In der Ligue 1 fürchten die Defensivreihen seine Dribblings und Abschlüsse. Malcom gehört mit 21 Jahren zu den Stars, doch im Sommer soll der nächste Schritt folgen. Im exklusiven Interview mit Sky Sport spricht der Brasilianer über die Beziehung zu seiner Familie, ein wichtige Begegnung mit Neymar sowie seine Zukunft - dort spielen auch die Bayern eine Rolle.
Sky Sport: Malcom, Ihr Name fällt mittlerweile fast immer wenn es um künftige Transfers geht. Wie gehen Sie mit diesem öffentlichen Wirbel um Ihre Person um?
Malcom: Ich bin einfach glücklich, denn das zeigt, dass meine Arbeit auf dem Platz gesehen wird. Ich bin zufrieden mit meiner Saison hier in Bordeaux und jetzt möchte ich es so gut wie möglich zu Ende bringen. Dann werden wir im Sommer sehen, was passiert.
Sky Sport: Sie sind bereits mit 19 Jahren von Corinthians zu Bordeaux gewechselt. Wie groß war die Umstellung für Sie? Was hat sich verändert?
Malcom: Als ich hier in Bordeaux ankam wog ich 69 Kilo. Ich habe nur nach links und rechts geschaut und einfach nur irgendwelche Monster gesehen. Was ist das denn habe ich mich gefragt. Ich kam nicht vorbei, sie haben mir ganz einfach den Ball abgenommen. Dann habe ich mir einen Personal Trainer genommen und habe hart an mir gearbeitet: ich bin dadurch kräftiger und explosiver geworden. Sobald ich dann körperlich auf dem richtigen Level war, konnte ich auch meine großen Stärken im Dribbling und im Abschluss einsetzen.
Sky Sport: Es gibt viele Vereinsverantwortliche, die gewisse Zweifel haben, wenn es um einen jungen Brasilianer geht. Wie integriert er sich, lernt er die Sprache? Sie haben Französisch gelernt, sind gut integriert. Warum lief es bei Ihnen so gut?
Malcom: Bevor ich nach Bordeaux gegangen bin habe ich mich lange mit meinem Berater hingesetzt. Er hat mir damals gesagt: Integration ist das Wichtigste, damit du im Alltag klarkommst. An erster Stelle steht dabei, die jeweilige Sprache zu beherrschen. "Wenn du das nicht machst, wirst du scheitern", hat er mir gesagt. Danach kam dann eins zum anderen. Dank der Sprache kam ich im Klub sofort mit allen klar, in der Stadt, im Restaurant. Nach vier Monaten habe ich mein erstes Interview auf Französisch gegeben. Aber was mir hier trotz allem fehlt ist meine Familie, ich rufe meine Mutter jeden Tag an.
Sky Sport: In dieser Saison ging ein Selfie von Ihnen und Neymar um die Welt. Es ist direkt nach der Partie gegen Paris entstanden. Wie ist es dazu gekommen?
Malcom: Wir haben es spontan gemacht. Ich habe ihn nach Abpfiff gefragt, ob wir Trikots tauschen können. Er meinte nur: na klar mein Freund! Neymar ist mein Vorbild. Ich hätte nie gedacht, dass er mir gegenüber so freundlich sein würde. Er war unglaublich offen, hat auch auf dem Platz viel mit mir geredet. Wir lagen hinten, er kam zu mir und sagte: Mach genauso weiter! Das Ergebnis ist egal. Mach deine Arbeit, du machst das super! Ich gehe sogar so weit und sage: diese Begegnung, dieser Tag war der bislang wichtigste in meinem Leben als Fußballer. Ich werde den Moment nie vergessen. Das Foto habe ich mir eingerahmt.
Sky Sport: Können Sie eines Tages auf sein Niveau kommen?
Malcom: Das ist mein Ziel! Ich hoffe zumindest, dass ich ihm so nahe wie möglich kommen kann. Neymar ist nämlich eine eigene Liga. Und wer weiß: Vielleicht darf ich eines Tages mit ihm zusammen spielen.
Sky Sport: Ihr Vertrag läuft noch bis 2021, Sie haben im September erst verlängert. Aber alles deutet auf einen Wechsel im Sommer hin. Was ist Ihr Plan?
Malcom: Jeder Mensch hat Träume. Ich habe sogar sehr viele. Ich habe mir klare Ziele gesteckt, die ich in meiner Karriere erreichen will.
Sky Sport: Welche sind das?
