Peter Knäbel wird den FC Schalke 04 am Saisonende nach dann insgesamt sechs Jahren verlassen. Mit Sky spricht der 57-Jährige über die Trennung, die Auf-, und Abstiege und die aktuelle sportliche Situation.
Peter Knäbel über …
… die Erleichterung nach der Entscheidung Schalke am Saisonende zu verlassen:
"Ich glaube, es war gut, eine Entscheidung zu treffen und diese auch zu kommunizieren, weil ich gerne klare Verhältnisse habe und weil ich glaube, dass es auch für das Umfeld wichtig ist, sich zu orientieren und logischerweise braucht so seine Entscheidung natürlich auch seine Zeit, bis sie reift. Man führt so viele Gespräche mit unterschiedlichen Partnern, natürlich vor allem auch mit meiner Frau. Und dann ist es sehr, sehr wichtig, dass dann auch kommunizieren zu können. Von daher bin ich bin sehr zufrieden damit und es geht mir gut. Jetzt ist es nicht die absolute Befreiung, weil ich mich natürlich weiterhin in der Pflicht sehe und auch in der Verantwortung stehe. Und von dem her ist es jetzt auch nicht so, dass ich sage, es sind Zentnerlasten abgefallen, sondern es tut gut. Es war gut, es gemacht zu haben und ich glaube, das Umfeld hat das auch dementsprechend aufgenommen. Natürlich ist es eine Last. Aber Schalke ist gleichzeitig Last und Freude miteinander, das wissen wir alle. In den vergangenen zweieinhalb Jahren ist so viel passiert hier. Und ich muss natürlich auch immer meine Zeit, die ich in der Knappenschmiede verbracht habe, vorher auch noch mit dazuzählen. Sechs Jahre bei einem Verein. Das ist lange. Insofern freut es mich das, dass es überhaupt diese Zeit geworden ist. Und es ist für mich absolut okay, dass sie dann irgendwann auch abläuft."
… das Fazit seiner Schalke-Zeit:
"Natürlich sind da auch Gefühle und da sind ganz starke mit dabei. Ich glaube, das Wichtigste war zu helfen, Schalke wieder zu vereinen, weil diese Nacht nach Bielefeld, die war schon das Existenziellste in Bezug auf Gemeinschaft in einem Verein, dass ich mitbekommen habe. Da fällt man rein in so eine Aufgabe und das wieder vereinen zu können, was dann wahrscheinlich seinen Höhepunkt gefunden hat mit dem St.-Pauli-Spiel. Diese Vereinigung des Klubs zwischen Fans und Mannschaft, das ist eigentlich das Schönste gewesen, was ich erlebt habe. Und ich glaube, dieses Band zu pflegen, das natürlich immer gestresst wird durch Erfolg, durch Misserfolg, durch Kommunikation, das ist völlig klar. Aber dieses Band überhaupt wieder so stark zu kriegen, das ist das, auf das ich persönlich am stolzesten bin."
… seine Rolle als Sportvorstand:
"Ich glaube, wir sind im Ruhrgebiet sehr getriggert durch die Position des Steigers. Wir haben schon den einen mit der Lampe, der die Jungs nach unten führt und dann wieder auch heile nach oben bringt. Ich kann auch die Geschichte verstehen, aber ich glaube, es ist wichtig, dass man die Menschen, wenn sie Verantwortung übernehmen, auch so nimmt, wie sie sind. Und mein Thema ist Inhalt und mein Thema ist nicht die große Show und insofern hat man das gewusst, als man mich ausgewählt hat. Und ich würde es ganz schlecht finden, wenn irgendjemand eine Rolle spielt und das kann ich mit Sicherheit sagen: ich habe nie die Rolle Sportvorstand gespielt, sondern ich habe die Rolle so ausgefüllt, wie sie mit mir ausgefüllt werden kann. Und ich hoffe, dass noch einige Themen nachhaltig wirken können auf Schalke und darauf wäre ich sehr stolz. Natürlich zählt die Stabilisierung der aktuellen Situation prioritär dazu, aber das würde mich mit Stolz erfüllen."
