Titelkampf trifft Abstiegskampf: Vor dem brisanten Duell zwischen FC Bayern und Nürnberg ist die Ausgangslage glasklar. Nur zwei kleine Faktoren machen Hoffnung auf eine Sensation.
Der FC Bayern ist fokussiert. Um das Rennen im engen Titelkampf zu machen, ist ein Sieg gegen den Club am Sonntag absolute Pflicht (ab 17:30 Uhr live auf Sky Sport Bundesliga 1 HD). Mit einem Sieg kann die Mannschaft von Trainer Niko Kovac den Vorsprung auf den BVB auf vier Punkte ausbauen.
Bei drei Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz hat der Club zumindest eins mit den Bayern gemeinsam: Druck. Für die Nürnberger geht es in den letzten vier Partien um alles.
Über zwölf Jahre ist es her, dass die Münchner gegen den fränkischen Rivalen als Verlierer vom Platz gingen (0:3 im Februar 2007). Viel spricht nicht dafür, dass die Serie reißt.
Viertbeste Rückrunde der Bundesliga-Geschichte
Der Rekordmeister ist im Titel-Endspurt in Top-Form. Kovacs Elf gewann neun der letzten zehn Partien und spielt die viertbeste Rückrunde der Bundesliga-Geschichte. Nur in der Triple-Saison 2012/13 holte Bayern zwischen dem 18. und 30. Spieltag mehr Punkte (39 statt 34).
Gerade bei Kellerkindern zeigten die Münchner zuletzt keine Gnade. Sie gewannen die letzten 17 Duelle bei einem Aufsteiger mit einem Torverhältnis von 58 (!):10. Keine ermutigende Statistik für die Nürnberger.
Nürnberg im Angriff zu harmlos
Der FCN tritt dagegen seit Wochen auf der Stelle. Am 30. Spieltag kassierte man gegen Leverkusen nach zuletzt drei Spielen ohne Niederlage wieder eine Pleite. Das große Problem: Die Defensive steht relativ stabil, aber nach vorne geht nichts. Mit 24 Toren stellt der FCN die schwächste Offensive der Liga.
Ebenfalls erschreckend: In den letzten 24 Bundesliga-Spielen gab es nur einen einzigen Sieg (sieben Remis und 16 Niederlagen). Ganz düster fällt die Statistik gegen Tabellenführer aus. Seit 14 Jahren hat Nürnberg in der Bundesliga nicht mehr gegen einen Tabellenführer gewonnen. Im Februar gab es immerhin ein 0:0 gegen den BVB.
Vor Duell gegen Bayern: Mutmacher für den FCN
Was uns zu den wenigen Lichtblicken für Nürnberg führt. Der FCN hat gezeigt, dass er gute Teams ärgern kann - vor allem zu Hause. Die Franken feierten alle drei Saison-Siege und 15 von 18 Punkten (83%) im eigenen Stadion. In den letzten fünf Heimspielen gab's dazu nur eine Pleite - ein 0:1 gegen Leipzig am 24. Spieltag.
Beim mühsamen und glücklichen 3:2 der Bayern am Mittwoch im Pokal-Halbfinale bei Werder Bremen hat FCN-Interimscoach Boris Schommers gesehen, "dass der FC Bayern auch Chancen zulässt. Die müssen wir effektiv nutzen", so sein Credo. Dennoch weiß auch er: Nürnberg braucht einen "perfekten Tag, um etwas hier zu behalten".
Robert Lewandowski mit Mini-"Flaute"
Ein anderer braucht dafür einen weiteren schlechten Tag: Bayerns Top-Torjäger Robert Lewandowski. Der Pole, der in dieser Saison zum vierten Mal die Torjägerkanone gewinnen kann, blieb zuletzt in der Liga gegen Bremen und Düsseldorf ohne Treffer. Für den Polen ein beachtlicher Wert. Mehr torlose Liga-Partien in Folge gab es für den Stürmer zuletzt im November 2016. Bleibt für die Nürnberger nur zu hoffen, dass das so bleibt.
Gegen Werder (in der Liga) kam Lewy allein achtmal zum Abschluss - ohne Erfolg. In seiner ganzen Bundesliga-Karriere gab es nur zwei Partien, in denen er mehr Torschüsse aufwies und nicht traf. Aber: Beim 3:2-Sieg im Pokal bei Werder traf der Torjäger gleich doppelt.
Niko Kovac warnt vor Existenz-Kampf
Auch wenn es Strohhalme sind, an die sich FCN-Fans vor dem ungleichen Duell klammern müssen. Selbst FCB-Coach Niko Kovac hat es sich nicht nehmen lassen, seine Stars auf der PK eindringlich vor dem Abstiegskandidaten zu warnen.
"Das ist eine Mannschaft, die n ach dem Trainerwechsel schwer zu bespielen ist. Sie steht sehr massiv. Es ist schwierig, da Räume zu finden, wir werden uns schwer tun", prophezeit Kovac: "Es ist Derby, es geht um die Existenz."