Nach Aussagen über den Iran steht Jürgen Klinsmann in der Kritik. Nationaltrainer Carlos Queiroz fordert Konsequenzen. Klinsmann hat sich zu den Vorwürfen geäußert.
Die große Mbappe-Show genoss Jürgen Klinsmann noch entspannt im Stadion 974 an der Küste von Doha, wenig später aber prasselte es auf ihn ein. "Diese Bemerkungen über die iranische Kultur, die iranische Nationalmannschaft und meine Spieler sind eine Schande für den Fußball", twitterte Nationaltrainer Carlos Queiroz am Samstagabend erbost - und forderte den Rücktritt des Ex-Bundestrainers aus der Technical Study Group (TSG) des Weltverbandes FIFA.
Was war passiert? Klinsmann, am Samstag Augenzeuge beim französischen WM-Sieg über Dänemark, hatte in seiner Rolle als Experte der BBC Aussagen über die iranische Mannschaft getroffen, die beim Team von Queiroz nach dem 2:0 gegen Wales empört aufgenommen wurden. Zudem stellte der ehemalige Nationalspieler und Weltmeister von 1990 die Qualitäten von Queiroz in Frage.
Klinsmann spricht über "iranische Kultur"
Ein Teil der "iranischen Kultur" sei es, "dem vierten Offiziellen ständig in den Ohren zu liegen", sodass "man ständig seinen Fokus" verliere, hatte Klinsmann unter anderem gesagt. Queiroz, der seine Zeilen mit einem Foto von sich und Klinsmann versah, brodelte. "Ohne mich persönlich zu kennen, stellen Sie meinen Charakter mit einem typischen Vorurteil der Überlegenheit in Frage", schrieb der 69-Jährige.
Queiroz lud Klinsmann, der in Katar Teil einer siebenköpfigen Analysegruppe der FIFA ist, dazu ein, die Sache von Angesicht zu Angesicht zu klären. Er sei jederzeit im Quartier des Iran willkommen - wenn er seinen Posten in der TSG aufgebe. "Wir versprechen Ihnen, dass wir keine Urteile über ihre Kultur, Wurzeln und ihren Hintergrund abgeben werden. Wir versprechen, dass Sie jederzeit willkommen sind in unserer Familie", so Queiroz.
Klinsmann erklärt sich: "Aus dem Zusammenhang gerissen"
Klinsmann zeigte sich am Sonntag gesprächsbereit. "Es gab Dinge, die aus dem Zusammenhang gerissen wurden. Ich werde versuchen, ihn anzurufen und die Dinge zu beruhigen", sagte er bei BBC-Breakfast und betonte, "nie" Queiroz oder "die iranische Bank kritisiert" zu haben: "Ich habe nur ihr emotionales Verhalten beschrieben, das in gewisser Weise sogar bewundernswert ist. Die ganze Bank lebt das Spiel. Sie springen auf und ab, und Carlos ist ein sehr emotionaler Trainer, der ständig an der Seitenlinie steht und versucht, seinen Spielern seine ganze Energie" zu geben.
Am Sonntag reagierte auch der iranische Verband und schloss sich den Forderungen seines Nationaltrainers an. Klinsmann solle sich "entschuldigen", hieß es in einem Statement des FFIRI, der außerdem die FIFA zur Klärung des Vorfalls aufforderte. Auch der Verband lud den früheren Weltklassestürmer ins Trainingslager ein, dort könne er einen Vortrag über die "tausendjährige persische Geschichte" hören. Er werde, schrieb der Verband, auch nicht "nach seinen berühmten Schwalben" beurteilt.
Am Montag meldete sich der frühere Stürmer nochmals zu Wort: "Ich habe viele iranische Freunde und war immer voller Komplimente für ihre Landsleute, Kultur und Geschichte. Ich wünsche ihnen nur das Beste für das Turnier", schrieb Klinsmann auf Twitter.