Sky Reporter Kai Psotta hat HSV-Investor Klaus-Michael Kühne zum exklusiven Interview auf Mallorca getroffen. In seinem Beitrag beschreibt er, wie das Treffen mit dem Milliardär gelaufen ist.
"Sein Auftritt ist immer gleich. Keines der eisgrauen, mit dem Lineal gescheitelten Haare sitzt heute einen Deut anders als beim letzten Mal (…) Die Gesichtszüge sind wie in Beton gemeißelt. Die Sprache ist klar, konzentriert und kühl wie immer."
Mit diesen Worten hatte das Handelsblatt Klaus-Michael Kühne einmal beschrieben. Also stelle ich ihn mir genauso vor, den Mann, den ich zusammen mit Reiner Calmund in seinem Luxushotel Castell Son Claret bei Es Capdella in der Provinz Calvia auf Mallorca treffe.
Es dauert nicht lange, bis Kühne das beschriebene Bild komplett widerlegt hat. Der Mann kann lachen, herzhaft lachen und dabei übers ganze Gesicht strahlen. Von wegen also "in Beton gemeißelte Gesichtszüge".
Als erstes kommt die Ehefrau, dann der HSV
Er lacht vor allem über die Geschichten und Anekdoten, die Calmund über den Tag verteilt zum Besten gibt. Am liebsten würde Kühne die Rollen tauschen und selbst den früheren Manager interviewen.
Und Kühne strahlt, wenn er über seine Frau Christine spricht, mit der er seit 1989 verheiratet ist. "Als erstes kommt meine Frau, dann Hamburg, dann der HSV", sagt er während unseres Interviews, sucht den Blickkontakt zu ihr, die direkt hinter unserer Kulisse hockt, und schaut sie verliebt an.
Christine Kühne ist so angenehm anders, als man die Frau eines Milliardärs in seiner klischeehaften Vorstellung erwartet. Sie ist natürlich, keine von diesen Botox-Frauen, die von Kopf bis Fuß geglättet sind. Sehr gepflegt, aber nicht überkandidelt. Es ist angenehm, sich mit ihr zu umgeben.
Kühnes Frau mit den "krasseren" Fußball-Kommentaren
Als die beiden uns ihr Hotel zeigen, halten sie Händchen. "Wir sind kein Doppelpass", sagt Kühne, "sondern ein Doppelpack." Nach 28 Jahren Ehe noch so herzlich miteinander umzugehen, ist imponierend und wünschenswert.
In vielerlei Hinsicht sind sie sich ähnlich. Logischerweise auch bei ihrer Liebe zum HSV. Entsprechend emotional geht es bei ihnen auch vor dem Fernseher ab. Klaus-Michael Kühne kann richtig laut werden, kommentiert mit. "Meine Frau ist da aber noch leidenschaftlicher, gibt die krasseren Kommentare", sagt er.
Sie sind beide perfekte Gastgeber. Sie sind beide Perfektionisten. Das sieht man vor allem an ihrem Hotel, bei dem sie gemeinsam in die Planung bis ins letzte Detail involviert waren.
Kühne: "Kümmere mich um viel zu viel"
Ursprünglich sollte aus dem von 1770 stammenden Gebäudeensemble und dem dazugehörigen 132 Hektar großen Areal ein Country Club gemacht werden. Mit Reitställen, Polo- und Golfplatz. Doch als aus Kühne mehr wurde als nur ein stiller Teilhaber, schuf er mit seiner Frau ein Hotel nach ihren Vorstellungen. "Einen Ort der Ruhe", wie er sagt.
38 Zimmer gibt es. Das Hotel ist Mitglied der Leading Hotels of the World. Kühne ist ein Macher, jemand der es liebt, anzupacken. "Deshalb kümmere ich mich um viel, um viel zu viel."
Er sei "von Natur aus ungeduldig. Sonst hätte ich auch nicht so viel erreicht in meinem Leben. Ich bin sehr entscheidungsfreudig. Man kann dann auch mal Fehlentscheidungen treffen. Besser entscheiden, als Dinge vor sich herschieben. Das ist mein Grundsatz." Am liebsten würde er auch beim HSV mehr machen. Mehr Einfluss üben. Aber man lässt ihn nicht.
Aufregung als Fitmacher im Alter
Kühne wurde im Juni 1937 geboren, ist 80 Jahre alt. Er selbst fühlt sich wie "50 oder 60", wie er behauptet. Tatsächlich wirkt er viel agiler als viele andere in seinem Alter. Seine Ideen sind frisch, sein Geist schnell.
"Die Aufregung beim Fußball hält einen fit. Man könnte durch Ärger auch graue Haare bekommen und allmählich erschlaffen. Aber das ist bei mir nicht der Fall. Das ist er ein Motivationsschub. Das hält mich jung."
Oft wird er nur auf seine Milliarden reduziert. Er wurde als "Problem-Wohltäter" bezeichnet und als "Ein-Mann-Fankurve". Das wird ihm nicht gerecht. Dem Erfolgs-Unternehmer. Diesem gebildeten Mann. Dieser Persönlichkeit.
Visionen von ausgeglichenerer Liga
"Ich bin Fan und ich bin Förderer. Ich mache es für Hamburg, um den Verein weiter zu bringen", sagt er. Und noch viel mehr.
Eineinhalb Stunden hat er mit Sky gesprochen. Er hat Visionen und Ideen. Träumt davon, dass die Bundesliga wieder ausgeglichener wird. Und dass sein HSV langsam wieder nach oben kommt. Schritt für Schritt, mit kontinuierlicher, aber mutiger und entscheidungsfreudiger Arbeit.
Sehen Sie das ganze Interview mit Klaus-Michael Kühne am Bundesliga-Samstag bei Sky.