Hat denn keiner Lust zu kaufen? Die Interaktionen auf dem Transfermarkt scheinen mager wie selten zuvor. Nur wenige Top-Deals wurden bislang abgeschlossen. Doch im Hintergrund brodelt es gewaltig.
Für stolze 85 Millionen Euro wechselt Jadon Sancho vom BVB zu Manchester United. Damit ist der bislang teuerste Transfer dieser Wechselperiode. Der nächstgrößte Deal, abgesehen von zahlreichen Stars, die ablösefrei den Verein wechselten, war der von Achraf Hakimi zu Paris Saint-Germain. 60 Millionen Euro erhielt Italiens Meister Inter Mailand für den Flügelspieler.
Doch hohe Ablösesummen könnten schon bald fällig werden, denn die Verantwortlichen sind im Hintergrund aktiv. "Es wird vorbereitet, es wird verhandelt, das sind die sogenannten Cappuccino-Gespräche", weiß Sky Transfer-Experte Marc Behrenbeck. Die Vereine sprechen dabei nicht nur mit ihren Wunschspielern, sondern mit einer Vielzahl an Akteuren.
Mega-Deals werden vorbereitet
Oftmals warten die Klubs ab, bis ein Spieler den eigenen Verein verlässt, um dann erst die Lücke auf dieser Position zu füllen. Deshalb könnte es beim BVB mit PSV-Star Donyell Malen nun ganz schnell gehen. Wenn erst einmal viel Geld über den Tisch geht, wie es beim Sancho-Deal der Fall war, könnte das Transfer-Domino beginnen.
"Wir stehen kurz davor, dass die großen Domino-Steine umfallen", so Behrenbeck. Damit meint er, dass die ersten Mega-Deals offiziell gemacht werden könnten. Einer davon war wohl schon Sancho. Viele Deals könnten über die Bühne gehen, sobald der Markt ins Rollen gekommen ist. Aufgrund der langen Verweildauer, ist aber auch nicht auszuschließen, dass so mancher Deal platzt. Behrenbeck ist sich allerdings sicher: "Alle werden nicht platzen."
Eine beispielhafte Position für den Domino-Effekt ist die des Neuners. Manchester City, der FC Chelsea und auch Manchester United suchen allesamt nach einem Stürmer für die kommende Saison. Eine der wichtigsten Ausgangsfragen dabei: Geht Harry Kane zu City? Wenn ja, sucht auch Tottenham einen neuen Angreifer. Dann kommt es laut dem Sky Transfer-Experten darauf an, welche Spieler ihre Vereine überraschend doch verlassen werden.
Bundesliga-Stars mitten im Transfer-Domino?
Zwei dieser Akteure, die ihren Klub eigentlich nicht verlassen dürfen, sind Romelu Lukaku (Inter Mailand) und Bayern-Star Robert Lewandowski. Beide sind "unverkäuflich", bei einem hohen Angebot könnten aber auch sie wechseln. Falls die Top-Stürmer allerdings nicht anbeißen, wird auf das "zweite Regal" zurückgegriffen. Bundesliga-Stars wie Sasa Kalajdzic und Wout Weghorst sollen dann in den Fokus der besten Teams Europas rücken.
Vereine aus England sowie PSG haben nämlich schon jetzt genug Geld, um Top-Deals abzuschließen. Der Stein könnte also durchaus auf der Insel ins Rollen kommen. Anders sieht es in den verbliebenen Top-Ligen Europas aus. In Spanien ist die finanzielle Lage der beiden Aushängeschilder Real Madrid und FC Barcelona stark angespannt. Die Katalanen haben momentan vor allem mit der Gehaltsobergrenze in La Liga zu kämpfen. Aufgrund dieser kann Mega-Star Lionel Messi seinen Vertrag momentan wohl noch nicht unterzeichnen.
Dem FC Bayern sind die Hände gebunden
In der italienischen Serie A sind die Vereine darauf erpicht, Spieler aus den eigenen Reihen zu verkaufen. Erst dann ist das Budget vorhanden, um neue Profis zu verpflichten.
Denn die Corona-Pandemie hinterlässt weiterhin seine Spuren. Aufgrund der Auswirkungen verzeichnete auch der deutsche Rekordmeister FC Bayern einen Umsatzverlust von 150 Millionen Euro. Das teilte Aufsichtsratschef Herbert Hainer Anfang des Monats mit.
Nachdem Dayot Upamecano für über 40 Millionen Euro von RB Leipzig kam, haben die Bayern kaum Handlungsspielraum. Deshalb könnten sie auf Leihgeschäfte setzen. Diese könnten wohl noch verstärkter genutzt werden als in den beiden vergangenen Transferperioden.
Auch Tauschgeschäfte werden an ihrer Beliebtheit nicht einbüßen. Aufgrund der Corona-Krise und den Turnieren im Sommer wird sich die Hochphase nach hinten verschieben. Viele Deals könnten noch kurz vor oder sogar am Deadline Day (31. August) über die Bühne gehen. So war es auch im Winter. "Das wird auf jeden Fall eine sehr intensive Phase", so Behrenbeck.
Bis dahin wird bei den Gesprächen sicher noch der ein oder andere Cappuccino getrunkne,.