Den italienischen Riesen ausgeknockt, den ersten Sieg in der Champions League seit fast 15 Jahren eingefahren - und doch fragte Deniz Undav noch im Bauch des Juventus Stadiums: "Wir sind unter Zugzwang, oder?"
Am Samstag wartet Holstein Kiel in der Bundesliga, wo es zuletzt nur zwei Punkte aus drei Spielen gab. Für Undav ist klar: "Wir müssen gewinnen!" Um dann anzufügen: "Wenn wir spielen wie heute, bin ich guter Dinge."
Tatsächlich ist es so: Sollte der VfB gegen den Aufsteiger auch nur annähernd an den imposanten Gastauftritt in der Königsklasse am Dienstagabend bei Juventus anknüpfen, die Störche dürften chancenlos sein. Den italienischen Rekordmeister hatten die Schwaben über weite Teile des Spiel eingeschnürt, kaum eine Tormöglichkeit zugelassen - und kurz vor Schluss selbst eiskalt zugeschlagen, nachdem zuvor eine Fülle bester Chancen und ein Elfmeter von Enzo Millot (86.) ungenutzt geblieben waren.
"Haben eine brutale Leistung gezeigt"
Am Ende stand ein spätes, aber hochverdientes 1:0 (0:0) bei der Alten Dame durch den Treffer von Joker El Bilal Toure in der zweiten Minute der Nachspielzeit. "Wir haben eine brutale Leistung gezeigt", befand Undav, "wir haben weltklasse verteidigt. Und bei Balleroberungen haben wir versucht, Nadelstiche zu setzen." Was erstaunlich gut gelang gegen das in dieser Saison in Pflichtspielen zuvor noch ungeschlagene, gegen Stuttgart aber erschreckend schwache Juve.
"Wir waren in der Lage, sie zu beeindrucken", sagte Trainer Sebastian Hoeneß hoch erfreut, "das ist nicht alltäglich." Nicht alltäglich war auch der Spielverlauf, der für die drückenden Stuttgarter zunächst eine Menge Rückschläge bereithielt, ehe Toure doch noch das goldene Tor erzielte. Ermedin Demirovic hatte in der ersten Halbzeit nur den Pfosten getroffen, in Hälfte zwei wurde ein Undav-Treffer wegen Handspiels aberkannt.
Außerdem hatte Millot per Foulelfmeter die große Gelegenheit zur überfälligen Führung, scheiterte aber an Torhüter Mattia Perin. "Da dachte ich, das gibt's doch nicht", sagte Undav. Dass sich der VfB sechs Minuten später doch noch belohnte, fand Abwehrboss Jeff Chabot "einfach befreiend".
Befreiend zum einen, weil die Canstatter mit dem ernüchternden 0:4 beim FC Bayern ins Piemont gereist waren. Zum anderen, weil nach dem 1:3 bei Real Madrid und dem 1:1 gegen Sparta Prag endlich der erste Sieg in der Champions League seit bald eineinhalb Jahrzehnten gelang. Zuletzt hatten die Stuttgarter am 9. Dezember 2009 gegen Unirea Urziceni aus Rumänien (3:1) ein Spiel in der europäischen Eliteliga gewonnen.
Für Stuttgart geht es "Schlag auf Schlag"
Von einem "Abend, den wir lange in Erinnerung behalten werden", sprach der hochzufriedene Sportvorstand Fabian Wohlgemuth. Zu feiern aber gebe es nichts, wie Chabot betonte. Schließlich geht es auch nach Kiel weiter "Schlag auf Schlag": Gegen Kaiserslautern im Pokal, in Leverkusen, in der Königsklasse gegen Atalanta Bergamo und dann gegen Eintracht Frankfurt.
Bei der Vorbereitung auf das straffe Programm helfen Sternstunden wie in Turin. "Die nächsten Trainingseinheiten", sagte Chabot, "werden Spaß machen mit dem Gefühl, das wir jetzt gerade haben."
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