RB Leipzig News: Marcel Halstenberg im exklusiven Sky Interview

Halstenberg: Unterschiede zwischen Nagelsmann & Tedesco

Von Sky Sport

Sky Reporter Philipp Hinze hat RB-Spieler Marcel Halstenberg zum exklusiven Interview getroffen. Darin spricht er über seine eigene Zukunft, die Unterschiede seiner Trainer & die möglichen zwei Titel (Videolänge: 17:29 Min.).

Marcel Halstenberg spricht im exklusiven Sky Interview über Leipzigs Titelchancen, die Unterschiede seiner bisherigen Trainer und hat richtig Bock auf das DFB-Pokal-Halbfinale am Mittwoch gegen den 1. FC Union Berlin (20:45 Uhr LIVE auf Sky).

Sky Sport: Marcel Halstenberg, RB Leipzig ist seit 14 Pflichtspielen ungeschlagen, hatten Sie das auf dem Zettel?

Marcel Halstenberg: Ich hatte das auf dem Zettel, das wurde neulich mal angesprochen. Da sieht man, wie stabil und erfolgreich wir sind. Wir marschieren und sind einfach erfolgreich.

Sky Sport: Warum ist RB Leipzig so erfolgreich nach der schlechtesten Hinrunde der Vereinsgeschichte? Was macht Tedesco anders als sein Vorgänger Marsch?

Halstenberg: Er hat den Fokus anders gelegt. Er weiß, dass wir unsere Stärken im Ballbesitz kreiert haben. Wir trainieren anders, sollen den Wert viel mehr auf Ballbesitz legen. Auch im Gegenpressing sind wir wieder richtig gut. Hauptsächlich ist das Thema, im Ballbesitz das Spiel zu dominieren und auch die Konter zielstrebig zum Tor zu führen.

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Sky Sport: Warum haben sich Oliver Mintzlaff und der Verein Ihrer Meinung nach im Sommer dazu entschieden, dann doch wieder zur RB-DNA zurückzukehren und den Ballbesitz etwas zu vernachlässigen?

Halstenberg: Schwer zu sagen. Da war eine Idee hinter. Jesse Marsch ist ein super Coach, menschlich überragend. Es hat leider nicht so funktioniert mit seiner Idee. Man sieht jetzt, wo unsere Stärken liegen. Die hauen wir mit dem neuen Trainerteam wieder auf den Platz.

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Sky Sport: Sie sind einer der dienstältesten Spieler bei RB Leipzig und haben einige Trainer erlebt. Gerade im zwischen Vergleich Nagelsmann und Tedesco: Wo liegen da für Sie die Unterschiede?

Halstenberg: Sie sind schon sehr, sehr ähnlich. Gerade was die Idee im Ballbesitz betrifft. Wir machen vieles ähnlich im Training. Julian war noch mehr im Detail besessen, dass es einfach perfekt läuft. Er hat noch mehr gecoacht und wollte jeden einzelnen Spieler beobachten, kontrollieren und coachen. Domenico und das jetzige Trainerteam sind etwas entspannter und ruhiger. Da unterscheiden sie sich etwas.

Sky Sport: Wenn man Ralf Rangnick betrachtet, der für mich als der Fußballlehrer schlechthin wirkt - würden Sie sagen, dass er der Trainer war, der hier am meisten Disziplin einforderte?

Halstenberg: Das würde ich jetzt nicht so sagen. Klar ist er ein Trainer, der sehr viel Wert auf Disziplin legt. Neben dem Platz war er etwas strikter, was Deutschunterricht und die Integration anderer Nationalitäten angeht. Auch jetzt ist es so, dass wir uns meistens auf englisch verständigen. Unser Teamspirit ist derzeit überragend. Neben dem Platz war Ralf aber strikter.

Sky Sport: Jetzt waren wir gerade bei Julian Nagelsmann. Wie haben Sie und die Truppe reagiert, als es hieß: Nagelsmann wechselt für eine Millionensumme zum FC Bayern.

