Am Ende musste der 1. FC Köln die Reißleine ziehen. Peter Stöger muss nach viereinhalb Jahren den Klub verlassen. Was ist schief gelaufen beim Effzeh? Bei "Wontorra - der KIA Fußball-Talk" diskutieren die Experten über die Probleme in Köln.
Es war einer der Gänsehaut-Momente, als Kölns Trainer Peter Stöger nach Abpfiff in die Kurve der Kölner schreitete und seinen Hut vor den Fans zog. Als hätte sich der Österreicher schon von seinem Effzeh verabschiedet, trotz des ersten Ausrufezeichens seit Wochen. Alles deutete schon darauf hin, dass der Trainer nach dem 2:2 auf Schalke seinen Stuhl räumen muss. Bei lediglich drei Punkten aus 14 Spielen und einer Tordifferenz von minus 21 sahen sich die Verantwortlichen nun offenbar zum Handeln gezwungen.
Ruthenbeck übernimmt Köln bis zur Winterpause
Um 12:25 Uhr war es dann auch offiziell: Der Verein verkündete die Trennung von Trainer Peter Stöger. Bis zur Winterpause wird U19-Coach Stefan Ruthenbeck das Kommando beim Effzeh übernehmen.
Lange hielt man am Geißbockheim am 51-jährigen Stöger fest, zwischenzeitlich war ein Abstieg mit ihm in die 2. Bundesliga gar denkbar. Auch weil sie dem Wiener so viel zu verdanken haben. 2013 übernahm der Österreicher den Klub in der zweiten Liga und führte Köln direkt in wieder ins Oberhaus - und in der letzten Saison gar in die Europa League.
Jetzt zog Köln die Reißleine, obwohl die Chemie zwischen Verein, Fans, Stadt und Coach so gut zu passen schien. Gerade deshalb können viele FC-Anhänger die Entscheidung der Bosse nicht verstehen. Auch die Spieler standen hinter ihrem Trainer: Es gab weder ein böses Wort, noch spielte die Mannschaft gegen den Coach. Im Gegenteil: Das Team spielte seit Wochen für den Trainer. Das bestätigen auch der Ex-FC-Sportdirektor Volker Finke und Sky Experte Didi Hamann bei "Wontorra - der KIA Fußball-Talk".
Nun steht der FC mit leeren Händen da - ohne Cheftrainer und Sportdirektor. Verwandelt sich Köln vom Vorzeigeklub wieder zum Karnevalsverein? Am Samstag wurde öffentlich, dass sich die FC-Bosse mit Dietmar Beiersdorfer zu einem Gespräch getroffen haben.
Finke kritisiert Kölns Vereinsführung
Ein Unding, findet Volker Finke. "Eigentlich müsste man das Ding gleich zu den Akten legen. Es ist ein Unding, dass man in diesen Stunden offensichtlich in ein für Jedermann zugängliches Hotel geht, um sich von der Vereinsführung mit Didi Beiersdorfer zu treffen. Das geht nicht", so der 69-Jährige. Er geht sogar noch ein Stück weiter und sieht es als ein Kölner Problem. Typisch Köln eben! "Es gehöre offensichtlich immer wieder zum Verein, dass diese Dinge nicht seriös und diskret vorbereitet werden", kritisiert er.
Sowohl Finke als auch Hamann glauben, dass der 1. FC Köln wieder Ordnung in den Verein bringen muss. Man müsse in erster Linie einen Sportdirektor suchen und dann erst den Trainer. Seit dem Weggang von Jörg Schmadtke fehlt die sportliche Kompetenz in der Vereinsführung. Für Sky Experte Hamann war es eine katastrophale Entscheidung sich von Jörg Schmadtke zu trennen.
Kehl, Beiersdorfer, Allofs - wer wird der neue Sportdirektor?
Aber wer könnte der neue starke Mann in Köln werden? Kandidaten gibt es viele: Neben den Routiniers Dietmar Beiersforder und Klaus Allofs schwirrt auch der Name Sebastian Kehl durch die Hallen. Didi Hamann steht einem Engagement des Ex-BVB-Kapitäns skeptisch gegenüber: "Ich weiß nicht, ob der Job als Sportdirektor beim 1. FC Köln als Anfänger richtig wäre und er sich einen Gefallen tun würde. Es ist ein unheimlicher Druckjob." Er geht davon aus, der die Kölner eher einen erfahrenen Mann holen werden.