Geheimfavorit Belgien ist mit einem deutlichen und überzeugenden Sieg gegen Panama in die WM in Russland gestartet. Dries Mertens traf mit einem Traumtor (47.), Romelu Lukaku erzielte einen Doppelpack (69., 75.).
Die seit fast zwei Jahren ungeschlagenen Belgier gaben gegen den Neuling Panama eine Kostprobe ihrer offensiven Extraklasse und siegten überzeugend, aber noch nicht furchteinflößend mit 3:0 (0:0). Ein weiterer Sieg gegen Tunesien in der Gruppe F am Samstag würde höchstwahrscheinlich schon den Einzug ins Achtelfinale bedeuten.
"Die ersten 90 Minuten sind immer schwierig. Jedes Team will der ganzen Welt zeigen, was es kann. In der zweiten Halbzeit haben wir überzeugend gespielt und schöne Tore erzielt", sagte Belgiens Kevin De Bruyne in der ARD.
Im zweiten Spiel der Gruppe G stehen sich am Abend in Wolgograd England und Tunesien gegenüber.
Traumtor von Mertens, Doppelpack von Lukaku
Panama spielte in Sotschi engagiert und ließ sich vom Dritten der FIFA-Weltrangliste keineswegs einschüchtern. Es fehlte allerdings die individuelle Qualität, um dem millionenschweren Star-Angriff der Belgier Einhalt gebieten zu können. So traf Mertens sehenswert volley von halbrechts aus 16 Metern (47.), Romelu Lukaku erzielte die weiteren Tore (69./75.). Ein Punkt gegen England muss für Panama mindestens her, um am letzten Gruppenspieltag ein Finale gegen Tunesien zu haben.
Wann immer bei den vergangenen Turnieren eine mögliche Überraschungsmannschaft gesucht wurde, lautete die Antwort: Belgien! So ist es auch in Russland. Bundestrainer Joachim Löw geht noch weiter, er zählt die Belgier "zum absoluten Favoritenkreis". Allerdings haben sie die hohen Erwartungen noch nicht bestätigt: 2016 (EM) und 2014 (WM) war im Viertelfinale der Ofen aus.
"Es gibt viele Favoriten, wir wollen ein gutes Turnier spielen", sagte De Bruyne.
Panama übersteht erste Druckphase
Das erste Duell mit den anfangs nervösen Panamaern begann, wie es jeder erwartet hatte: mit belgischem Dauerdruck und der allerhöchsten Alarmstufe im gegnerischen Strafraum. Irgendwie überstand Panama die Druckphase, auch, weil Eden Hazard, Bruder des spät eingewechselten Mönchengladbachers Thorgan, einen verheerenden Rückpass von Roman Torres nicht zur Führung verwertete (11.).
Der Kapitän Torres klärte auch Zentimeter vor Lukaku (21.), Belgiens Antreiber Kevin De Bruyne versuchte es per Fernschuss (22.). Hinten aber, da hatten die Belgier ohne ihren Abwehrchef Vincent Kompany (Leistenbeschwerden) das eine oder andere Problem.
Größter WM-Außenseiter baut am Ende ab
Panama ergriff in Ballbesitz durchaus die Initiative. Der kolumbianische Trainer Hernan Dario Gomez war keineswegs auf totale Defensive aus. Warum auch? Schließlich hat er für einen überraschenden Achtelfinaleinzug des maximalen Außenseiters dieser WM (Titel-Quote 1000:1) die Party seines Lebens angekündigt: "Da trinke ich zwei Flaschen Wodka allein."
Seine Spieler lösten ihre Aufgabe nüchtern und konzentriert. Panama spielte mit, ohne für die Hoffnung auf ein Tor zu sehr die nun solidere Abwehr zu entblößten. Ein Eckball (34.) und ein Distanzschuss von Armando Cooper (42.) sprangen für die Mannschaft mit dem Beinamen "Rote Flut" dennoch heraus. Die Nummer 55 der Weltrangliste zeigte, was sie kann.
Allerdings: Als die Kraft nachließ, wurde es allzu rustikal. Fast im Minutentakt zeigte der aufmerksame Schiedsrichter Janny Sikazwe aus Sambia Gelbe Karten. Belgien drückte, rannte aber nicht kopflos an, da ein Konter drohte. Mit dem 2:0 war das Spiel entschieden. (sid)