Halstenberg: So eine Möglichkeit in seinem Alter beim deutschen Rekordmeister… natürlich kam das aus dem Nichts. Aber wenn er die Möglichkeit hat, dann ist es einfach so.

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Sky Sport: Was war Ihr erster Impuls, als Sie von Marschs Freistellung und Tedescos Verpflichtung gehört haben?

Halstenberg: Ich war zunächst in der Zuschauerrolle. Klar habe ich auch Input von der Mannschaft bekommen. Wir haben viel geredet, saßen in der Mannschaft oft zusammen, haben diskutiert. Nach diesem Misserfolg, den wir hatten, waren wir innerhalb der Mannschaft unzufrieden. Schlussendlich war es dann die richtige Option.

Sky Sport: Unter Domenico Tedesco haben Sie nach fast einen Jahr ihr Startelf-Comeback gefeiert und sich direkt mit einem Tor belohnt. Bei ihrem Jubel haben Sie beide Hände vor das Gesicht geschlagen. Das war schon sehr emotional…

Halstenberg: Ja, auf jeden Fall. Nach 11 Monaten oder 323 Tagen das Startelf-Comeback - da ist sehr viel passiert. Ich stand kaum auf dem Platz. Familiär ist auch viel passiert. Ich habe immer wieder Rückschläge erlitten. Beim Tor ist vieles abgefallen. Ich habe gesehen, wie sich die Mannschaft, das Trainerteam und die Jungs drum herum gefreut haben. Es ist schön zu sehen, dass ich da so einen Rückhalt habe.

Sky Sport: Wenn man auf Ihre Leidenszeit zurückblickt mit vielen Rückschlägen - auch familiär. Waren da in Ihrem Kopf auch mal Gedanken, die Profikarriere zu beenden?

Halstenberg: Ja, auf jeden Fall. Ich habe mir Gedanken gemacht, was das Wichtigste im Leben ist. Fußball ist sehr wichtig, aber die Familie steht über allem. Ich habe von meiner Familie Mut zugesprochen bekommen. Es ist so, dass Zeit alle Wunden heilt. Bei mir hat das aber etwas länger gedauert. Jetzt bin ich wieder da.

Sky Sport: Wie fühlen Sie sich jetzt aktuell?

Halstenberg: Ich fühle mich sehr gut. Es macht einfach Spaß auf dem Platz zu stehen und hier Geschichte schreiben zu können.

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Sky Sport: Sie wollen Geschichte mit RB Leipzig schreiben. Zwei Titel sind möglich. Ist es für Sie realistisch, dass RB Leipzig das Double aus DFB-Pokal und Europa League holt?

Halstenberg: Mit dem Kader, mit den Spielern, die wir haben, ist es auf jeden Fall realistisch. Wir sind alle fit, der Trainer rotiert und wir sind trotzdem erfolgreich. In gewissen Spielen haben wir auch das nötige Matchglück. Wir sind sehr stabil in der Defensive und gewinnen dann die Spiele. Ich schätze es als sehr realistisch ein, ja.

Sky Sport: Klares Ziel also von Ihnen kommuniziert: Europa-League-Sieg und Pokalsieg?

Halstenberg: Das haben Sie jetzt gesagt. Erstmal steht ein wichtiges Spiel am Mittwoch an. Im schönsten Fall gewinnen wir beide Titel, aber einen wollen wir mindestens. Das Halbfinale müssen wir erstmal gewinnen.

Sky Sport: Und das im Heimspiel gegen Union Berlin. Die Eisernen reisen mit bis zu 10.000 Gästefans an. Da haben Sie schon Bock drauf, oder?

Halstenberg: Da habe ich richtig Bock drauf. Das wird eine geile Stimmung, wenn die Unioner Fans rüberkommen. Heim- und Auswärtskullise werden überragend sein. Das wird ein geiler Fight.

Sky Sport: Gegen Union stehen Sie vielleicht auf dem Platz. Was macht Union eigentlich so stark, dass Sie jetzt wieder Sechster sind mit relativ geringen Mitteln. Was macht die Mannschaft aus?

