So plant Hans-Joachim Watzke das Borussia Dortmund der Zukunft
Der geheime Watzke-Plan - und welche Rolle Nagelsmann & Krösche spielen
18.06.2024 | 14:03 Uhr
Nach 20 Jahren geht die erfolgreiche Ära von Hans-Joachim Watzke bei Borussia Dortmund zu Ende - und dennoch hat er alle Hände voll zu tun: Neben der DFB-Krise und der EM im eigenen Land gilt es für ihn auf Klubebene einen geeigneten Nachfolger zu finden.
Watzke ist aktuell neben Carsten Cramer (Marketing) und Thomas Treß (Finanzen) einer von drei Geschäftsführern bei Borussia Dortmund. Neben der sportlichen Verantwortung ist der 64 Jahre alte Funktionär auch Vorsitzender der Geschäftsführung und das Gesicht des Klubs. Einen solchen "Big Boss" soll es in Zukunft nicht mehr geben. Stattdessen planen die Schwarz-Gelben mit drei gleichberechtigten Geschäftsführern. Nach Sky Infos gibt es die Gedankenspiele um einen Vorstandssprecher, der den Verein nach außen repräsentiert. Ein ähnliches Modell fährt Eintracht Frankfurt mit Axel Hellmann seit einigen Jahren erfolgreich.
Watzke sucht also nicht einen 1:1-Nachfolger, sondern einen Mann, der sich vor allem um die sportlichen Geschicke kümmert.
Watzke will Plan im April vorlegen
BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl liebäugelt mit dem Posten des neuen Sportgeschäftsführers. Im Sport1 Doppelpass bezeichnete der Ex-Profi das als "logischen Schritt". Ob der 44-Jährige diesen Job bekommt, ist allerdings noch offen: Zwar weiß man beim BVB um die großen Verdienste des ehemaligen Kapitäns, der auf Michael Zorc als Sportdirektor gefolgt ist und einige gute Deals ausgehandelt hat. Intern wird die Arbeit von Kehl aber von einigen Personen auch kritisch gesehen, da er in Sachen Spielertransfers, Kaderzusammenstellung und Durchsetzungsvermögen (Alvarez-Transfer) nicht immer das beste Händchen bewiesen hat. Mit der Einstellung des mittlerweile entlassenen Slaven Stanic als Koordinator Sport lag er zudem falsch. Gespräche über eine mögliche "Beförderung" fanden ohnehin noch nicht statt.
Diese hat Watzke bislang aber noch mit keinem Kandidaten direkt geführt. Nach Sky Infos will der BVB-Boss dem Präsidialausschuss im April einen konkreten Plan für die Suche des Sportgeschäftsführers und damit auch ein Konzept zur Neuausrichtung vorlegen. Dabei kommen drei theoretische Modelle in Erwägung:
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Drei Modelle für die Watzke-Nachfolge
Modell 1 - Interne Lösung: Kehl würde intern zum Boss aufsteigen. Dazu würde ein neuer Sportdirektor oder Kaderplaner unter ihm agieren. Die Rückkehr des früheren Chefscouts Sven Mislintat (zuletzt Ajax Amsterdam) als möglicher Kaderplaner oder Technischer Direktor spielt in Watzkes Überlegungen eine Rolle. Das könnte aber zu einem Problem werden. Schließlich hat Kehl vor einiger Zeit öffentlich klargemacht, dass es das Modell Kehl/Mislintat unter ihm nicht geben wird.
Modell 2 - Halbinterne Lösung: Hier kämen beispielsweise Michael Zorc oder Matthias Sammer infrage. Dieses Szenario ist nach Sky Informationen allerdings ausgeschlossen, da die Zorc-Lösung nicht innovativ wäre und Sammer nach seinem Schlaganfall im Jahr 2016 keinen operativen Job mit Verantwortung mehr ausüben möchte.
Modell 3 - Externe Lösung: Bei Letzterem würde der BVB einen neuen Mann von außen installieren: Während der zuletzt von einigen Medien ins Spiel gebrachte Fredi Bobic derzeit kein heißes Thema ist, steht Rio-Weltmeister Sami Khedira vor allem bei BVB-Berater Sammer hoch im Kurs.
Watzke schätzt Krösche, aber...
Ein weiterer Kandidat: Markus Krösche! Der Sportvorstand von Eintracht Frankfurt wird von Watzke geschätzt, allerdings gab es bislang noch keinen offiziellen Austausch. Es soll nach Sky Infos lediglich lose über einen Mittelsmann vorgefühlt worden sein. Ohnehin ist das Thema Krösche in Dortmund zuletzt etwas kälter geworden. Die Schwarz-Gelben gehen davon aus, dass der Erfolgsarchitekt in Frankfurt bleibt. Die SGE will verlängern, konkrete Gespräche sind in der Länderspielpause geplant. Ausgang zurzeit noch offen.
Darüber hinaus ist eine Rückkehr von Sven Mislintat, wie oben beschrieben, als Kaderplaner ein Gedankenspiel in Dortmund.
Was wird aus BVB-Coach Terzic?
Chefscout Eduard "Ede" Graf könnte bei der Umstrukturierung ebenfalls eine tragende Rolle einnehmen. Der Talentespäher ist seit 2013 im Verein, identifiziert sich voll mit dem Pott-Klub und war bei vielen "Big Deals" (unter anderem der ersten Verpflichtung von Jadon Sancho) mit involviert.
Das Stühlerücken in Dortmund könnte auch den Trainerposten betreffen, schließlich hat Edin Terzic über den Sommer hinaus keine Job-Garantie. Vonseiten Watzkes besteht zwar noch Rückhalt, dennoch hängt diese von einer möglichen CL-Quali ab. Aktuell steht Dortmund auf dem vierten Rang, allerdings ist spielerisch kaum eine Weiterentwicklung zu erkennen. Auch bei den Führungsspielern wird der Coach zum Teil kritisch gesehen.
Watzke ist großer Nagelsmann-Fan
Bundestrainer Julian Nagelsmann ist in der Folge durchaus ein ernst zu nehmendes Thema. Watzke schätzt den früheren Bayern-Coach sehr und hat ihn auch zum DFB geholt. Zudem stand der 36-Jährige bereits in der Vergangenheit zwei Mal kurz vor einem Engagement in Dortmund. Der Bundestrainer will nach Sky Informationen noch vor der EM eine Entscheidung über seine Zukunft treffen. Aktuell geht die Tendenz dahin, dass er das Arbeitspapier beim DFB nicht verlängern wird. Mit dem BVB hat es allerdings noch keinen direkten Kontakt gegeben.
Ein Wechsel ins Ausland ist für den früheren Hoffenheim- und Leipzig-Trainer durchaus eine Option. Auch bei den Bayern hat Nagelsmann nach wie vor Befürworter. Die Zukunft des Coaches ist also weiterhin offen, selbiges gilt für die von Terzic.
In der Folge bleibt auch der bisherige Co-Trainer Nuri Sahin definitiv ein Kandidat für eine mögliche Trainer-Nachfolge im Sommer bei Borussia Dortmund.
Klar ist: Watzke, der nach seinem Ausscheiden im Herbst 2025 als logischer Anwärter auf das Präsidentenamt gilt, hat auf seiner Abschiedstournee als Big Boss noch eine Menge Arbeit zu erledigen.
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