Nach den jüngsten Diskussionen um den Videobeweis will sich der DFB wohl Rat von früheren Profis holen. Sky Experte und Ex-Schiedsrichter Peter Gagelmann befürwortet die Idee.
Ehemalige Fußballprofis als Ratgeber? Im Zuge der wieder lauter werdenden Videobeweis-Diskussion in der Bundesliga plant der Deutsche Fußball-Bund offenbar, die zu engagieren, die früher oft mit den Schiedsrichtern gestritten haben.
Sky Experte Peter Gagelmann befürwortet die Idee, hat aber leichte Zweifel an ihrer Umsetzbarkeit. "Jede Unterstützung ist gut und jeder ist willkommen, aber ich bin gespannt, ob sich jemand meldet", sagte der ehemalige Referee am Dienstag.
"Früher schon versucht, ehemalige Profis zu bekommen"
"Diese Diskussion hatten wir schon vor 20 Jahren, als die Schiedsrichter wegen fraglicher Entscheidungen in der Diskussion waren. Auch da haben wir natürlich immer versucht, ehemalige Profis zu bekommen, die den Job des Schiedsrichters übernehmen", erinnert sich Gagelmann. Das Problem sei aber: "Es mag keiner die Verantwortung übernehmen."
DFB-Videochef Jochen Drees hatte zuvor die Einbindung von Ex-Profis in Aussicht gestellt. "Ehemalige Profis mit ins Boot zu nehmen, ist ein total sinnvoller Vorschlag. Ich bin dafür sehr offen, das werden wir diskutieren", sagte Drees der Bild.
Wohl kein Einsatz in der Kölner Video-Zentrale
Konkret würde es wohl um Schulungen gehen, in denen die Ex-Profis den Unparteiischen ihre Regelauslegung näherbringen könnten. "Ehemalige Spieler haben noch mal eine andere Sichtweise auf Situationen, das kann uns weiterhelfen", sagte Drees: "Wir haben die Weisheit ja nicht mit Löffeln gegessen, versperren uns keinen neuen Ideen."
Ein Einsatz in der Kölner Video-Zentrale scheint aber derzeit nicht zur Diskussion zu stehen. Ob der DFB mit den Schulungen bereits Anfang Januar im Portugal-Trainingslager startet, ist noch offen. "Viel Zeit ist bis dahin nicht mehr, aber wir werden die Bereitschaft ehemaliger Spieler mal abklopfen", sagte Drees.
Diskussionen am Wochenende, Ärger bei Hannover 96
Am Wochenende hatten mehrere Schiri-Entscheidungen die Gemüter erhitzt. Am Sonntag pfiff beispielsweise Robert Hartmann einen Foulelfmeter für den FSV Mainz 05 gegen Hannover 96, der keiner war, in der 89. Minute aber zum 1:1-Ausgleich für die Rheinhessen führte.
"So können wir den Videobeweis abschaffen. So macht es keinen Sinn, einen Assistenten einzusetzen, der für Gerechtigkeit sorgen soll", hatte 96-Trainer Andre Breitenreiter im Anschluss gesagt. Hannovers Manager Horst Heldt äußerte sich bei Sky sogar so deutlich ("Das ist nicht mehr akzeptabel der ganze Scheiß"), dass der DFB-Kontrollausschuss im Nachgang Ermittlungen einleitete.
Gagelmann: "Es gab auch gute Entscheidungen"
Gagelmann wies darauf hin, es habe am Wochenende auch gute Entscheidungen gegeben. "Bei Mainz gegen Hannover wurde am Ende ein Abseitstor zurückgenommen, was im normalen Ablauf nicht erkennbar war. Da hat Köln sehr gut interveniert, sonst hätte Hannover vielleicht 1:2 durch ein irreguläres Tor verloren", erklärte der Sky Experte.
Über die richtigen Entscheidungen werde aber nicht diskutiert. Überhaupt sei die Diskussion im Fußball eine ganz spezielle. "Wir haben in anderen Sportarten auch vermeintliche Fehlentscheidungen, aber im Fußball wird wesentlich emotionaler diskutiert", sagte Gagelmann. (Sky Sport/sid)