… die aktuelle sportliche Situation auf Schalke:
"Jede Saison, die wir abgeschlossen haben, hatte ihre Spezialität. Wir sind aufgestiegen und unser Trainer ist nicht mehr Trainer geblieben. Das ist in der Regel nicht so. Wir sind abgestiegen und sind für die Resultate und für die Leistungen gefeiert worden. Insofern war es emotional jedes Mal ein relativ schwieriger Übergang von einer Saison in die nächste. Und man könnte jetzt sagen: 'Naja, sind wir zu schnell wieder aufgestiegen? Hätten wir dann den Kader Stück für Stück bilden können?' Und dann sagt ja jeder: 'Wenn du jetzt auf Schalke aufsteigen kannst, dann musst du das doch unbedingt tun.' Waren wir blauäugig? Nein, das glaube ich nicht. Wir haben, glaube ich, die Rahmenbedingungen gesetzt, innerhalb derer wir es hätten schaffen können. Aber, und das haben wir immer gesagt und es ist für mich auch wichtig zu betonen, das sind aber auch nur Rahmenbedingungen, in denen du dann dem Faktor Glück und Zufall ausgeliefert bist. Wir haben natürlich nicht alles richtig entschieden. Wir haben ein konkurrenzfähiges Budget gehabt. Aber konkurrenzfähig heißt: egal, ob man dann aufsteigt oder ob man oben in den Aufstiegsregionen ist oder in den Abstiegsregionen, das kann eben auch schiefgehen. Ich glaube, wir sind transparent damit umgegangen und von dem her ist die Situation, die wir jetzt haben, jedes Mal rauf und gleich wieder runter, extrem gefährlich. Wir werden jetzt zu Recht kritisiert, denn die Leistung auf dem Platz ist immer noch nicht so, wie wir uns das vorstellen, die ist immer noch zu volatil und zu schwankend. Insofern ist es für uns jetzt wichtig, die richtigen Maßnahmen zu treffen. Dass wir jetzt gut in diese letzten vier Spiele kommen und uns zu stabilisieren. Ich glaube, das müssen wir einfach anerkennen. Die Situation ist komplex, die ist nicht einfach. Wir müssen die richtigen Schrauben finden, an denen wir drehen können, inklusive des Wintertransferfensters. Denn dann kann das eben so eine Saison sein, in der in der Schalke stabilisiert werden muss, weil stabilisiert haben wir uns durch unseren eigenen Erfolg oder Misserfolg nicht, sondern wir haben immer wieder Umbrüche erlebt. Das ist das, was in den zwei Jahren passiert ist."
… den Rat an seinen Nachfolger:
"Ich hoffe, dass er die diese ganz, ganz schwierige Phase nicht wieder erleben muss. Aber natürlich braucht man auch auf Schalke sehr viel Durchhaltewillen. Man muss widerstandsfähig sein. Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass man echt ist. Man darf sich nicht verstellen, egal wie man ist. Das ist sehr wichtig für die Menschen, um sich mit jemandem zu identifizieren. Wichtig ist, dass die Menschen auf Schalke wissen: 'Ah, auf den können wir uns verlassen. Der ist so gestrickt, wie er ist, der ist echt.' Und man muss natürlich auch ausblenden können. Dann muss er eine Vision haben, wo er mit dem Verein hinwill. Sowie eine gute Taktik, auch mit der Emotionalität umzugehen, das brauchst du mehr als in anderen Vereinen, wo man nicht so direkt dieses Feedback bekommt. Am Ende sag ich jedem, den wir hier engagieren können: 'Wenn du mal die Chance hast für diesen Verein zu arbeiten, dann musst du das unbedingt machen', denn du willst dir nicht am Ende deines Lebens einen Vorwurf machen, es nicht gemacht zu haben. Am Ende sage ich einfach: Schalke ist geil!"
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