SC Freiburg News: Breisgauer können mit Sieg beim HSV ins Pokal-Finale einziehen

Über Hamburg nach Berlin: Furiose Freiburger vor historischem Erfolg

Von Fabian Schreiner

Trainer Christian Streich vor dem Spiel des SC Freiburg gegen den Hamburger SV. (Videolänge: 47 Sekunden)

Am Dienstagabend spielt der SC Freiburg beim Hamburger SV (20:45 Uhr live auf Sky) um das Finalticket im DFB-Pokal. Die Breisgauer könnten mit einem Erfolg Geschichte schreiben und zum ersten Mal in ihrer Vereinshistorie überhaupt ins Endspiel im Berliner Olympiastadion einziehen.

Christian Streich weiß, wie sich Finalspiele anfühlen. Dreimal gewann der 56-Jährige als Jugendtrainer mit Freiburgs U19 schon den Pokal - zum letzten Mal 2011. Im selben Jahr stieg er später zu den Profis auf. Er selbst sagt: "Meine Träume sind immer gleich groß. Ich sollte auch nicht so viel träumen, sondern arbeiten. Die Fans dürfen träumen." Ein typischer Streich eben. Geistreich. Interessiert. Einfühlsam. Attribute dieser Art fallen, wenn die Rede von Christian Streich ist. Bodenständigkeit lebt er vor, auch verbal.

Sportdirektor Klemens Hartenbach lässt da schon mehr durchblicken: "Natürlich träumt man davon. Wir haben es mit der Jugend schon mehrfach erlebt, wie toll so ein Pokalendspiel sein kann. Auch wenn es nur die Finalspiele der Jugend waren - es macht was mit einem, diese Tage davor. Dieser Spieltag, die Abläufe, das ist schon noch mal was anderes als ein Bundesliga-Spiel. Trotzdem muss noch einmal gespielt werden."

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Kapitän Günter hungrig auf Finale

Auch Kapitän Christian Günter kann schon auf Pokal-Erfolge mit seinem SC Freiburg zurückblicken, wenn auch nicht mit den Profis. 2011 gewann er mit der U19 gegen Hansa Rostock nach einem 5:4 im Elfmeterschießen den DFB-Pokal der Junioren. Sein Trainer damals: Christian Streich.

"Ich glaube, er kann auf jeden Fall Finale", erklärt Günter. Gleichzeitig erinnert er sich an das besondere Erlebnis in Berlin: "Das Gala-Bankett vor dem Spiel, die Siegerehrung im Olympiastadion mit Fans, das war schon außergewöhnlich", betont der Linksverteidiger. "Das hat den Hunger geweckt, irgendwann selber in so einem Finale stehen zu können." Vielleicht in diesem Jahr am 21. Mai.

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Freiburg in guter Form

Der große Traum vom Pokal-Triumph lebt. Das Halbfinale beim HSV ist das größte Spiel in der jüngeren Vereinshistorie für die Breisgauer. Erst einmal erreichten die Freiburger die Runde der letzten Vier: Im Jahr 2013 musste sich die Streich-Auswahl dem VfB Stuttgart mit 1:2 geschlagen geben. Aber auch der HSV hat gegen Freiburg eine historische Chance: Erstmals seit 1987 wäre der Zweitligist wieder im Pokalfinale. Damals schlugen die Hamburger die Stuttgarter Kickers mit 3:1.

HSV-Trainer Tim Walter über die Stärken des SC Freiburg. (Videolänge: 39 Sekunden)

Die Freiburger spielen bis hierhin eine überragende Saison. Womöglich ziehen sie an deren Ende sogar in die Champions League ein. Nur ein Punkt beträgt der Rückstand auf Platz vier, zudem spielt der SC noch im direkten Duell gegen den Konkurrenten Bayer Leverkusen. In den vergangenen neun Spielen kassierte Freiburg nur gegen den FC Bayern eine Niederlage. Vor allem die Konstanz der Mannschaft ist erstaunlich. Der SCF scheint sich von nichts und niemandem aus der Ruhe bringen zu lassen. Natürlich liegt das auch am Trainer.

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Streich könnte Historisches erreichen

Seit mehr als zehn Jahren ist Streich nun schon Cheftrainer des SC Freiburg. Ausgerechnet in seinem Jubiläums-Jahr kann er nun Historisches schaffen. Dabei wollte Streich, der zuvor als Co-Trainer agierte, diesen Job zunächst gar nicht annehmen. Der Grund: Er wollte dem zuvor entlassenden Marcus Sorg nicht in den Rücken fallen. Erst als der damalige SC-Präsident Achim Stocker ihm die möglichen Konsequenzen für alle Vereinsmitarbeiter im Falle eines Abstiegs aufzeigte, entschied sich Streich um und nahm die große Verantwortung auf seine Schultern.

