Am Sonntagabend diskutierten Uli Stein, Christoph Daum, Thomas Eichin und Ewald Lienen wild über Dortmunds Trainer Lucien Favre und Kapitän Marco Reus.
Auch nach dem 0:0-Remis gegen Erzrivale Schalke bleibt die Personalie Favre umstritten. Der BVB-Coach stößt vielen Fans und Spielern mit seiner distanzierten Art vor den Kopf. Äußerungen, der Schweizer passe charakterlich nicht zum extrovertierten Pott-Klub, häufen sich.
Der ehemalige HSV-Keeper Uli Stein hat eine klare Meinung zum Auftreten des 61-Jährigen. "Im Endeffekt spiegelt das, was die Mannschaft auf dem Platz zeigt, nur das wieder, was der Trainer an der Seitenlinie vorgibt. Da kommen keine Emotionen. Selbst im Derby fiebert er nicht richtig mit", moniert Stein und erklärt: "Die Dortmunder brauchen einen echten Motivator, der die Spieler richtig anpackt."
Vereinsbosse müssen sich vor Favre stellen
Daum wiederum nimmt den Coach in Schutz und die Mannschaft in die Pflicht: "Durch die immer mehr einsetzende Trainer-Diskussion habe ich das Gefühl, dass man den Spielern ein Alibi verabreicht. Nach dem Motto: Es liegt nicht an uns, sondern am Trainer."
Das wiederum empfindet Daum als falsche Kommunikation, da in letzter Instanz die Spieler für den Erfolg verantwortlich sind. "Wo kommen wir denn da hin? Soll Favre sich das Trikot selber überziehen und auf den Platz gehen? Nein", meint der Trainer. In den Augen des 66-Jährigen liegt die Verantwortung nun bei der Führungsetage der Schwarz-Gelben. Hans-Joachim Watzke, Michael Zorc, Matthias Sammer und Sebastian Kehl, auf den Daum große Stücke hält, müssten sich geschlossen hinter Favre stellen und sich die Profis zur Brust nehmen.
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Zustimmung bekommt der gebürtige Zwickauer von Lienen, der den Trainer "nicht danach bewerten will, wie er an der Seitenlinie steht". Der Sky Experte: "Es ist wichtiger, was für Spielertypen du hast. Dortmund hat zu viele technische Spieler. Es fehlen echte Leader vor der Abwehr, die jeden Zweikampf gewinnen können, wenn sie es denn wollen."
Spieler müssen mehr Führungsqualitäten zeigen
Ohnehin kommen die Spieler trotz der sportlich schlechter werdenden Lage zu gut weg. Vor allem Reus, der als Kapitän der Mannschaft vorangehen sollte, kommt seinen Pflichten als Leader nicht nach. Auf dem Platz hapert es beim Fußballer des Jahres nicht nur spielerisch.
"Wenn ich Marco Reus vorne sehe, der spielt das, was der Trainer vorgibt. Keine Emotionen, da ist nichts", bemängelt Stein. Der deutsche Nationalspieler sei sogar "der erste, der abtaucht, wenn es nicht läuft. Und das als Kapitän".
Auch Axel Witsel und Mats Hummels, die als positive Beispiele dienen sollten, sieht der Ex-Torhüter nicht in den Führungspositionen, die sie eigentlich bekleiden sollten. Die Defensiven treten laut Stein sowieso nicht so auf, wie es für eine "meisterschaftstaugliche Mannschaft" nötig wäre. So fehle den Borussen, die früh ihre Titelambitionen verkündeten, momentan an gleich drei Stellen die Qualität.