Halstenberg: Geringe Mittel würde ich jetzt nicht sagen, da steckt schon einiges dahinter. Fans, Stadion, das Team, das passt einfach. Mit Nico Gießelmann habe ich dort einen guten Kumpel, von dem ich einiges mitbekomme. Wie ich das sehe, ist der Teamspirit enorm. Das Team hält zusammen und deshalb sind sie so erfolgreich.

Sky Sport: Nur einer kann weiterkommen. Warum zieht RB Leipzig am Mittwoch ins Finale ein?

Halstenberg: Weil wir das Spiel gewinnen.

Sky Sport: Und weil Sie individuell die bessere Mannschaft sind?

Halstenberg: Wir haben natürlich super Spieler im Kader und entscheiden häufig die Spiele mit unseren Einwechselspielern. Die Jungs kommen rein und liefern Assists oder Tore. So werden wir auch dieses Spiel wieder angehen - lange die Null halten und dann mit unseren Einwechslern das Spiel entscheiden.

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Sky Sport: Sie sprechen den Kader an. Ist das aktuell der beste RB-Kader, den Sie während Ihrer sieben Jahre hier vorfinden?

Halstenberg: Es ist einfach wichtig, dass alle fit sind. Wir hatten auch in der Vergangenheit einen Top-Kader, aber viele Stammspieler waren angeschlagen oder verletzt. Momentan sind alle fit. Wir rotieren gut. Die Qualität spricht für sich.

Sky Sport: Aber es wird ja schon am Trainerteam liegen, dass über diesen langen Zeitraum beinahe alle Spieler fit sind?

Halstenberg: Woran es wirklich liegt, ist schwer zu sagen. Ich glaube einfach, dadurch, dass wir mehr den Ball in den eigenen Reihen haben und weniger Tempoläufe gegen den Ball machen müssen - und nicht mehr so wild wie am Anfang hin- und hersprinten. Das ist jetzt stimmig. Alle Spieler legen enormen Wert auf Regeneration. Wir spielen alle drei Tage. Die Qualität ist auf und neben dem Platz gegeben. Unsere Athletiktrainer haben von vornherein viel Wert auf Belastungssteuerung gelegt.

Sky Sport: Wir haben eben über den Kader gesprochen. Es wird regelmäßig viel rotiert. Wie kommuniziert der Trainer das, wenn er beispielsweise einem Nkunku oder Olmo sagen muss: 'Gegen Leverkusen startet ihr von der Bank.'

Halstenberg: Er redet mit allen Spielern und quatscht mit uns. Wir brauchen jeden Spieler, da muss jeder heiß sein und Gas geben.

Sky Sport: Ist Christo Nkunku der individuell beste Spieler, den RB Leipzig jemals hatte?

Halstenberg: Er hat schon eine sehr, sehr enorme Qualität. Er ist ein richtig geiler Kicker. Bodenständig, ruhig - er hat aber auch seine Ziele vor Augen. Christo regeneriert gut und bereitet sich top auf die Einheiten und Spiele vor. Im Moment hat man das Gefühl, wenn der auf dem Platz steht, dann passiert immer etwas. Sei es ein Assist oder Tor. Da ist er schon einer der Besten, den ich in den letzten sieben Jahren erlebt habe.

Sky Sport: Wenn Sie jetzt mal objektiv auf die Situation blicken: Würden Sie Nkunku raten, dass er noch mindestens ein Jahr hier in Leipzig bleibt oder ist er schon bereit für den nächsten großen Schritt?

Halstenberg: Natürlich würde ich ihm dazu raten hier zu bleiben. Wir wollen in Zukunft etwas aufbauen und gewinnen. Wenn man eine Meisterschaft anstrebt, ist es wichtig, solche Spieler zusammenzuhalten. Mit der Qualität kann er schon den nächsten Schritt gehen. Aber ich würde ihm empfehlen, dass er noch mal hierbleibt.

