Ralf Rangnick ist in der engeren Auswahl für den Trainerposten beim FC Bayern. Die Sky Reporter Uli Köhler und Torben Hoffmann erklären, warum der 63-Jährige eine gute Lösung für die Münchner wäre und was die Verantwortlichen des FCB beherzigen müssen.
Viererkette, Verschieben, hohes Pressing. Für seine legendäre Präsentation an der Taktiktafel bekam Ralf Rangnick im Dezember 1998 Szenenapplaus im Aktuellen Sportstudio und von den Medien den Spitznamen "Fußballprofessor" verpasst.
Der damals 40-Jährige hatte wenige Monate zuvor für Furore gesorgt und den SSV Ulm 1846 in die 2. Bundesliga geführt. Es war der Beginn einer erfolgreichen Karriere: Aufstieg in die Bundesliga mit Hannover 96 im Jahr 2002, Durchmarsch von der 3. Liga in die Bundesliga mit der TSG Hoffenheim in den Jahren 2007 und 2008 und schließlich 2016 der Bundesligaaufstieg mit RB als Krönung seiner Arbeit in Leipzig.
"Wo Rangnick war, da war Erfolg. Die Aufstiege von Hoffenheim und Leipzig sind ihm und seinen Konzepten zu verdanken", erinnert sich Sky Reporter Uli Köhler. Rangnick habe den deutschen Fußball revolutioniert und maßgeblich beigetragen zu der Entwicklung vom "Rumpelfußball" hin zum modernen Fußball, den die deutsche Nationalmannschaft bei der Heim-WM 2006 gezeigt habe, erklärt Köhler.
Rangnick ist die "ideale Lösung" für den FC Bayern
Deshalb sei Rangnick für ihn auch die "ideale Lösung" als Trainer des FC Bayern. Die Münchner wollen zeitnah ihren neuen Coach präsentieren. "Wir sind in sehr, sehr guten Zügen und hoffen, dass wir da bald weiter sind", hatte Sportvorstand Max Eberl am Samstag bei Sky erklärt.
"Es ist richtig Druck auf dem Kessel", betont Sky Reporter Torben Hoffmann. Es gehe jetzt "darum, einen Konsens bei der Trainersuche zu finden."
Ob Rangnick dieser gemeinsame Nenner ist? Die Verhandlungen laufen, Rangnick ist nach Sky Informationen offen für den Bayern-Job.
Mit dem gebürtigen Backnanger hat es vor der Absage von Xabi Alonso sogar ein Treffen mit den Bayern-Bossen um Sportvorstand Max Eberl gegeben (Sky berichtete). Dennoch konzentrierte sich das Trainerfindungs-Komitee anschließend auf Julian Nagelsmann, der aber seinen Vertrag beim DFB bis 2026 verlängerte. In den vergangenen Tagen gab es neue Gespräche mit Rangnick.
Rangnick entspricht Rummenigges Vorstellungen
Der Schwabe entspricht mit seiner Erfahrung den Vorstellungen des ehemaligen FCB-Vorstandschefs Karl-Heinz Rummenigge, der auch heute noch als Mitglied des Aufsichtsrats ein wichtiges Wort bei der Auswahl des neuen Trainers mitzureden hat.
Rummenigge bevorzuge die Erfahrung eines "Elder Statesman", erklärt Köhler, und diesen Typus verkörpere der mittlerweile 65 Jahre alte Fußballlehrer.
Dass seine Zeit bei Manchester United, im Gegensatz zu seinen vorherigen Stationen, nicht von Erfolg gekrönt war, lag vielmehr am seit Jahren herrschenden Chaos bei den Red Devils als an seiner Arbeit.
Rangnick dreht jeden Stein um
Als Nationaltrainer in Österreich hat er mit der Qualifikation für die EM in Deutschland noch einmal ein Ausrufezeichen gesetzt. "Ich bin Nationaltrainer von Österreich und das bin ich sehr, sehr gerne mit Leib und Seele", hatte Rangnick noch vor zwei Wochen betont. Sein Vertrag läuft bis einschließlich der WM 2026, somit wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Ablöse fällig.
Rangnick ist einer, der sich einer Aufgabe mit voller Hingabe widmet. Einer, der jeden Stein umdreht und alles hinterfragt. Bei seinen früheren Stationen konnte er auch die Entscheidungshoheit für sich beanspruchen, beim FC Bayern ist das anders.
Kimmich, Upamecano und Laimer als Weggefährten
Zwar ist sein typischer RB-Stil nicht Bayern-like, aber die Münchner haben ihr Spiel weiterentwickelt und der als "Taktik-Fuchs" bekannte Rangnick kann sich schnell auf neue Spieler einstellen.
Außerdem kennt er Bayern-Stars wie Joshua Kimmich oder Dayot Upamecano aus gemeinsamer Zeit in Leipzig, Konrad Laimer spielt in Rangnicks ÖFB-Team.
"Bosse müssen Eberl und Rangnick machen lassen"
Als Head of Sport and Development Soccer arbeitete Rangnick schon zu Red-Bull-Zeiten mit dem heutigen Bayern-Sportdirektor Christoph Freund zusammen. Damit es zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit kommt, müssen aber nicht zuletzt die Herren in der Führungsetage überzeugt werden.
"Die Entwicklungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass beim FC Bayern ein Umdenken nötig ist", meint Hoffmann mit Blick auf den am Ende glücklichen Titel in der vergangenen Saison und die in diesem Jahr klar verpasste Meisterschaft: "Wenn die Verantwortlichen die konzeptionellen Veränderungen zulassen, die eine Rangnick-Verpflichtung mit sich brächte, kann der "Fußballprofessor" auch in München erfolgreich sein."
"Man muss dem Trainer den Rücken stärken", fordert Köhler: "Die Bosse müssen den Entscheidungen von Eberl und Rangnick vertrauen und sie einfach machen lassen."
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