Streich, der seit 1995 in verschiedenen Positionen als Coach im Verein tätig ist, als Erfolgstrainer zu bezeichnen, ist zweifellos zutreffend. Aber natürlich ist er nicht allein für die starke Entwicklung seines Vereins in den vergangenen Jahren verantwortlich. Der Klub setzt auf Konstanz - nicht nur in Sachen Trainer. Im Schnitt sind die Freiburger Spieler seit ihrem Ligadebüt 3,29 Jahre im Klub. Auch mit Blick auf die komplette Vereinszugehörigkeit ist Freiburg (5,08 Jahre) Zweiter im Liga-Ranking.

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Streich-Team kann mehrere Systeme spielen

Wer zum SC Freiburg kommt, der bleibt in der Regel - und ist dann bestens mit dem Verein, dessen Philosophie und vor allem Streichs Spielidee vertraut. Zudem schaffen es immer wieder Talente in die erste Mannschaft: Vor der Saison nahm Streich insgesamt sechs Spieler aus dem Klubnachwuchs auf - Kevin Schade, Noah Weißhaupt und Kiliann Sildillia debütierten bereits.

Eine weitere Stärke: Das Streich-Team kann mehrere Systeme spielen und ist defensiv sehr stabil, 34 Gegentore belegen das. Das ist die drittbeste Bilanz aller Bundesligisten in dieser Saison. Nur der FC Bayern und RB Leipzig sind in dieser Statistik besser. "Durch unsere Transferpolitik haben wir selbst in Corona-Zeiten eine gute wirtschaftliche Stabilität erreicht. Dazu haben wie eine gute Kaderqualität, die Jahr für Jahr nicht schlechter geworden ist", so Sportvorstand Jochen Saier.

Wohin führt der Höhenflug?

Nico Schlotterbeck hat sich zum Abwehrchef und Nationalspieler entwickelt, verpasste in dieser Saison nur zwei Pflichtspiele. Der niederländische Torwart Mark Flekken blieb in 31 Begegnungen sage und schreibe zehnmal ohne Gegentreffer. Zur stabilen Abwehrkette zählt auch die disziplinierte Arbeit gegen den Ball der Offensivabteilung um Angreifer Lucas Höler.

Stellt sich abschließend die Frage: Wohin kann der Freiburger Höhenflug in dieser Saison noch führen? Im Saison-Endspurt ist für den Sport-Club noch alles möglich: Champions League, Europa League, Conference League - oder gar kein internationaler Wettbewerb. "Wir wollen die letzten Spiele einfach so erfolgreich wie möglich gestalten und wenn wir am Schluss auf Platz vier stehen, freuen wir uns riesig", sagte Mittelfeldmann Nicolas Höfler in der für die Badener gewohnt zurückhaltenden Art bei Sky. Roland Sallai wagte sich etwas weiter vor. "Das muss ein Traum sein", machte er über den möglichen Sprung in die Königsklasse klar. "Wir müssen kämpfen bis zum Ende."

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Freiburg geht favorisiert ins Duell mit dem HSV

Und im DFB-Pokal? Da gehen die Freiburger als Favorit in das Duell mit dem HSV. Sollte sich der Sport-Club durchsetzen, würde im Finale entweder RB Leipzig oder Union Berlin warten. Auch da wären die Südbadener sicherlich nicht ohne Chance.

Tim Walter sieht den Zweitligisten Hamburger SV im DFB-Pokalhalbfinale gegen Bundesligist SC Freiburg in der Rolle des aussichtsreichen Außenseiters. (Videolänge: 56 Sekunden)

"Es geht darum, dass wir mit Demut nach Hamburg fahren. Da wird auch die Hütte brennen", sagt Streich. Ein "sehr, sehr enges und schwieriges Spiel" erwarte er gegen den Zweitligisten. Es solle bloß keiner glauben, dass die Freiburger nach ihrer starken Vorstellung gegen Bochum im Schongang das Endspiel erreichen könnten.

6000 Fans begleiten den SC nach Hamburg

Nichtsdestotrotz freut sich der Kulttrainer auf die Reise in den hohen Norden: "Ich war schon lange nicht mehr in Hamburg, habe aber immer gerne gegen den HSV gespielt, weil es ein großer Verein ist, mit dem ich schon seit meiner Kindheit viel verbinde. Ich bin gerne dort, weil es so anders ist als bei uns und ich viele schöne Erinnerungen habe an Spiele gegen den HSV und St. Pauli. Es ist immer etwas Besonderes, dort zu spielen."

Rund 6000 Fans werden den Sport-Club nach Hamburg begleiten. Der Gästeblock wird voll sein: "Es kommen viele mit, es ist ein Flutlichtspiel und das Stadion ist voll. Was wollen wir mehr?"

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