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Sky Sport: Wenn also alle zusammen bleiben in der kommenden Saison… Ist RB Leipzig dann ein ernstzunehmender Meisterschaftskandidat?

Halstenberg: Man sieht ja, was wir für eine Rückrunde wir gespielt haben und wie es mit dem neuen Trainerteam läuft. Klar macht man sich auch manchmal Gedanken, wie wäre es gewesen, wenn man von vornherein so performt hätte. Wenn wir so zusammenbleiben, kann ich mir vorstellen, dass wir in den nächsten ein bis zwei Jahren die Meisterschaft angreifen können.

Sky Sport: Was sagt Ihr Gefühl? Bleibt Nkunku noch mindestens eine Saison?

Halstenberg: Ich denke schon und hoffe es auch. Aber ich denke schon, ja.

Sky Sport: Kommen wir abschließend zu Ihnen zurück. Ich stelle mal eine These auf: Marcel Halstenberg verlängert bei RB Leipzig.

Halstenberg: Schauen wir mal. Es hat sich jetzt in den letzten ein bis zwei Wochen nichts verändert. Die Gespräche laufen. Es ist kein Geheimnis nach sieben Jahren, dass wir uns hier wohlfühlen. Ich kann es mir schon vorstellen.

Sky Sport: Und der Verein kann sich das auch vorstellen?

Halstenberg: Ich denke schon, dass es sich der Verein vorstellen kann. Das Trainerteam auf jeden Fall, die haben es mir schon signalisiert. Mal sehen, was der Verein sagt.

Sky Sport: Im Sommer waren sie mit anderthalb Beinen bei Borussia Dortmund. Gab es da nochmal Kontakt?

Halstenberg: Stand jetzt nicht, nein.

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Sky Sport: Aber das war schon sehr heiß im Sommer?

Halstenberg: Klar, da hatten wir intensive Gespräche. Ich hätte es mir zu dem Zeitpunkt vorstellen können. Jetzt bin ich aber auch nicht traurig, dass es so nicht gekommen ist. Ich war lange verletzt, das wäre bei einem neuen Team sehr negativ gewesen. Es ist gut so, wie ich alles gelaufen ist.

Sky Sport: Jetzt spinnen wir mal ein paar Jahre voraus. Können Sie sich auch vorstellen, Ihre Karriere hier in Leipzig zu beenden?

Halstenberg: Ich werde im September 31 und allzu lange will ich nicht mehr spielen. Ich habe mir meine Ziele für die kommenden Monate und Jahre gesetzt. Ja, ich kann mir das vorstellen.

Sky Sport: Was heißt Pläne gesetzt? Ab 35 ist Schluss?

Halstenberg: Mit maximal 35 ist Schluss, denn irgendwann will ich das Kapitel beenden und etwas Neues starten.

Sky Sport: Beispielsweise eine Trainerkarriere?

Halstenberg: Nein, das auf keinen Fall. Erstmal was außerhalb des Fußballs, erstmal raus aus dem Geschäft. Dann wird man sehen.

Sky Sport: Im November/Dezember steht eine WM an. Sie waren Nationalspieler. Halten Sie eine Nominierung für realistisch, wenn Sie jetzt konstant gesund bleiben und regelmäßig spielen?

Halstenberg: Irgendwo ist es natürlich im Hinterkopf. Ich habe mir vor einem Jahr vorgenommen, noch einmal eine EM und eine WM zu spielen. Klar ist das im Hinterkopf. Ich will einfach Gas geben, fit bleiben und dann hoffe ich, dass ich da noch eine Chance bekomme.

Sky Sport: Hatten Sie schon Kontakt zum Bundestrainer?

Halstenberg: Nein, noch nicht.

Sky Sport: Abschließend: RB Leipzig hat in vier bis fünf Wochen zwei Titel in der Hand und spielt kommende Saison Champions League…

Halstenberg: Überragend, könnte man nicht schöner schreiben die Geschichte.

Das Interview führte Philipp Hinze.

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