So verdrehen Berater Dembele und Co. den Kopf

Sportpsychologin erklärt: Wechsel-Spielchen immer dreister

Von Sky Sport

Sportpsychologin: Berater tut Dembele nicht gut

Noch immer ist völlig offen, wie es für den suspendierten Ousmane Dembele von Borussia Dortmund weitergeht. Aber wieso ist dem Mega-Talent der BVB plötzlich nicht mehr gut genug? Und wieso greifen junge Spieler wie der Franzose zu immer dreisteren Mitteln, um ihre Wechselwünsche durchzusetzen? Eine Sportpsychologin erklärt uns, was hinter dem Hickhack steckt und kritisiert vor allem die Rolle der Berater.

Dr. Jeannine Ohlert von der Sporthochschule Köln erforscht seit Jahren die psychologische Entwicklung bei jungen Sportlern. Sie glaubt, dass ihnen die Mega-Summen und die Aufmerksamkeit durch die Medien oftmals zu Kopf steigen. "Die Spieler wachsen in diese Welt hinein, bekommen extrem viel Geld und sehen sich oft größer als den Verein. Sie sehen sich als Marke, nicht den Klub. Es gibt da kaum eine Stimme, die das in vernünftige bzw. gesunde Bahnen lenkt. Im Gegenteil…", erklärt Ohlert im Interview mit Sky Sport News HD.

Die komplette Sendung mit BVB-Boss Watzke

Hans-Joachim Watzke hat mit Sky ausführlich über den Fall Dembele gesprochen.

Stattdessen würden Berater aufgrund ihrer eigenen finanziellen Motivation den Größenwahn noch pushen. "Berater sind immer schwierig, weil die Geld bekommen, wenn der Spieler wechselt. Natürlich erzählen sie Spielern wie Dembele jeden Tag, wie toll sie sind und dass sie alles erreichen können. Das glauben die natürlich auch mit der Zeit und denken, sie können sich alles erlauben", so die promovierte Pyschologin.

"Spieler wissen nicht, was gut für sie ist"

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Sie bezweifelt, dass die Entscheidung, das Training zu boykottieren, auf Dembeles Mist gewachsen ist. Vieles werde gar nicht mehr von den Profis selbst entschieden. "Spieler wie Dembele wissen gar nicht mehr, was gut für sie ist, weil ihnen von allen Seiten etwas eingeflüstert wird", sagt Ohlert. Fest steht: Zu seinem Traumverein Barcelona will Dembele grundsätzlich schon. Das verriet BVB-Boss Hans-Joachim Watzke offen bei Sky im Wontorra Fußball-Talk. Über Zeitpunkt und Mittel ist der Franzose möglicherweise schlichtweg schlecht beraten worden.

Dembele-Umfeld ärgert sich über Barca

Nach Informationen von Sky Sport News HD ist Dembeles Lager verärgert, weil zu viele Barca-Verantwortliche beteiligt sind und die Entscheidung ausbremsen.

Es scheint, als wäre es für junge Spieler heutzutage schwerer denn je, eine eigene Entscheidung zu treffen. Zu viele Einflüsse prallen zu früh auf die Stars ein. Und die Berater wollen vor allem eins: großes Geld verdienen.

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Neutrale Berater die bessere Variante?

Aber wie sieht die Lösung aus? Ohlert plädiert für neutralen Beistand: "Jeder Profi-Fußballer bräuchte eigentlich einen unabhängigen Berater, im besten Fall einen Sportpsychologen, der nicht nur die finanziellen Interessen verfolgt und wirklich hinter einem steht."

Vereinspsychologen hält die Professorin für nicht ausreichend. "Ich finde es enorm wichtig, dass Spieler eine sportypsychologische Betreuung bekommt. Bei Psychologen vom Verein habe ich das Gefühl, dass der für den Verein redet. Man braucht hier am besten einen eigenen Mann", so ihre Meinung.

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Verbesserungspotenzial sieht sie auch bei den Nachwuchszentren: "Für junge Spieler ist es wirklich schwierig, eine gute Persönlichkeit zu entwickeln. Wo soll die auch herkommen? Man wird mit elf, zwölf Jahren von seiner Familie getrennt, beschäftigt sich Tag und Nacht nur mit Fußball und wird rund um Uhr die in den Himmel gelobt. Ganz zu schweigen von dem Geld, was man verdient. Man bekommt schnell Höhenluft. Wichtige Life Skills kommen dabei in den Zentren leider oft zu kurz", kritisiert die 41-Jährige.

So könnte ein Zurück für Dembele noch funktionieren

Im Fall Dembele ist die Situation weiter auf der Kippe. Sollte Barcelona nicht die geforderte Ablösesumme auf den Tisch legen, steht der Dortmund-Star dumm da. Dann muss er zurück zu seinen Teamkollegen und dem Trainer, denen er mit seinem Trainingsstreik den Rücken gekehrt hat.

Sportpsychologin: Dembele kann sein Gesicht noch wahren

Eine verfahrene Situation, für die Ohlert nur einen Ausweg sieht: "Aus dieser Nummer kommt er nicht so schnell wieder raus. Er muss sich jetzt entschuldigen, weiß aber wohl nicht wie. Er kann sein Gesicht noch wahren, wenn er jetzt Größe zeigt. Er muss diesen Schritt wagen, der erfordert natürlich viel Mut."

"Es wird von Tag zu Tag schwieriger wieder ins Team zu kommen. Die Mannschaft ist aber intakt. Vielleicht muss Dembele erst einmal auf die Bank, aber das kann sich entwickeln", so die Einschätzung der Expertin.