League zu halten. Ohne das wäre die Übernahme geplatzt. Sie brauchen Newcastle in der Premier League.
"Ich gehe davon aus, dass sie im Januar Geld ausgeben werden, denn dann haben sie genug Zeit, um den Kader zu beurteilen und zu sehen, was sie tun wollen. Sie müssen auch eine Entscheidung über den Trainer treffen. Sie werden nicht sofort Hunderte von Millionen Pfund auf den Tisch legen, sondern schrittweise vorgehen, sie wollen es richtig machen, das war schon immer der Plan. Sie wollen Geld in die Akademie und das Trainingsgelände stecken. Das Konsortium möchte auch Geld in das Stadion investieren, um es zu renovieren und zu modernisieren. Sie wollen auch in die Umgebung und die Infrastruktur des Klubs investieren. Das Konsortium möchte Geld in die Stadt investieren und eine Umgestaltung des nahegelegenen Gebiets in die Wege leiten, ähnlich wie es der Eigentümer von Manchester City, Scheich Mansour, im Osten von Manchester getan hat."
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*Quelle: Daily Mail
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