Die Premier League wagt den Restart - sowohl im Kampf um die Königsklasse als auch im Tabellenkeller ist für mächtig Spannung gesorgt. Dem FC Liverpool ist die Meisterschaft dagegen kaum mehr zu nehmen. Sky Experte Erik Meijer erklärt, warum der Titel den Reds doppelt in Erinnerung bleiben wird.
Sky Sport: Viele befürchteten vor dem Bundesliga-Restart einen Leistungsabfall. Dieser ist nicht eingetreten. Welches Niveau erwarten Sie von den Geisterspielen der Premier League?
Erik Meijer: "Ich gehe davon aus, dass das Niveau ähnlich hoch sein wird wie vor der Pause. Alle anderen Länder haben in den vergangenen Wochen auf Deutschland geschaut. Die Bundesliga ist ein sehr gutes Beispiel, wie man es machen kann. Aber auch in England, Spanien oder Italien wissen die Trainer, wie man die Jungs fit bekommen kann."
Sky Sport: Trauen Sie der Premier League zu, dass die Maßnahmen ähnlich gut umgesetzt werden und die Saison so zu Ende gespielt wird?
Meijer: "Ja, das denke ich schon. Der Austausch zwischen der Premier League und der Bundesliga ist gegeben. So wissen alle, welche Methoden zum Einsatz kommen müssen."
Sky Sport: Im Gegensatz zu den Top-Ligen Europas wurde die Meisterschaft in Ihrer Heimat frühzeitig für beendet erklärt. Was halten Sie von dieser Maßnahme des niederländischen Verbandes?
Meijer: "Die Entscheidung, die Meisterschaft stillzulegen, wurde viel zu schnell getroffen. Auch das Pokalfinale nicht zu spielen, war sowas von schlecht. Wenn der große Bruder von nebenan (Deutschland, Anm. d. Red.) das kann, dann können wir das auch."
Sky Sport: Zurück zur Premier League, wo der FC Liverpool in Kürze den ersten Meistertitel seit 30 Jahren feiern wird. Welches Prädikat würden Sie dieser Saison der Reds verleihen?
Meijer: "Für mich war Liverpool schon vor der Corona-Pause Meister. Sie sind so weit vorne, das wissen auch die anderen Trainer. Dieser Titel wird doppelt in Erinnerung bleiben, weil die Fans so lange darauf warten und weil die Umstände ganz besonders sind."
Sky Sport: Welchen Anteil hat Coach Jürgen Klopp an der Meisterschaft?
Meijer: "Es geht ja nicht nur um das tägliche Training, er hat auch den Kader zusammengestellt. Er hat eine Mannschaft um sich herum formiert, die so spielt, wie er das gerne möchte. Weil das so gut funktioniert, kann er seine Qualität ausspielen: In die Köpfe seiner Spieler vorzudringen, um noch mehr aus ihnen herauszuholen."
Sky Sport: Nach aktuellem Stand wären Manchester United, Tottenham und Arsenal in der nächsten Saison nicht in der Champions League vertreten. Welchem Club trauen Sie den Sprung unter die Top vier noch zu?
Meijer: "United hat vor der Corona-Pause die meisten Punkte gut gemacht, von daher wären sie mein Anwärter Nummer eins. Bei den anderen beiden rechne ich nicht mehr damit, auch wenn bei Tottenham einige Spieler nach Verletzungen zurückkommen. Für Arsenal sehe ich nach der Niederlage bei Manchester City keine Chance mehr."
Sky Sport: Sheffield United steht sensationell auf Platz sieben. Ist der Aufsteiger für Sie auch die Überraschung der Saison?
Meijer: "Ihre Art zu spielen, hat mich sehr überrascht. Sie sind so gut, weil sie einen ungewöhnlichen Spielstil verfolgen. Dieser Ansatz ist sehr oldschool und geht eher in die Richtung Kick and Rush. Es funktioniert so gut, weil die Spielweise zur Stadt und zur Mannschaft passt."
Sky Sport: Blicken wir nun ans Tabellenende, wo momentan der AFC Bournemouth, Aston Villa und Norwich City stehen. Denken Sie, dass diese drei Teams auch absteigen oder werden noch weitere Klubs zu kämpfen haben?
Meijer: "Das sind genau die Teams, die schon die ganze Saison am Tabellenende stehen. Ich vermute, dass es diese Mannschaften treffen wird. Für Norwich City und deren deutsche Jungs (Trainer ist Daniel Farke, Anm. d. Red.) hat es leider nicht gereicht. Sie haben nach vorne viel Qualität, aber defensiv ist das nicht Premier-League-würdig."