Malcom: Ich will bei einem europäischen Topklub spielen, die Champions League gewinnen und für die Selecao spielen. Wenn ich bei einem großen Verein Spiele, erhöhen sich meine Chancen. Ich möchte Bordeaux für alles danken. Erst will ich die Saison bestmöglich zu Ende bringen und dann setze ich mich mit meinem Berater und meiner Familie zusammen. Gemeinsam werden wir eine Entscheidung treffen.
Sky Sport: Heißt: Sie werden Bordeaux definitiv verlassen.
Malcom: Ich glaube, dass es an der Zeit ist. Ich habe hier gute Arbeit geleistet und Bordeaux ist dafür sehr dankbar. Und auch ich habe Girondins viel zu verdanken. Ich brauche jetzt eine neue Herausforderung, muss mir neue Ziele stecken. Aber erstmal will ich die Saison gut beenden, wir wollen noch in die Europa League. Ich möchte hier nämlich nicht im Streit gehen, das will ich unbedingt vermeiden.
Sky Sport: Der FC Bayern hat sich bereits mehrfach mit ihrem Berater ausgetauscht, er war auch schon in München. Sie sind momentan auf der Suche Verstärkungen für die offensive Außenbahn. Was sagen Sie zum Interesse?
Malcom: Bayern ist einer der größten Klubs auf der Welt. Es wäre ein Traum, eines Tages dort zu spielen. Jeder kennt den FC Bayern München. Es macht mich sehr glücklich, dass sie über mich nachdenken. Ich werde weiter hart an mir arbeiten, damit - wer weiß - ein Wechsel nach München vielleicht bald Realität wird.
Sky Sport: Es ist also ihre erste Option?
Malcom: Es ist eine sehr gute! Ein beeindruckender Verein.
Sky Sport: Haben Sie schon mit jemandem aus dem Klub geredet?
Malcom: Nein, nein. Das möchte ich auch im ersten Schritt nicht. Das überlasse ich meinem Berater. Er kümmert sich um das alles, ich denke jetzt nur an den Fußball.
Sky Sport: Bayern hat eine große Geschichte mit Brasilianern: Elber, Lucio, Ze Roberto, Rafinha, zuletzt auch Douglas Costa. Spielt das für Sie eine Rolle?
Malcom: Mit Sicherheit! Jeder sieht, dass sich Brasilianer dort insgesamt wohl fühlen. Ich beobachte, dass es ihnen dort gut geht, sie für gute Stimmung sorgen. Ich verfolge das alles über die sozialen Medien und sehe, dass bei den Bayern eine sehr gute Atmosphäre herrscht. Und ich mag diese deutsche Disziplin, sie beeindruckt mich. Ich weiß auch, dass die Leute in Deutschland gut mit Brasilianern klarkommen. Das schaue ich mir alles an und denke: man, das wäre echt super dort zu sein. Ich weiß auf jeden Fall, dass ich in München sehr gut aufgenommen werden würde, wenn es tatsächlich mit einem Wechsel klappen sollte.
Sky Sport: Auch einige Teams aus der Premier League sind stark interessiert, u.a. Tottenham und Arsenal. Sie haben Englisch-Kurse gemacht. Was sagt uns das?
Malcom: Ich lerne Englisch, weil es die wichtigste Sprache auf der Welt ist. Egal wo man ist, wird man mit Englisch sehr weit kommen. Das ist also sehr wichtig für mich.
Sky Sport: Also ist die Premier League auch eine Möglichkeit.
Malcom: Eine sehr interessante sogar. Ich habe die Sprache schnell gelernt, hatte dabei keine großen Schwierigkeiten. Französisch war deutlich schwerer. In England würde ich also sicher gut zurechtkommen. Aber am Ende integriere ich mich überall.
Sky Sport: Bordeaux möchte rund 60 Millionen Euro Ablöse für Sie kassieren, vielleicht auch mehr. Was macht eine solche Summe mit Ihnen?
Malcom: Ganz ehrlich: Ich denke nicht viel drüber nach. Für mich zählt nur meine Arbeit. 60 Millionen? Dann arbeite ich eben noch mehr, um 70 Millionen wert zu sein. 70? Dann gebe ich noch mehr Gas um auf 90 Millionen zu kommen. Aber das sind doch nur Zahlen, ich will einfach nur immer besser werden.
Sky Sport: Wann treffen Sie Ihre Entscheidung?
Malcom: Wir haben noch ein bisschen Zeit dafür. Ich muss mir auch erst darüber klar werden. Aber ich versuche momentan, nicht so oft darüber nachzudenken. Sonst wird mein Kopf irgendwann so groß. Ich überlasse diese Arbeit meiner Familie und meinem Berater, ich kümmere ich um Fußball. Jetzt geht's um Bordeaux, in ein paar Wochen sehen wir weiter.