Carlo Ancelotti ist Geschichte, der erhoffte Aufschwung blieb aus: Nach dem bitteren Remis in Berlin muss sich der Rekordmeister in der Länderspielpause neu sortieren. Die Spieler sind weit hinter ihrem Leistungsmaximum, was auch Thomas Müller feststellt.
Der Ur-Bayer ist nach der gefühlten Niederlage gegen die Hertha sichtlich geknickt, blickt bei Sky noch einmal auf den Rauswurf von Ancelotti zurück: "Wir wurden unterrichtet und haben uns von Carlo Ancelotti und seinem Team verabschiedet - das war auch sehr emotional. Selbst im Fußball arbeiten ja auch Menschen. Es ist immer bitter, wenn jemand gehen muss."
Von zwischenmenschlichen Problemen wollte Müller nichts wissen, stützt den entlassenen Trainer: "Es war sicherlich nicht so, dass es auf der menschlichen Eben nicht gepasst hat Es war die Art und Weise, wie wir gespielt haben und die Ergebnisse, die nicht gestimmt haben."
In Berlin soll im ersten Spiel unter Interimstrainer Willy Sagnol der Befreiungsschlag gelingen. Das sieht zunächst gut aus: Hummels bringt die Bayern in Führung, Lewandowski legt nach. "Wir hatten uns hier heute richtig viel vorgenommen. Dass wir nach 50 Minuten hier schon 2:0 führen, hatten wir so vor gehabt, das danach war nicht im Plan."
Ansprüche nicht erfüllt
Erstmals verspielte der Rekordmeister in zwei aufeinanderfolgenden Ligaspielen eine Zwei-Tore-Führung, lässt sich von hartnäckigen Berlinern noch zwei Tore einschenken. Zudem verletzt sich Franck Ribery schwer am Knie und fällt lange aus. Robben, der in Paris auf der Bank saß, wird nach einer schwachen Partie ausgewechselt.
Zwei Wochen hat der Verein jetzt Zeit, auf Fehlersuche zu gehen. Für Müller liegen die Probleme in erster Linie in der Spielweise, er nimmt sich und die Mannschaft in die Pflicht. "Wenn man sich die Spiele anschaut, haben wir nicht so dominant und fehlerlos agiert, wie es den Ansprüchen des FC Bayern entspricht - das kann viele Gründe haben. Es ist auch so, dass wir Spieler in der Pflicht sind", sagte der 28-Jährige gegenüber Sky Sport Reporterin Esther Sedlaczek.
"Wir stehen auf dem Platz"
In der Offensive und Defensive offenbart der Meister in den vergangenen Spielen große Schwächen. Grund allein soll nicht die Trainingsarbeit unter dem 58-jährigen Ex-Coach gewesen sein: "Letztendlich stehen wir auf dem Platz - die Qualität der Spieler ist absolut vorhanden. Man kann nicht nur sagen, Ancelotti hat alles falsch gemacht und alle anderen sind fein raus. Jeder muss vor der eigenen Haustür kehren und schauen, dass er wieder an seine 100 Prozent kommt."
Doch wer soll die Rückkehr zum Ligaprimus hauptverantwortlich leiten? Nach der gestrigen Performance wird deutlich: Der Mannschaft muss jetzt geholfen werden. Die Trainersuche sei laut des Nationalspielers aber "eine Sache, die der Verein zu klären hat. Wir Spieler müssen uns auf das konzentrieren, was auf dem Platz passiert. Wir müssen uns mit uns selbst auseinandersetzen und uns selbst hinterfragen."