Nach der bitteren 1:3-Niederlage bei Tottenham Hotspur haderten die Dortmunder mit der Schiedsrichterleistung, aber offenbarten gleichzeitig auch große Schwächen in der Defensive: Zwei Torwartpatzer und ein "zu liebes" Abwehrverhalten sind zu wenig für die Königsklasse.
Ein Lupfer in den Strafraum vollendete Pierre-Emerick Aubameyang mit einer schönen Direktabnahme ins lange Eck - unhaltbar für Tottenhams Keeper Hugo Lloris! Aber Schiedsrichter Gianluca Rocchi unterbrach die Jubelarie des Dortmunder Starstürmers und entschied auf Abseits. Es war eine klare Fehlentscheidung, die seitens der Borussia zu einem erhöhten Pulsschlag führte. Es war die spielentscheidende Szene der Partie.
"Kein Mensch weiß, warum das zurückgenommen wurde. Ich hätte gern gesehen, wie sich das Spiel entwickelt, wenn das Tor gegeben worden wäre. Der Schiedsrichter hatte leider nicht das Niveau dieser Spielpaarung", sagte Sportdirektor Michael Zorc nach dem Duell.
Ömer Toprak war anschließend bei Sky genauso erbost über diese Entscheidung wie sein Sportdirektor: "Schwere Fehlentscheidungen haben das Spiel extrem beeinflusst", sagte der Abwehrspieler. Statt 2:2 bekamen die Borussen das 1:3 eingeschenkt - die Vorentscheidung im Wembley Stadion.
Die schwache Schiedsrichterleistung soll aber nicht die offensichtlichen Abwehrschwächen des Bundesliga-Spitzenreiters entschuldigen. Die zuvor in 360 Pokal- und Meisterschaftsminuten unbezwungene Dortmunder-Abwehr erwies sich als Schwachpunkt.
In der Defensive um Sokratis und Toprak taten sich immer wieder große Räume auf, die Harry Kane und Heung-Min Son eiskalt ausnutzten. "Vor allem in der ersten Halbzeit war die Verteidigung nicht gut organisiert - das darf nicht passieren", anaylsierte Trainer Peter Bosz bei Sky die Gegentreffer. Im Zweikampfverhalten waren die Londoner einfach energischer als die BVB-Recken und setzten sich kampfbetonter, aber mit fairen Mitteln durch. Sky Kommentator Hansi Küpper brachte es auf den Punkt: "In England pfeift es keiner."
Aber nicht nur die Vorderleute von Schlussmann Roman Bürki machten bei den Gegentoren keine gute Figur, sondern auch der Schweizer selbst. Die ersten beiden Treffer schlugen jeweils im kurzen Eck ein - für viele Fußball-Fans, das Torwarteck. Nach dem Auftritt im Wembley Stadion gab sich der 26-Jährige selbstkritisch: "Für mich gibt es nicht die kurze oder lange Ecke, ich habe das Tor nicht verteidigt. Ich habe sicher nicht alles richtig gemacht."
"Die Champions League ist eigentlich einfach. Du musst deine Heimspiele gewinnen, dann hast du eine gute Chance weiterzukommen", sagte Sportdirektor Michael Zorc mit Blick auf die weiteren Partien in der Gruppenphase.
Auch Trainer Peter Bosz behält trotz der Niederlage die Ruhe: "Es war erst das erste Spiel. Alles ist noch offen, wir sehen uns auch noch in Dortmund", sagte 53-Jährige.
Der BVB startete mit einer bitteren Niederlage in die Champions League, aber die Fans sehnen schon die nächste Partie entgegen - dann gastiert mit Real Madrid, um Superstar Cristiano Ronaldo, der Titelverteidiger im Signal Iduna Park (26.09., ab 19 Uhr live und exklusiv auf Sky).