In einem dramatischen Saisonfinish hat Werder Bremen den Klassenerhalt gesichert. Die Erleichterung über das Erreichen und anstehende Bestehen in der Relegation kann aber nicht über die schwache Spielzeit hinwegtäuschen. Trainer Florian Kohfeldt hat mehr Baustellen in Bremen, als er beseitigen kann.
Sky Sport blickt auf den Bremer Transfersommer.
Einmal alles ändern
Für Sky Reporter und Bremen-Insider Marcus Jürgensen ist nach dieser Katastrophen-Saison klar: "Alle Mannschaftsteile brauchen Veränderung." Besonders groß ist der Bedarf in der Innenverteidigung: Werder stellte mit 69 Gegentoren die zweitschlechteste Defensive der Liga, das Duo Niklas Moisander und Milos Veljkovic konnte nur selten Bundesliga-Tauglichkeit nachweisen. Einer der beiden wird gehen müssen.
Es braucht einen Innenverteidiger vom Typ Kevin Vogt, dessen Gehalt sich Bremen nicht weiter leisten will. Dazu muss ein Sechser her, ein offensiver Flügelspieler und ein Rashica-Ersatz. Und weil das an Problemen noch nicht reicht, wäre Kohfeldt sehr geholfen, einen neuen Spielmacher und Rechtsverteidiger an die Weser zu locken.
Evolution statt Revolution
All das wird Bremen nicht bezahlen können. Kommen soll Patrick Erras, der Nürnberg ablösefrei verlassen kann. Das Beispiel zeigt, in welchem Regal Werder in diesem Sommer nach Verstärkungen sucht. Max Kruse weckt mit seinem offensiven Werben für eine Bundesliga-Rückkehr Begehrlichkeiten, er wäre auch ein Spielertyp, der Bremen fehlt. Aber es ist unwahrscheinlich, dass Frank Baumann Kruses Gehaltsforderungen erfüllen kann.
Werder hadert noch mit den vorhandenen Spielern: Wird der Vertrag vom verletzungsanfälligen Philipp Bargfrede verlängert? Die gleiche Frage stellt sich bei Fin Bartels und Sebastian Langkamp. Alle drei konnten in der vergangenen Saison ihr Leistungsvermögen nicht abrufen - aber alle Spieler ersetzen, kann sich Bremen finanziell nicht leisten.
Geldquelle Rashica
Fest eingeplant für den Umbau des Kaders sind die Millionen für Milot Rashica. Werder will seinen besten Torjäger der abgelaufenen Saison für rund 25 Millionen Euro verkaufen, Hauptinteressent RB Leipzig bietet aber noch deutlich weniger. Auch der AC Mailand ist an Rashica interessiert, durch die Rangnick-Absage wurde die Italien-Option aber unwahrscheinlicher.
Aber ohne das Geld lassen sich weitere Transfers nur schwer realisieren. Ein weiterer Leistungsträger liebäugelte zuletzt mit einem Wechsel: Davy Klaassen. Ajax Amsterdam hat Interesse. Dessen Berater nahm jetzt aber Wind aus den Segeln: "Die Spekulationen um Davys Zukunft können aufhören, er bleibt definitiv in Bremen'', so Sören Lerby gegenüber deichtstube.de. Verstärkt Werder den Kader aber nicht ausreichend, wird Klaassens Wechselwunsch vielleicht wieder ein Thema an der Weser.
Leihspieler ohne Perspektive, Ausnahme Schmid
Auch die Leihspieler-Armada wird das Qualitätsproblem in Bremen nicht lösen. Gleich neun Profis waren vergangene Saison ausgeliehen, aber nur ein einziger hat eine Perspektive in Bremen: Romano Schmid. Der Österreicher spielte beim Wolfsberger AC eine starke Saison und half dabei, den Klub in die Europa League zu schießen. Kohfeldt setzt auf den Mittelfeldspieler, Schmid soll eine der Stützen der Bremer werden.
Keine Chance hat dagegen Martin Harnik. Der Angreifer war vergangene Saison an den HSV ausgeliehen und könnte jetzt verkauft werden. Für die weiteren Leihspieler Beste (Jahn Regensburg) und Goller (Karlsruher SC) geht die Leihreise weiter.
Transfers hängen an Rashica-Millionen
Einen großen Neuanfang wird es in Bremen nicht geben, dazu fehlt es an Geld. Die Transfers hängen im Moment noch an den Rashica-Millionen, auf die Baumann und Co. innig hoffen. Realistisch für die neue Saison ist eine Kader-Evolution mit punktuellen Verstärkungen.