Dabei blickt Farke auf die Herausforderungen, mit denen ein Klub als Aufsteiger im englischen Oberhaus umgehen muss. Zudem schaut er auf das Auftaktspiel gegen den FC Everton.
Sky Sport: Die Premier-League-Saison steht unmittelbar vor der Tür. Wie schwierig ist es, Ihre "Rennpferde" noch in der Box zu halten?
Daniel Farke: Wenn du für einen so großen und emotionalen Verein wie Leeds United spielst, ist Vorfreude normal. Erstes Heimspiel, Monday Night Football, Flutlicht, ausverkauftes Stadion - das ist pure Energie. Aber wir sind noch voll im Tunnel, wollen die letzten Einheiten gut nutzen und kluge Entscheidungen für das erste Spiel treffen. Ziel ist ein guter Start - leistungsmäßig und im Ergebnis.
Sky Sport: Stört es Sie, dass ihr erst Montag spielt - oder ist das sogar ein Vorteil?
Farke: Wir kennen den Termin ja seit Wochen und haben den Trainingsplan darauf abgestimmt. Wichtig ist, nicht zu früh im Tunnel zu sein, damit die Energie nicht verpufft. Wir wollen eine gute Balance finden, die letzten Tage optimal nutzen - dann haben wir eine gute Chance, stark zu starten.
Sky Sport: Ruud van Nistelrooy hat gesagt, es sei fast unmöglich für Aufsteiger, die Klasse zu halten. Was ist entscheidend, um diese Aufgabe zu meistern?
Farke: Er liegt nicht komplett falsch. In den letzten Jahren sind viele Aufsteiger direkt wieder abgestiegen - selbst mit hohen Investitionen. Geld allein ist nicht die Lösung. Du brauchst eine klare Idee, passende Spieler mit Qualität und Charakter. Leeds ist ein großer, emotionaler Klub - das Trikot ist schwer. Wir wollten Spieler, die auf hohem Level gespielt haben und noch hungrig sind. Ideal ist das Alter zwischen 24 und 29 - am Weg zum Karriere-Peak. Wir sind noch nicht fertig, vor allem offensiv brauchen wir Verstärkung. Wenn uns das gelingt, können wir vielleicht den Fluch brechen und als Aufsteiger drinbleiben.
Sky Sport: Stichwort Verstärkungen: Calvert-Lewin wird mit Leeds in Verbindung gebracht.
Farke: Kein Kommentar zu Gerüchten. Ich spreche nur über Spieler, die hier unter Vertrag stehen. Transfers sind erst durch, wenn alles unterschrieben ist. Mein Fokus liegt klar auf den Jungs, die da sind.
Sky Sport: Nmecha, Stach, Bornauw sind da - mit insgesamt deutlich mehr als 300 Bundesligaspielen. Erfahrung - ein wichtiger Faktor?
Farke: Absolut. Ich mag keine zu großen Kader. Wir wollen Spieler, die wir brauchen und die uns besser machen - sportlich und menschlich. Alle drei haben bewiesen, was sie können, haben Charakter und Potenzial. Manche hatten Verletzungen, deswegen waren sie verfügbar. Wir hoffen, sie kommen wieder an ihre besten Zeiten ran. Mit den Neuen und der bestehenden Truppe haben wir eine gute Basis - und wenn wir offensiv noch zulegen, bin ich optimistisch.
Sky Sport: Wie schwierig ist der Spagat zwischen Aufstiegseuphorie und der Erkenntnis, dass mehr Qualität nötig ist?
Farke: Ich bin Fußballromantiker, aber nicht naiv. Die Premier League verlangt andere Qualitäten. Wir bleiben unserer DNA treu - proaktiv, viel Ballbesitz - aber wir müssen auch strukturiert verteidigen können. Romantik darf nicht den Blick auf die Realität verstellen. Das erfordert harte Entscheidungen, auch gegenüber verdienten Spielern. Das ist nie einfach, aber notwendig.
Sky Sport: Fällt es Ihnen heute leichter, solche Entscheidungen zu treffen?
Farke: Nein. Du arbeitest mit Menschen, nicht Robotern. Es tut immer weh, jemanden zu enttäuschen. Aber Ehrlichkeit, Transparenz und Klarheit helfen. Wenn mir das eines Tages egal wäre, würde ich aufhören.
Sky Sport: Wie sehr helfen Ihre Erfahrungen aus Norwich?
Farke: Grundsätzlich musst du dich als Trainer ständig weiterentwickeln. Stillstand ist Rückschritt. Norwich war nicht vergleichbar: Damals hatten wir keinen Kader für die Premier League, kaum Budget, der Fokus lag auf finanzieller Konsolidierung. Trotzdem haben wir vieles rausgeholt, bis Corona kam. Leeds ist ein ganz anderes Projekt - größerer Klub, andere Möglichkeiten. Aber auch hier wird es schwer. Realistisch ist: Wir haben eine Chance auf den Klassenerhalt, und die wollen wir nutzen.
Sky Sport: Wie wichtig wird die Atmosphärische an der Elland Road im Kampf um den Klassenerhalt?
Farke: Enorm. Leeds ist die einzige Großstadt in England mit nur einem Verein - die ganze Stadt lebt für diesen Klub. Die Fans sind leidenschaftlich, manchmal auch fordernd. Dieses Trikot wiegt schwer. Die Erwartungshaltung ist riesig, manchmal fast Champions-League-Niveau. Wir müssen das in positive Energie umwandeln und den Druck im Zaum halten. Elland Road ist etwas ganz Besonderes - hoffentlich feiern wir hier magische Premier-League-Nächte.
Sky Sport: Vielleicht schon gegen Everton?
Farke: Everton ist ein großer Klub mit starker Struktur unter David Moyes. Sie sind defensiv diszipliniert, im Umschaltspiel blitzschnell. Ein sehr komplizierter Gegner, aber es gibt in dieser Liga ohnehin keine leichten Spiele. Wir freuen uns drauf und wollen punkten.
Sky Sport: Ihr Sohn Luis hat am Wochenende für Paderborn sein erstes Profi-Tor gemacht. Platzen Sie vor Stolz?
Farke: Natürlich freue ich mich - aber ich spreche ungern öffentlich über die Familie, um keinen zusätzlichen Druck aufzubauen. Luis hat sich mit 18 zum Stammspieler entwickelt, das verfolge ich mit Freude. Alles andere bleibt intern. Klar sind die Daumen für ihn und Paderborn gedrückt.
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